Weihbischof Lohmann zum päpstlichen Schreiben "Laudate Deum"

, Bistum Münster

Anlässlich der Veröffentlichung des Apostolischen Schreibens „Laudate Deum – An alle Menschen guten Willens über die Klimakrise“ hat sich am 4. Oktober Weihbischof Rolf Lohmann, Vorsitzender der Arbeitsgruppe für ökologische Fragen der Deutschen Bischofskonferenz, zu den Erwartungen des Papstes an die Weltklimakonferenz Ende diesen Jahres in Dubai (COP28) und zu deren Bedeutung für die Kirche in Deutschland geäußert:

Porträtfoto von Weihbischof Rolf Lohmann

Weihbischof Rolf Lohmann

© Bistum Münster

„Mit der Veröffentlichung seines Apostolischen Schreibens Laudate Deum – An alle Menschen guten Willens über die Klimakrise konkretisiert Papst Franziskus seine Überlegungen und Forderungen, denen er bereits im Vorfeld der Weltklimakonferenz in Paris 2015 mit der Enzyklika Laudato si’ Ausdruck verliehen hat. Der Papst ist getrieben von der Sorge, dass die global vereinbarten Ziele nicht eingehalten werden und dass die bisherigen Anstrengungen der Menschheit bei Weitem nicht ausreichen, um den Klimawandel noch aufzuhalten, dessen Auswirkungen vor allem zu Lasten der Armen und am meisten gefährdeten Menschen gehen (3). Deshalb dürfen die ökologischen und sozialen Probleme, der Einsatz für die Umwelt und die Armen niemals getrennt werden. Der Papst wiederholt seine früheren Mahnungen ‚Alles ist miteinander verbunden‘ und ‚Niemand rettet sich allein‘ (19). Er sieht den Klimawandel als umfassende Herausforderung, die eindeutig menschengemacht ist (11–14) und über den Menschen hinaus beispielsweise auch die Artenvielfalt (15) immer weiter gefährdet.

Eine Schlüsselrolle sieht der Papst bei den Weltklimakonferenzen, denen er die beiden Kapitel 4 und 5 des Schreibens widmet. Seine Bilanz fällt nicht gut aus, wie er in den Einschätzungen zu den vergangenen Konferenzen ausführt. Sicherlich war das Abkommen von Paris die erste weltweite Vereinbarung zum Klimaschutz, auf die sich fast alle Staaten einigten, weshalb das Pariser Abkommen (2015) ‚als Neuanfang angesehen werden‘ kann (47). Papst Franziskus kritisiert aber zugleich den zu großen Ermessensspielraum bei den Bestimmungen des Abkommens von Paris sowie die fehlenden Sanktionen bei der Nicht-Erfüllung der Ziele (47) und das Fehlen eines Monitorings bzw. allgemeiner Vergleichskriterien (48). Auch die COP25 in Madrid (2019), die COP26 in Glasgow (2021) und die COP27 in Sharm El Sheikh (2022) sieht er in ihren Ergebnissen als unzureichend an (49–51). Sein Fazit lautet, dass die Maßnahmen bisher nicht konsequent genug umgesetzt würden und dass Länder immer wieder das globale Gemeinwohl ihren nationalen Interessen unterordneten (52).

In Kapitel 5 formuliert er dahingehend seine Erwartungen an die diesjährige COP28 in Dubai. Seine Grundhaltung dazu ist so nüchtern wie klar: ‚Zu sagen, dass man sich nichts zu erwarten braucht, gliche einer Selbstverstümmelung, denn es würde bedeuten, die gesamte Menschheit, insbesondere die Ärmsten, den schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels auszusetzen‘ (53). Unter dieser Prämisse erwartet Papst Franziskus, dass ‚die COP28 zu einer deutlichen Beschleunigung der Energiewende mit wirksamen Verpflichtungen führt, die einer dauerhaften Überwachung unterliegen‘, wodurch die Konferenz ein ‚Wendepunkt‘ sein könne (54). Der Papst beklagt den sich fortsetzenden weltweiten Anstieg der Emissionen (55). Er warnt davor, ‚an einen kritischen Punkt zu gelangen‘ und ermahnt: ‚Wenn auch die Maßnahmen, die wir jetzt anwenden, mit Kosten verbunden sind, so werden diese noch wesentlich höher sein, je länger wir warten‘ (56). ‚[W]ir laufen Gefahr‘, so der Papst, ‚in einer Logik des Ausbesserns, des Flickens und des Anbindens gefangen zu bleiben, während im Untergrund ein Prozess der Verschlechterung voranschreitet, den wir weiter fördern‘ (57). Er warnt davor, Maßnahmen als ‚grün‘ zu verspotten und stützt Klimaaktivisten explizit den Rücken (58).

Was aber heißt das konkret für uns? Als Kirche, Gesellschaft und Weltgemeinschaft sollten wir uns an den drei Merkmalen orientieren, die der Papst für ‚verbindliche Formen der Energiewende‘ aufzählt: ‚dass sie effizient sind, dass sie verpflichtend sind und dass sie leicht überwacht werden können‘ (59). Ich nehme dies für die katholische Kirche in Deutschland als Maß, an dem wir unsere eigenen Anstrengungen messen lassen müssen. Schon heute wird in den deutschen (Erz-)Diözesen viel getan, beispielsweise beim Gebäudemanagement, bei der Mobilität oder der nachhaltigen Beschaffung. Doch das ist nicht genug und wir müssen mehr tun! In vielen (Erz-)Diözesen gibt es Beschlüsse, dass sie klimaneutral werden wollen. Die Deutsche Bischofskonferenz hat vor fast genau zwei Jahren, im Oktober 2021, ihren ersten Klima- und Umweltschutzbericht veröffentlicht. Für diesen Bericht ist eine Fortschreibung in Planung, die wesentlich konkreter gefasst werden soll. Dabei müssen wir uns von Laudate Deum leiten lassen. Mit einem auf diese Weise geschärften Blick schauen wir dann neu auf unsere Anstrengungen. Wir wollen uns, dem Papst folgend, zu einem Engagement für die Schöpfung verpflichten, das nicht nur effizient ist, sondern dessen Erfolg auch überwacht wird, um uns weiter zu verbessern.“

Deutsche Bischofskonferenz