
Dr. Aurica Jax
© Bistum Münster/Achim PohlIn das Thema Ökumene – die Zusammenarbeit zwischen den christlichen Konfessionen – ist sie buchstäblich hineingewachsen, ist doch ihre Heimatstadt Düsseldorf etwa zu gleichen Teilen katholisch und evangelisch. Ab ihrem 16. Lebensjahr nahm Jax regelmäßig an Taize-Gebeten teil und besuchte fünfmal die Europäischen Jugendtreffen der Gemeinschaft. Nach ihrem Theologie- und Geschichtsstudium, der Promotion im niederländischen Tilburg sowie Tätigkeiten an den Universitäten in Bochum, Köln und Münster leitete die verheiratete 52-Jährige viereinhalb Jahre die Arbeitsstelle Frauenseelsorge der Deutschen Bischofskonferenz (DBK).
„Schon im Studium habe ich mich mit feministischer Theologie auseinandergesetzt, und die war immer ökumenisch ausgerichtet“, sagt Jax, „in dem Bereich bin ich stark vernetzt.“ Eine Bekannte aus diesem Feld wies sie auf die ausgeschriebene Stelle der Ökumenereferentin hin. „Nachdem ich auf DBK-Ebene in viele Bistümer vergleichend reingeschaut habe, fand ich es spannend, im Bistum meiner Wahlheimat mitzugestalten“, sagt sie.
Das tut sie im Bistum Münster seit Februar 2024. Mit einer halben Stelle kümmert sie sich unter anderem um den Kontakt zu den vielfältigen christlichen Kirchen und Gemeinschaften, um Beratung, Bildungsmaßnahmen, bistums-, landes- und bundesweite Vernetzung sowie die Gestaltung ökumenischer Gottesdienste. „Aktuell wichtig ist die Immobilienentwicklung“, nennt Jax ein Thema. Sie sieht hier Potenzial für die Ökumene: „Natürlich besteht einerseits eine Notwendigkeit zu handeln, weil viele Gemeinden ihre Immobilien allein nicht halten können. Aber ist es nicht andererseits auch schöner, Gebäude gemeinsam zu nutzen, so zusammenzuarbeiten und sich zu begegnen? Statt Verwaltung eines Mangels ist das eine Chance.“ Und wenn eine Gemeinde eine Kirche schon aufgeben müsse, könne es doch eine Perspektive sein, dass eine andere christliche Konfession das Gebäude nutze. Jax verweist da insbesondere auf die wegen der Migration stark wachsenden orthodoxen Kirchen.
Die Theologin ist von der Bedeutung der Ökumene überzeugt. „Es gibt deutlich mehr Gemeinsamkeiten zwischen den Konfessionen als Unterschiede“, weiß sie, „und es ist es ihre gemeinsame Verantwortung, mit einer Stimme für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung zu sprechen.“ Auch im Umgang mit Missbrauchsfällen könne man voneinander lernen. Die Gläubigen interessieren die Unterschiede zwischen den Konfessionen ohnehin immer weniger, ist Jax‘ Erfahrung. Wie intensiv die Ökumene vor Ort sei, hänge allerdings stark von den dortigen Haupt- und Ehrenamtlichen ab. „Dabei sollte Ökumene keine zusätzliche Aufgabe sein, sondern sich als Querschnitt durch alle Bereiche ziehen“, sagt Jax.
Ihre eigene Querschnittsarbeit werde ihr durch ihr Umfeld in der Bistumsverwaltung, dem Bischöflichen Generalvikariat, erleichtert: „Ich fühle mich superwohl, es ist kollegial und nett, der Community Spirit ist echt. Ich wurde gut aufgenommen und eingearbeitet.“
Derart gestärkt geht Jax ihre Arbeit an. In Zukunft möchte sie den Kontakt zu den orthodoxen Kirchen ausbauen und sich mit den anderen Kirchen der gesellschaftlichen Herausforderungen annehmen. Erstes Beispiel dafür ist das von Jax in ökumenischer Kooperation verfasste Friedensgebet anlässlich des Jahrestags des Hamas-Überfalls auf Israel. So möchte Jax dazu beitragen, „das Ökumene stärker eine selbstverständliche Querschnittperspektive wird, bei innerkirchlichen wie bei gesellschaftlichen Fragen“ – eine Perspektive mit Chancenpotenzial.
Anke Lucht