Weihbischof Zekorn nimmt Stellung zur Flüchtingssituation
Die Flüchtlingssituation zeigt die Krise Europas. Immer mehr Mitgliedsstaaten der Europäischen Union ziehen sich zurück und wollen keine Flüchtlinge aufnehmen.
Weihbischof Dr. Stefan Zekorn, Bischöflicher Beauftragter des Bistums Münster für die Weltkirche, beobachtet diese politische Entwicklung mit großer Sorge: "Die Länder Europas sind dabei, ihre Seelen zu verkaufen, damit sie durch die Flüchtlinge nicht in ihrem Wohlstand gestört werden." 500 Millionen Europäer seien nicht bereit, zwei bis drei Millionen Flüchtlinge aufzunehmen, erklärte Zekorn in einer Stellungnahme. "Statt Nächstenliebe und Humanität stehen mehr und mehr nationale Abgrenzung und Gefühlskälte gegenüber Notleidenden, ja sogar Ertrinkenden, im Vordergrund", betonte er.
Zekorn zeigte sich bestürzt über die Tatsache, dass an der türkisch-syrischen Grenze mittlerweile auf Flüchtlinge aus Syrien geschossen wird. "Mauern und Abschottung waren und sind keine dauerhaften Lösungen. Wie können wir Europa aufwecken?" Alle seien aufgerufen, gegen Herzlosigkeit und Gleichgültigkeit zu kämpfen. "So, wie es Tag für Tag die Hunderttausenden von Ehrenamtlichen tun, die sich um Flüchtlinge kümmern. Ihnen und den vielen sehr engagierten Hauptamtlichen gilt mein Dank!", betonte er.
Anlässlich seiner Visitation der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser Münster hatte Weihbischof Zekorn in den vergangenen Wochen Flüchtlingsunterkünfte in Nienberge, Gievenbeck und Sentrup sowie die Erstaufnahmeeinrichtung der Stadt Münster an der Roxeler Straße besucht. "Während die Kinder durch Kindergarten und Schule beschäftigt sind, können viele Erwachsene über Monate hinweg nichts tun", schilderte er seine Eindrücke. Mit vielen Fragen und großer Unsicherheit sei er außerdem bei einem Treffen mit 30 Flüchtlingen aus Syrien und dem Irak konfrontiert worden. "Die Not des Wartens wurde hier noch einmal deutlich, weil alle noch keinen Asylantrag stellen konnten", erklärte er. Auch die Frage nach einer Familienzusammenführung beschäftige viele, deren Partner und Kinder noch in den Heimatländern leben.
Von dem großen Engagement vieler Ehrenamtlicher konnte sich Weihbischof Zekorn bei einem Gespräch mit Verantwortlichen der "Flüchtlingshilfe Gievenbeck-Sentrup" überzeugen. Der Arbeitskreis koordiniert die Arbeit vieler Ehrenamtlicher unter maßgeblicher Beteiligung der katholischen und evangelischen Kirche und macht Angebote von der Fahrradwerkstatt über Sprach- und Nähkurse bis zur Hausaufgabenhilfe und Fußball. "Das ehrenamtliche Engagement so vieler ist großartig und verdient Anerkennung und Hochachtung", betonte Zekorn.
Bild: Bei seinem Besuch in der Flüchtlingsunterkunft in Nienberge ließ sich Weihbischof Zekorn von den Caritasmitarbeiterinnen Sarah Bange, Kathrin Pälmke, Lätitia Maurath und Elisabeth Solisch (v.l.) sowie der Ehrenamtlichen Ingeborg Hißmann (rechts) die Kleiderkammer in der Unterkunft zeigen.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 13.5.16
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Ann-Christin Ladermann
