
Weihbischof Rolf Lohmann hat die Osternacht am Niederrhein gefeiert.
© Bistum MünsterAls Symbol für den brüchigen Glauben vieler Menschen nannte Lohmann die Grabeskirche in Jerusalem: „Seit einem Erdbeben 1927 wird die Kapelle über dem Heiligen Grab nur noch durch ein Stahlgerüst zusammengehalten.“ Der Glaube an die Auferstehung Jesu Christi sei heute ebenso gefährdet – nicht wenige hielten Ostern für bedeutungslos oder sähen es lediglich als kulturelles Fest. „Ohne Ostern aber bleibt vom Glauben bestenfalls noch ein wenig Folklore“, betonte der Weihbischof Lohmann.
Er erinnerte daran, dass auch die ersten Zeugen des leeren Grabes zunächst nicht glaubten. Erst die wiederholte Begegnung mit dem Auferstandenen habe sie verwandelt und in die Welt gesandt. „Nicht das leere Grab lässt uns glauben, sondern dass der Herr auch heute immer neu begegnet – im Gebet, in den Sakramenten, in der Eucharistie und in notleidenden Menschen.“ Ostern sei die Geburtsstunde der Hoffnung, betonte Lohmann: „Alle menschliche Hoffnung zerbricht letztlich am Tod. Erst Ostern macht echte Menschlichkeit möglich.“ Wenn der Tod nicht das letzte Wort habe, lohne es sich, sich für andere einzusetzen – für Menschenwürde, für Gerechtigkeit und gegen Resignation. „Ostern stellt das Urprinzip des Stärkeren auf den Kopf: Es ist der Sieg der ohnmächtigen Liebe.“
Mit Blick auf das kommende Heilige Jahr erinnerte der Weihbischof an Papst Franziskus: Christinnen und Christen seien „Pilger der Hoffnung“, erklärte er. Lohmann: „In dem Augenblick, wo ich die Hoffnung habe, dass diese Welt, dieses Leben nicht alles ist, kann ich aufhören, nur an mich und meinen Vorteil und mein Überleben zu denken, jetzt kann ich mich einsetzen für andere. Erst Ostern macht echte Menschlichkeit möglich. Deswegen ist unser Einsatz so wichtig für Menschenwürde und Recht auf Leben, für die gleiche Würde aller und gegen wachsenden Extremismus, Antisemitismus und Resignation. Hier wird deutlich, was auf dem Spiel steht, wenn der Glaube an Ostern immer mehr zerbröselt und am Ende gar verloren ginge. Es steht nichts weniger als die Welt auf dem Spiel. Um auf das Bild vom Heiligen Grab in Jerusalem zurück zu kommen, das nur vom Stahlgerüst noch zusammengehalten wird: In Wirklichkeit ist der Osterglaube das Stahlgerüst, das diese Welt zusammen hält. Wir, die Christen, unser lebendiger Glaube, unsere Hoffnung, die von Ostern her kommt, halten diese Welt zusammen. Deshalb müssen wir diese Hoffnung hinausrufen in diese Welt.
Christian Breuer