Seinen Schreibtisch im Bischofshaus an Münsters Domplatz zieren der Heilige Liudger und ein Schutzengel: Der leidenschaftliche Theologe, der daran sitzt, setzt auf die Kraft des Gebets und des Heiligen Geistes: Münsters Bischof Dr. Felix Genn ist ein Hirte, der fest im christlichen Glauben verwurzelt ist und aus seinen religiösen Überzeugungen heraus verkündet und handelt.
Seit dem 29. März 2009 ist Genn an der Spitze der zweitgrößten deutschen Diözese mit ihren knapp zwei Millionen Katholiken. An dem Tag war er durch den zuständigen Metropoliten, den Kölner Kardinal Joachim Meisner, in sein Amt als Bischof von Münster eingeführt worden.
Längst ist Felix Genn ganz im Bistum Münster angekommen. Er fühlt sich wohl in der westfälischen Domstadt, auch wenn er, was für Münster höchst unüblich ist, kein Fahrrad fährt. Zwei Räder reichen ihm auch nicht, wenn er Kirchengemeinden in den Weiten der Diözese zwischen Wadersloh und Wachtendonk, zwischen Werne und Wangerooge bereist, um Jugendlichen das Sakrament der Firmung zu spenden. Junge Menschen im christlichen Glauben zu bestärken, ist Felix Genn ein großes Anliegen: Regelmäßig nimmt er sich auch Zeit für Jugendkatechesen, zu denen meist hunderte Jugendlicher und junger Erwachsener kommen, um Glaubensfragen aufzuwerfen und um sich vom Wort Gottes und dessen Auslegung durch den Bischof inspirieren zu lassen.
Felix Genn ist ein erfahrener Hirte. Von der ältesten deutschen Diözese Trier, wo er Weihbischof war, ging er zunächst ins jüngste NRW-Bistum, nach Essen, bevor er Ende 2008 zum Bischof von Münster ernannt wurde. Als Leiter der Heilig-Rock-Wallfahrt brachte er 1996 mit seinen geistlichen Inspirationen fast 750.000 Menschen auf den Pilgerweg nach Trier. "Frömmigkeit ist sozusagen sein Beruf", hieß es damals über ihn. In Essen trat er einerseits für den Erhalt von Arbeitsplätzen bei Opel oder Nokia ein, musste auf der anderen Seite aber auch dem Ruhrbistum und seinen Pfarreien einschneidende Restrukturierungen zumuten. In Münster waren viele Strukturveränderungen angegangen, als er kam, so dass sich ihm die Chance eröffnete, noch stärker in Richtung eines missionarischen Aufbruchs voran zu gehen.
Die Menschen müssen spüren: Da ist ein Bischof, der lebt, was er sagt
Bischof Dr. Felix Genn
Glaubwürdig Christ sein heißt für Felix Genn, Glauben und Leben miteinander zu verbinden: "Die Menschen müssen spüren: ‚Da ist ein Bischof, da ist ein Priester, da ist ein Christ, der lebt, was er sagt.’" Immer wieder spricht er als eine seiner Grundüberzeugungen aus: "Der Glaube kommt auf zwei Beinen" – eine Haltung, die er selbst beispielgebend vorlebt. Er ermutigt dazu, sich auf das Evangelium einzulassen, den Glauben zu feiern und dienende Kirche zu leben. Um dieses Wesensmerkmal der Kirche zu unterstreichen, besucht Genn jedes Jahr auch rund ein Dutzend soziale Einrichtungen. Felix Genn will den Menschen dabei auf Augenhöhe begegnen, seien es Flüchtlinge, Obdachlose oder Menschen mit Behinderung.
Auch steht er für einen Pastoralplan im Bistum Münster, der die Wirklichkeit der Menschen und Pfarreien ungeschminkt wahrnimmt, sie im Licht der Heiligen Schrift bewertet und Schritte auf eine lebendige und missionarische Kirche vor Ort hin entwickelt. Bischof Genn setzte diesen Pastoralplan für die Diözese, der entscheidend von den synodalen Gremien in der Diözese mit erarbeitet wurde, im März 2013 mit Botschaften in Kraft, die kurz darauf der damals neue Papst Franziskus für die Weltkirche formuliert: Versöhnung, Barmherzigkeit, Solidarität. Die Optionen, die der Diözesanpastoralplan nennt, finden sich immer wieder auch in den Botschaften des Heiligen Vaters: Von der "Option für das Aufsuchen und Fördern der Charismen aller" bis zur "Option für eine dienende Kirche". Derselbe Papst beruft Genn im Dezember 2013 in die vatikanische Bischofskongregation: Eine hoher Vertrauensbeweis, über den sich der Bischof von Münster freut. In der Kongregation bereitet Bischof Genn Ernennungen von Oberhirten in der ganzen Welt mit vor.