Wie sich das Quartier rund um St. Johannes Werne entwickelt

, Kreisdekanat Coesfeld

Baustellenstrahler erhellen die ehemalige alte Stube im Pfarrheim St. Johannes. Erste Vorarbeiten sind bereits geschehen. In dem Raum, den noch ein mächtiger Kamin und eine Backsteinwand zieren, wird etwas neues entstehen. Unter anderem deuten ein Kreuz, die Osterkerze und ein Altar darauf hin. „Nach der Profanierung der St.-Johannes-Kirche werden wir im Quartier weiterhin mit dem Pfarrheim präsent sein. In diesem Raum wird eine Kapelle errichtet“, berichtet Jürgen Schäfer, Pfarrdechant der Pfarrei St. Christophorus. Nach und nach werde das Erdgeschoss renoviert, so dass weiterhin Angebote der Gemeinde am Standort fortgeführt werden könnten. 

Den letzten Gottesdienst in der St.-Johannes-Kirche hat die Gemeinde am Samstag, 30. September, mit Weihbischof Stefan Zekorn gefeiert. Nun blicken alle Beteiligten nach vorn. „Wir haben einen langen Findungsprozess hinter uns. Klar war, dass wir uns von Immobilien trennen mussten. Aber es wäre sehr schade gewesen, wenn wir den Standort in diesem Viertel hätten aufgeben müssen“, erläutert Schäfer. Dass er nicht nur gehalten werden könne, sondern sich in die Quartiersarbeit einbringe, habe sich durch Kooperationen mit dem Caritasverband Lünen, Selm, Werne e.V., der Stadt Werne sowie der Jugendhilfe Werne glücklich gefügt. So nutzten bereits seit einiger Zeit die Caritas und die Stadt die 200 Quadratmeter im Untergeschoss des Pfarrheims gemeinsam für die Quartiersarbeit. Offene Treffs für Kinder und junge Familien, Unterstützung bei den Hausaufgaben und Beratungsangebote werden dort unter anderem realisiert. Die große Wohnung im Obergeschoss hat die Jugendhilfe Werne angemietet, in der zurzeit zwei junge Erwachsene auf ein Leben in Selbstständigkeit vorbereitet werden. 

Damit bleibt das rund 160 Quadratmeter umfassende Erdgeschoss mit einem großen und einem kleinen Saal, einer Küche sowie Sanitäranlagen und der künftigen Kapelle als Ort, an dem das Gemeindeleben fortgeführt wird. „Wir können mit unseren Kinderchören und dem Jugendchor weiterhin proben. Das sind rund 50 junge Sängerinnen und Sänger, von denen viele vor Ort gebunden sind“, freut sich beispielsweise Kirchenmusikerin Marlies Hüsemann. 

Die Beteiligten stellen sakrale Gegenstände in einen Raum, der nach Baustelle aussieht.

Pfarrdechant Jürgen Schäfer, Pfarrsekretärin Angelika Böckenbrink, Pfarrer Antonel Lenghen, Kirchenmusikerin Marlies Hüsemann sowie Küster Marco Hüsing (von links) haben die künftige Kapelle provisorisch ausgestattet.

Der Umbau des Pfarrheims passt in das vor zwei Jahren erstellte Immobilienkonzept der Pfarrei. „Unser Projekt wird auch vom Bistum Münster unterstützt. Später können wir die laufenden Kosten aus den Mieteinnahmen decken“, ist Schäfer zufrieden. Für die Kapelle, für deren Umbau der in Werne bekannte Benediktinerpater Abraham Fischer aus der Abtei Königsmünster Entwürfe vorgestellt hat, sehen die Beteiligten viele Möglichkeiten. Bereits seit der Schließung der Kirchen feiert die Gemeinde die Vorabendgottesdienste am Samstag sowie die Eucharistiefeiern am Dienstagabend in dem Raum, in dem bis zu 30 Menschen Platz finden. „Darüber hinaus bietet sich die Kapelle an zum Beispiel für Gottesdienste des benachbarten Kindergartens, für den Bibelkreis oder die Erstkommunionkatechese“, nennt Pfarrer Antonel Lenghen, der im Pfarrhaus St. Johannes wohnt, einige Möglichkeiten. Und Pfarrsekretärin Angelika Böckenbrink ergänzt: „Vielleicht auch für kleinere Familienfeiern wie eine Goldhochzeit, wenn mal alles fertig ist.“

Wann die Anfang der 1960er Jahre errichtete und baufällige St.-Johannes-Kirche abgerissen wird, ist noch nicht klar. „Für die Nachnutzung wünscht sich der Pfarreirat ein soziales Projekt“, berichtet Küster Marco Hüsing, der sich in dem Gremium engagiert. Glücklich sind alle Beteiligten, dass der Kirchort bestehen bleibt. „Bei der Profanierung hat die Seele gelitten. Das steckt man nicht so leicht weg“, gibt Hüsemann zu, „aber es ist ein großer Trost, dass der Standort bleibt.“ 

Michaela Kiepe