
Im Januar 2024 feierte die Queergemeinde Münster mit einem Gottesdienst (hier im Bild) ihr 25-jähriges Bestehen.
„Wir glauben, dass Gott uns Menschen über alle Grenzen hinweg zum Glauben beruft“, sagt Jan Diekmann von der Queergemeinde. Seit 1999 bietet die Gruppe Menschen aus der LGBTQI*-Community einen Raum, in dem sie ihren Glauben leben können – ohne Angst und mit gegenseitigem Respekt. „Wir wollen niemanden provozieren, sondern zeigen, dass wir als queere Christinnen und Christen ebenso gläubig sind und unseren Glauben ausleben möchten“, betont Diekmann.
Für ihn und die Gemeinde sei die Live-Übertragung „eine große Chance und ein Zeichen für mehr Akzeptanz innerhalb der Kirche“. Rund 800.000 Menschen sehen im Schnitt die sonntäglichen Fernsehgottesdienste im ZDF. „Ich hoffe, dass viele spüren: Wir sind Menschen wie du und ich – und dass unsere Form, Glauben zu leben, genauso dazugehört“, sagt Diekmann. Pfarrer Karsten Weidisch wird dem Gottesdienst vorstehen, zwei Gemeindemitglieder werden Glaubenszeugnisse geben, kündigt er an.
Organisatorisch ist eine solche Übertragung ein Kraftakt. „Ein ZDF-Fernsehgottesdienst wird fast auf die Sekunde genau geplant“, erklärt Susanna Juchem von der Katholischen Hörfunk- und Fernseharbeit der Deutschen Bischofskonferenz, die die Produktion begleitet. „Bis zum Übertragungswochenende muss alles stehen – das Drehbuch, die Texte, die Lieder, die technischen Abläufe.“
Schon ein halbes Jahr vor der Sendung beginnen die Vorbereitungen mit ersten Treffen zwischen Redaktion, Gemeinde und dem ZDF. Mehrere Proben folgen, bevor am Sonntagmorgen live gesendet wird. Rund 33 Personen vom ZDF-Team sind im Einsatz, dazu kommen mehrere Ehrenamtliche. „Unser Ziel ist, dass die Übertragung nicht einfach nur Fernsehen ist, sondern eine echte Begegnung mit dem Glauben“, sagt Susanna Juchem.
Für die Queergemeinde ist es zugleich eine Premiere und eine Herausforderung. Normalerweise feiert sie ihre Gottesdienste in der Krypta der St.-Antonius-Kirche – für die TV-Produktion muss die größere St.-Anna-Kirche herhalten. „Das ist schon ein anderes Gefühl, alles ist größer, der Altar weiter entfernt – aber wir freuen uns über alle, die kommen, auch aus der Gemeinde St. Anna“, sagt Diekmann.
Musikalisch wird die Band effata! unter der Leitung von Anselm Thissen den Gottesdienst gestalten. Auch das Lied „Du bist so anders“, das Diekmann selbst komponiert hat, wird erklingen – ein Lied über Vielfalt, Liebe und den Glauben an einen Gott, der Menschen so annimmt, wie sie sind.
Susanna Juchem wünscht sich, dass die Übertragung weit über den Bildschirm hinaus wirkt: „Wenn Menschen danach sagen ‚Das hat mich erreicht‘, dann haben wir unseren Auftrag erfüllt.“
Der ZDF-Gottesdienst aus Münster wird am Sonntag, 26. Oktober, um 9.30 Uhr ausgestrahlt.
Anschließend besteht die Möglichkeit, über eine eingeblendete Telefonnummer mit Mitgliedern der Gemeinde ins Gespräch zu kommen.
Ann-Christin Ladermann
