„Immer wieder wird unser Gott gekreuzigt, wenn sie voller Hass ihre menschenverachtenden Parolen brüllen, auf offener Straße, Kinder einander töten. Wir stehen unter dem Kreuz mit den Menschen in der Ukraine, die auf Frieden hoffen, aber Gewalt und Hass ausgesetzt sind. Auch mit den Menschen in der Türkei und in Syrien – nach dem katastrophalen Erdbeben – stehen wir unter dem Kreuz der Ohnmacht und der Fragen, wie es weitergehen kann. Unser Gott wird gekreuzigt, wenn sie Demonstranten, die auf Unrecht hinweisen, und Journalistinnen, die die Wahrheit berichten, ins Gefängnis sperren, foltern und ermorden“, sagte der Weihbischof. Als weitere Beispiele nannte er den Umgang mit Flüchtlingen, die Asyl suchen sowie die Abholzung des Regenwaldes zur Befriedigung von Geldgier. Und: „Unser Gott wird auch gekreuzigt, wenn das Evangelium nicht dem Menschen dient, wie es uns Jesus zeigt, sondern wenn es missbraucht wird für Engstirnigkeit und Engherzigkeit, wenn Menschen Diskriminierung erfahren wegen ihrer Orientierung, egal in welchem Feld. Hier sehen die Menschen im Augenblick viel Dunkel und zu wenig Licht, auch im Blickfeld der Kirche.“
Die Passion bedeute jedoch nicht nur Leid, sondern auch Leidenschaft. Jesus habe das Leid nicht beseitigt, erklärte Lohmann, aber deutlich gemacht, wie bedingungslos und leidenschaftlich Gott die Menschen liebt. „Das Kreuz ist ein Geschenk der Liebe“, sagte der Weihbischof. Es erinnere die Menschen daran, dass Gott sie in ihrem Leid nicht allein lässt: „Wir verstehen nicht, warum er das Leid zulässt, aber er ist da, mitten im Leid, in der Trauer, in der Verzweiflung, in der Angst. Er ist da, wenn Beziehungen zerbrechen, wenn ein lieber Mensch stirbt, wenn die Ärzte nicht mehr weiterwissen, wenn Menschen einfach nicht mehr können.“ Leid und Kreuz seien auch verbunden mit der Hoffnung auf Licht und Leben. „Das Kreuz des Jesus Christus“, schloss Weihbischof Lohmann seine Predigt, „durchkreuzt unser Leben und macht alles neu.“
Christian Breuer