Weltjugendtag: 500 Jugendliche sprechen mit Weihbischof Hegge über Freundschaft

, Bistum Münster, Kreisdekanat Borken, Kreisdekanat Steinfurt

 „Echte Freundschaften sind kostbar“. Dem Satz der 16-jährigen Emilie stimmen die jungen Erwachsenen in der Runde kopfnickend zu. „Wer echte Freunde hat, auf die man sich verlassen kann, kann sich glücklich schätzen“, ergänzt ihr Sitznachbar. Viele der 500 Jugendlichen, die am 3. August zur Weltjugendtagskatechese des Bistums Münster und des Erzbistums Köln in die Kirche Igreja de Sao Joao Baptista am Stadtrand von Lissabon gekommen sind, finden sich in dem Tagesthema „Freundschaft“ wieder – und beteiligen sich engagiert. Das freut auch Weihbischof Dr. Christoph Hegge, im Bistum Münster Regionalbischof für die Kreise Borken und Steinfurt, der an diesem Morgen mit den Jugendlichen – darunter viele aus dem Bistum Münster – ins Gespräch kommt. 

Mehrere junge Menschen sind im Gespräch mit Weihbischof Hegge.

Die Katechese bietet an drei Vormittagen beim Weltjugendtag die Möglichkeit zum Austausch der Jugendlichen untereinander und mit den anwesenden Bischöfen aus aller Welt.

© Bistum Münster

„Freundschaft mit Jesus setzt voraus, dass wir uns ihm anvertrauen. Wir dürfen den Glauben haben, dass Gott Größeres in meinem Leben tun kann und darf“, erklärt Hegge den Jugendlichen, nachdem er draußen auf dem Vorplatz mit ihnen über menschliche Beziehungen und die Freundschaft zu Gott ins Gespräch gekommen war. Als „Drehbuch des Lebens“ bezeichnet der Weihbischof das Evangelium, das es ins Heute zu übertragen gelte. „Mach es wie Jesus: Liebe mit Herz und Händen, dann kommen Menschen durch dich in Berührung mit Jesus“, gibt er den Weltjugendtagspilgerinnen und -pilgern mit auf den Weg.

Dass sie das Thema Freundschaft bewegt, wird deutlich, als die Organisatoren den Raum für Gedanken und Erfahrungen öffnen. „Freundschaft kennt keine geografischen Grenzen“, nennt ein Teilnehmer eine Eigenschaft, „als Freund geht Jesus in meiner Geschwindigkeit mit, er wartet auf mich, auch wenn ich mal weglaufe“, teilt eine andere Teilnehmerin ihre Wahrnehmung mit den jungen Menschen in der vollbesetzten Kirche. Auch Zweifel bekommen einen Platz: „Manchmal finde ich es schwer, Jesus zu spüren. Mir kommt es vor, wie ein Auf und Ab“, meldet sich ein Jugendlicher zu Wort. Durch Freundschaften Brücken bauen: Ein Teilnehmer sieht dabei besonders Christen in der Verantwortung. „Es ist auch unsere Aufgabe, die Gesellschaft zusammenzuhalten. Wir merken, wie der Ton rauer wird, deshalb müssen wir versuchen, Brücken zu bauen.“ 

Fragen zu ausbleibenden Reformen in der katholischen Kirche, aber auch zum Christsein in der Welt von heute brennen den Jugendlichen auf den Nägeln. Weihbischof Hegge steht geduldig Rede und Antwort und gibt bei der Frage nach dem Sinn des Zölibats einen persönlichen Einblick: „Ich habe mich entschieden, Christus auf diese Weise zu folgen. Damit habe ich einen Verzicht auf mich genommen, aber ich habe mich in Freiheit dazu entschieden“, betont er. Ihm ist bei dem Thema vor allem eines wichtig: „Unabhängig ob verheiratet oder unverheiratet möchte ich, dass Menschen Priester werden, die wirklich für Gott leben wollen und dass diese Freude in ihrer Berufung deutlich wird.“ Das schließe aus seiner Sicht auch verheiratete Priester nicht aus. „Aber das werden wir nur im Gleichschritt mit der ganzen Kirche tun.“

Einen klaren Standpunkt nahm der Weihbischof auch bei der Frage eines Teilnehmenden zum Umgang der Kirche mit der LGBTQ-Gemeinschaft ein: „Jeder Mensch ist ein Kind Gottes, ich mache da keinen Unterschied in der Person und ihrer sexuellen Orientierung. Lasst uns lieber auf das uns Verbindende, die Suche nach Christus, schauen.“ 

Gemeinsam die Kirche zu gestalten, dazu ermutigt Weihbischof Hegge die Jugendlichen zum Schluss. „Ich wünsche euch Menschen in der Nähe, mit denen ihr euer Leben und euren Glauben teilen könnt – auch über das Pfarreileben hinaus.“ Nicht allein Immobilien und Trägerschaften machten die Kirche aus: „Es geht um uns, die wir lebendige Steine sein sollen. Tragt diese Freude hinaus.“

Ann-Christin Ladermann