Wenn die Schule zur Filmkulisse wird

, Stadtdekanat Münster

Es ist still auf der Einfahrt des St.-Mauritz-Gymnasiums – für wenige Sekunden. Dann ruft jemand „Und bitte!“. Schon setzt sich eine kleine Gruppe in Bewegung: Eltern helfen ihren Kindern beim Aussteigen aus dem Auto, laufen Hand in Hand zum Eingang, die Blicke der Jüngsten bleiben an dem ehrfürchtigen Gebäude hängen. Mittendrin Charlotte. Die Zehnjährige ist ein wenig aufgeregt. „Ich habe die Kameras ausgeblendet, weil ich mich auf meine Rolle konzentriert habe und so tun musste, als würde ich mir die Schule zum ersten Mal anschauen“, erzählt sie später: „Ich habe dann daran gedacht, wie es damals war, als ich wirklich neu war.“

Für einen Tag ist Charlottes Schule kein Lernort, sondern Filmkulisse – und sie selbst eine Komparsin beim Dreh der neuen Wilsberg-Folge. Das ZDF-Erfolgsformat um den eigenwilligen Detektiv, gespielt von Leonard Lansink, macht mit dem Arbeitstitel „Elite“ wieder Station in Münster. Gedreht wird in einem fiktiven Internat, an dem ein Lehrer ermordet wird – und das Gebäude des Bischöflichen Gymnasiums St. Mauritz bot dafür die perfekte Kulisse.
 

Charlotte (10), Ingelotte (12) und Ferdinand (10) (von links) besuchen das Gymnasium St. Mauritz und sind als Komparsen bei der Wilsberg-Folge dabei.

© Bistum Münster

Schulleiterin Anke Wilkens war von Anfang an offen für das Projekt. „So etwas erlebt man nur einmal“, ist sie sicher. Weil die Dreharbeiten in den Herbstferien stattfinden mussten, um den Schulbetrieb nicht zu stören, opferte Wilkens ihre zweite Ferienwoche – und wurde gleich selbst Teil des Ensembles. In mehreren Szenen spielt sie eine Lehrerin. „Ich habe unterschätzt, wie viel Arbeit, Herzblut und Präzision in so einem Dreh steckt“, erzählt sie. „Aber das ganze Team ist unglaublich professionell und herzlich. Es gibt viele Parallelen zur Schule – jeder weiß genau, was er zu tun hat, und man kann sich aufeinander verlassen.“

Über Plakate im Schulgebäude hatte das bischöfliche Gymnasium Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer sowie Eltern dazu aufgerufen, sich als Komparse oder Komparsin zu bewerben. Das Echo war überwältigend: Mehr als 200 Interessierte meldeten sich, rund 100 wurden schließlich ausgewählt.

Besonders die älteren Schüler sorgen in ihren grauen Schuluniformen für authentisches Internatsflair. Aber auch die Jüngeren sind mit Feuereifer dabei. Mit Charlotte stehen Ingelotte (12) und Ferdinand (10) zum ersten Mal vor der Kamera. „Ich musste durchs Bild laufen, das war total spannend“, berichtet Ingelotte. „Ich hätte nicht gedacht, dass das so groß ist“, sagt Ferdinand – und würde sofort nochmal mitmachen.

Auch André Lückert ist mit seinem Sohn Bennet, der die fünfte Klasse besucht, dabei. „Wir mussten ein Formular ausfüllen, Fotos und Körpergröße angeben – dann kam die Zusage“, erinnert er sich. Die Szene des Vater-Sohn-Duos: „Ich hole meinen Sohn aus dem Auto, wir gehen gemeinsam zum Empfang, um die Schule zu besichtigen. Gedreht wurde mit dem Auto von Frau Wilkens.“
 

Leonard Lansink alias „Wilsberg“ vor dem Gymnasium St. Mauritz.

© Bistum Münster

Für viele ist es eine neue Erfahrung – und ein verbindendes Erlebnis für die ganze Schulgemeinschaft. „Man steht stundenlang auf der gleichen Fliese, wartet, lacht, hilft sich gegenseitig“, sagt Anke Wilkens: „Das schweißt zusammen.“

Auch Leonard Lansink, seit fast 30 Jahren als „Wilsberg“ im Einsatz, zeigt sich beeindruckt. „Das Gebäude ist super – sieht eindrucksvoll aus und man spürt die Geschichte“, sagt er. „Ich finde es bewundernswert, dass so viele Schülerinnen und Schüler mitmachen, obwohl sie Ferien haben. Die Stimmung ist großartig.“ Lansink erinnert sich schmunzelnd an seine eigene Schulzeit: „Ich war auch auf einem bischöflichen Gymnasium – in Essen-Stoppenberg. Am Anfang ohne Mädchen. Das war schon blöd.“

Produzentin Carina Hackemann lobt das münsterische Umfeld: „Hier wird uns immer ein roter Teppich ausgerollt – das ist man aus Köln gar nicht so gewohnt.“ Trotz Regens und Sturmwarnungen konnten das Schulgebäude gefilmt und alle Außenaufnahmen abgedreht werden. 

Was genau in der Folge passiert, das bleibt natürlich geheim. Für das Gymnasium St. Mauritz bleibt dieser Dreh sicherlich ein außergewöhnliches Kapitel seiner Geschichte. „Für uns als Schulgemeinschaft ist dies etwas ganz Besonderes“, sagt Anke Wilkens. „Es verbindet Generationen – und zeigt, dass unsere Schule mehr ist als ein Lernort.“ Zeit, ein Public Viewing für die Premiere vorzubereiten, bleibt reichlich: Die Ausstrahlung ist für 2027 geplant. 

Ann-Christin Ladermann
 

Ein Erinnerungsfoto auf den Stufen im Foyer des Gymnasiums St. Mauritz.

© Gymnasium St. Mauritz