Xantener Stiftsmuseum zeigt jahrhundertealte medizinische Fachbücher

, Kreisdekanat Wesel

Immer wieder werfen Besucherinnen und Besucher des Xantener Stiftsmuseum einen Blick durch die Glastüre, hinter der in langen Regalen die historischen Bücher aufgereiht sind. Vielen kann man schon an ihren Einbänden ansehen, dass sie alt sind. Einige der rund 15.000 Schriften, die in der Stiftsbibliothek aufbewahrt sind, stammen aus der Anfangszeit des Buchdrucks, fast alle haben schon mehrere Jahrhunderte überdauert.

Thomas Hensolt freut sich, einige der Bücher aus der Stiftsbibliothek in den Vitrinen der Ausstellung „Neu aufgeschlagen“ präsentieren zu können.

© Bistum Münster

Das macht die Bücher ebenso wertvoll wie empfindlich, daher bleibt die Glastür zur Bibliothek meist verschlossen, öffnet sich nur, wenn ein Buch wissenschaftlich genutzt werden soll oder für Sonderführungen. „Wir möchten unseren Besucherinnen und Besuchern dennoch die Schätze dieser Bibliothek näher bringen“, sagt Museumsleiterin Claudia Kienzle. Daher hat sie mit ihrem Team, darunter Kunsthistoriker und Ausstellungskurator Thomas Hensolt, die Ausstellungsreihe „Neu aufgeschlagen“ ins Leben gerufen. „In vier Vitrinen stellen wir jeweils für einige Monate Bücher zu einem bestimmten Thema vor“, erklärt sie das Konzept der Reihe.

Denn es gibt, wie Hensolt betont, nicht nur religiöse Literatur in der Stiftsbibliothek, die heute die Buchbestände aus dem Xantener Stift sowie umliegenden Klöstern umfasst. Ebenso finden sich Schriften zur Landwirtschaft, zum Thema Jura, zur Sprache und zur Geschichte: „Einiges davon gehörte schlicht zur damaligen Allgemeinbildung, anderes spiegelt die individuellen Interessen derer wieder, denen die Bücher einst gehörten“, führt Hensolt aus. So etwa die Sammlung von Cornelius Sluis, ein Stiftsherr aus dem 16. Jahrhundert, der auch medizinisch tätig war und Leibarzt von Anna von Cleve am englischen Königshaus wurde. Nach seinem Tod vermachte er seine Bücher der Xantener Bibliothek. Unter anderem auf diese Weise haben 25 medizinische Bücher aus dem 15. und 16. Jahrhundert ihren Weg in die Bibliothek gefunden und sind bis in die heutige Zeit erhalten geblieben. „Anhand der Darstellungen in den Büchern lässt sich gut die Entwicklung der Medizin, insbesondere der Chirurgie, vom reinen Handwerk zu einer eigenen Wissenschaft, ablesen“, erklärt der Fachmann. Tatsächlich erzählen die Kupferstiche und Radierungen von der Behandlung diverser Kriegsverletzungen, von immer genauer werdenden anatomischen Studien bis hin zur detailgetreuen Abbildungen chirurgischer Instrumente, die in dieser Form teilweise heute noch zum Einsatz kommen.

Hensolt ist besonders vom künstlerischen Wert dieser Darstellung begeistert. „Für mich ist es eine große Ehre, mit diesen Originalen arbeiten zu dürfen“, sagt er. „Wenn ich in den alten Büchern lese dann frage ich mich, wer sie damals angeschafft hat und wer vor mir durch diese Seiten geblättert hat“. Daher freut er sich über die Gelegenheit, ab sofort einige Werke aus der „Schatzkammer des Museums“ in der von Christine Peters konzipierten Ausstellung „Medizinische Autoritäten im Buchdruck“ präsentieren zu können.

Die medizinischen Fachbücher können in der Reihe „Neu aufgeschlagen“ noch bis Anfang 2025 bestaunt werden. Die Vitrinen sind in die bestehende Ausstellung integriert. Der Eintritt in das Museum ist frei, die aktuellen Öffnungszeiten und Termine für Sonderführungen können auf der Seite des Stiftsmuseums abgerufen werden.

Christian Breuer