Weihbischof Stefan Zekorn eröffnet die Kevelaerer Wallfahrt

Einen tieferen Blick auf die Geschehnisse in der Welt zu werfen. Das hat der Münsteraner Weihbischof, Dr. Stefan Zekorn, am 1. Mai 2013 anlässlich der Eröffnung der Wallfahrtszeit in Kevelaer gefordert. Die Evangelien zeigten den Menschen, wie sie durch den Glauben an Jesus eine neue Perspektive, ja, einen "Durchblick für unser Leben" gewinnen könnten, sagte Zekorn in seiner Predigt im Pax-Christi-Forum nach dem Pontifikalamt in der Marienbasilika.

Immer dann, wenn in den Evangelien das Wort "Siehe" erscheine – wie zum Beispiel unter dem Kreuz, als Jesu zu seiner Mutter und Johannes spreche – gehe es darum, den Dingen tiefer auf den Grund zu gehen, sagte Zekorn. Das "Siehe" eröffne den Menschen einen neuen Horizont, man betrachte dann die Wirklichkeit mit den Augen Gottes. Zekorn beklagte die oft oberflächliche Art und Weise der massenemedialen Berichterstattung. Zum Beispiel, wenn darüber gestritten werde, dass es mehr Frauen möglich gemacht werden müsse, dass sie eine Millionen Euro und mehr in den Vorständen der DAX-geführten Unternehmen pro Jahr verdienen können sollten. Dabei verdränge man vollständig das Schicksal von Millionen von Frauen und Mädchen in Afrika, die, weil sie stundenlang am Brunnen für Wasser anstehen müssten, keine Chance auf Bildung hätten. Die Medien erregten sich über den Steuerhinterzieher Hoeneß, der sicher ein Verbrechen begangen hätte. Aber das Schicksal des 18-jährigen Roma-Mädchens, das aus Münster ausgewiesen werde und dessen durch Flucht und Folter traumatisierte Eltern zurückblieben, werde vergessen. Niemand rege sich mehr auf, dass 80 Prozent der Jugendlichen in unserem Land nichts von Gott und nichts über das Beten wüssten. "Gott möchte uns die Augen öffnen", rief der Weihbischof den etwa 2.000 Gläubigen zu. "Wir sollen mit seinen Augen tiefer auf die Wirklichkeit sehen."

Mit drei symbolischen Hammerschlägen und den auf deutsch, lateinisch und niederländisch gesprochenen Worten "Öffnet die Tore eures Herzens Christus, dem Erlöser" hatte Zekorn zuvor das Pilgerportal der Marienbasilika geöffnet und damit die Wallfahrtszeit in der Marienstadt eröffnet. Für ihn sei es immer noch ein irritierendes Gefühl, wenn er als Bischof die Wallfahrt eröffne, sagte Zekorn schmunzelnd. Schließlich sei er fünf Jahre, von 2006 bis 2011, Rektor und Pfarrer von St. Marien für die Wallfahrt gewesen. Papst Benedikt XVI. hatte den gebürtigen Dattelner am 3. Dezember 2010 zum Weihbischof im Bistum Münster ernannt.

Gemeinsam mit Zekorn hatte der Bischof von Marianhill (Südafrika), Pius Mlungisi Dlungwana, das anschließende Pontifikalamt zelebriert. In der Diözese Dlungwanas liegt der Wallfahrtsort Kevelaer, in dessen Wallfahrtskirche eine Kopie des Gnadenbilds der "Trösterin der Betrübten" verehrt wird. Vor allem in den Tagen um Mariä Himmelfahrt pilgern Zehntausende dorthin. Die Stadt Kevelaer unterhält seit 1957 eine Patenschaft mit "Kevelaer in Afrika". In diesem Jahr hatte zum ersten Mal eine Delegation aus dem afrikanischen Marianhill an der Eröffnung der Wallfahrt teilgenommen.

Für Heinz Schweers aus Xanten wie für viele andere Pilgerinnen und Pilger ist die Teilnahme an der Wallfahrtseröffnung bereits Tradition. Seit vielen Jahren fährt er mit dem Fahrrad am 1. Mai nach Kevelaer. Und nicht nur dann, sagte der 77-Jährige. Ihm gefalle die Atmosphäre gut: die Liturgie, die musikalische Gestaltung und die Predigten der Bischöfe. "Nach Kevelaer zu pilgern, ist für mich ein wichtiger Impuls für meinen Glauben", sagte Schweers. Die große Gemeinschaft der Gläubigen war für das Ehepaar Werner und Renate Frohböse aus Nordkirchen das zentrale Erlebnis. Die 71-Jährigen waren zum ersten Mal in Kevelaer, sind aber schon oft zu anderen Wallfahrtsorten im Bistum gefahren. An diesen Orten könne man Kraft tanken, seine Bitten und Anliegen der Gottesmutter vortragen und auch Dank sagen für das, was man bisher habe erleben dürfen. Sie hätten im vergangenen Jahr beide schwierige Operationen gut überstanden und seien deshalb besonders froh, miteinander Ereignisse wie die Wallfahrt noch erfahren zu dürfen.

Text/Foto: Bischöfliche Pressestelle
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