Doppeljubiläum in Oelde

, Kreisdekanat Warendorf

Zehn Häuser für in Armut lebende Familien konnten in den vergangenen Monaten in Indien schon gebaut werden. „Bis wir unser Ziel von 52 Häusern – für jedes Lebensjahr von Schwester Petra eins – erreicht haben, ist noch einiges zu tun“, weiß Elmar Nordhus-Westarp. Anlass für die besondere Spendenaktion des „Hilfswerk Schwester Petra“ ist gleich ein doppelter: Zum einen besteht das Hilfswerk, das den Orden rein ehrenamtlich finanziell und organisatorisch unterstützt, seit 50 Jahren. Zum anderen wäre Schwester Petra, die in Oelde geborene Gründerin der Gemeinschaft „Dienerinnen der Armen“, am 14. Juni 100 Jahre alt geworden. Beide Anlässe werden als doppeltes Jubiläum von Freitag, 14. Juni, bis Sonntag, 16. Juni, in Oelde gefeiert. 
 

Zehn Häuser für in Armut lebende Familien konnten in den vergangenen Monaten in Indien schon gebaut werden.

© Hilfswerk Schwester Petra

„Mit unserem Programm an den drei Tagen möchten wir möglichst viele Menschen ansprechen“, erklärt Hildegard Micheel-Meier vom „Hilfswerk Schwester Petra“. Um 10 Uhr am 14. Juni laden die Schwestern sowie die Vertreterinnen und Vertreter des Hilfswerks zu einem Markttreff ein mit Fotokunstausstellung in der Kirche und mehreren moderierten Gesprächen auf dem Marktplatz. Um 17 Uhr findet für geladene Gäste ein Festakt im Ratssaal der Stadt statt. Am Samstag um 20.30 Uhr gestaltet Raúl Huesca Valverde eine musikalische Meditationsvesper mit dem Ensemble Musikus in der St.-Johannes-Kirche. Der Sonntag steht ganz im Zeichen des Festgottesdienstes mit Münsters Bischof Dr. Felix Genn um 11 Uhr, der musikalisch von der Cappella Joannea gestaltet wird und an den sich ein „Fest der Dankbarkeit“ im Von-Galen-Haus anschließt. 

Alle 31 „Dienerinnen der Armen“, die in Deutschland tätig sind, darunter in Oelde, Werl, Freckenhorst, Vinnenberg, Haltern am See, Fulda, Schwäbisch Gmünd und Recklinghausen, werden dabei sein. Sr. Anu Joseph, die im Bernardushaus in Oelde lebt und im Krankenhaus arbeitet, freut sich auf die Feierlichkeiten: „Wir Schwestern sehen das Jubiläumsfest auch als Möglichkeit, Danke zu sagen. So viele Menschen setzen sich dafür ein, dass wir nach dem Vorbild von Mutter Petra unsere Liebe mit anderen Menschen teilen können“, sagt Sr. Anu, die mit ihrem seltenen orangefarbenen Habit auffällt. 

Nicht nur die Schwestern, auch ihre Ordensgründerin Schwester Petra ist vielen Oeldern ein fester Begriff, die vor mehr als 50 Jahren mit acht jungen Frauen in Pattuvam, im indischen Bundesstaat Kerala, begann, ihre Berufung zu leben und für die Ärmsten der Armen da zu sein. Immer mehr Frauen schlossen sich ihr an, die Hilfe zur Selbsthilfe konnte ausgebaut werden. „Heute sind wir rund 630 Schwestern in mehr als 90 Stationen. Wir kümmern uns um Kranke und Behinderte, um Alte, Waisen und HIV-Infizierte“, berichtet Schwester Anu. Schwester Petra hat die Entwicklung der „Dienerinnen der Armen“ nicht mehr erlebt. Bei einem Verkehrsunfall in Indien kam sie an Pfingsten 1976 ums Leben.
 

Die Oelderin Petra Mönnigmann, die am 14. Juni 100 Jahre alt geworden wäre, gründete 1969 den Orden der „Dienerinnen der Armen“ in Indien.

© Hilfswerk Schwester Petra

„Sie hatte eine wunderbare Art zu erzählen und hat uns in ihren Bann gezogen“, blickt ihre Großnichte Hildegard Micheel-Meier zurück. Alle zwei Jahre sei „Tante Petra“ nach Deutschland gekommen, um Spenden zu sammeln. „Die Geschichten, die sie erzählt hat, waren faszinierend aus meiner kleinen Oelder Perspektive – ein Hauch von großer, weiter Welt auf der einen und die unvorstellbare Armut in Indien auf der anderen Seite“, erinnert sich Hildegard Micheel-Meier, die mit ihrem Engagement für das „Hilfswerk Schwester Petra“ die Arbeit des Ordens in Deutschland bekannter macht. 

Für Selbiges setzt sich auch Andrea Stahnke ein – und freut sich, dass die Unterstützung durch das Hilfswerk in Indien bereits an vielen Stellen sichtbar ist. Sozialstationen, Waisen-, Alten-, Behinderten- und Aidsheime sowie Erste-Hilfe- und Entbindungsstationen und Kindergärten wurden gebaut. „Anlässlich des Jubiläums kommen hoffentlich weitere Häuser für bedürftige Familien, die von den Schwestern ausgesucht werden, hinzu“, sagt sie. Ein Haus koste etwa 10.000 bis 12.000 Euro, die Familien leisten einen finanziellen Eigenanteil. 

Das Hilfswerk hat weitere Ziele im Blick: So soll ein Dialysezentrum für Nierenpatienten gebaut, Patenschaften für weitere 100 Schüler für die jeweils vier Provinzen vergeben und Essensrationen für 100 Familien pro Provinz ausgegeben werden. Andrea Stahnke ist optimistisch: „Wer einer der Schwestern begegnet, spürt sofort eine tiefe Menschenfreundlichkeit und Herzensgüte“, beschreibt sie den Kontakt zu den „Dienerinnen der Armen“. 

Aus Anlass des Jubiläums hat auch Münsters Bischof Felix Genn seine Anerkennung für das Leben und Wirken von Schwester Petra sowie das Engagement des Hilfswerks zum Ausdruck gebracht. „Schwester Petra hatte den Glauben an Gott nicht wie einen Besitz gesichert. Sie ist aufgebrochen und ist der Armut begegnet. Schwester Petra gibt uns die Erkenntnis, dass –wer bei Christus sein will – zu den Armen gehen sollte. Was für ein mächtiges Wort für unsere Zeit!“, schreibt er in seinem Grußwort für das Jubiläumsbuch „Aus Liebe helfen“. 

Thomas Rusche, Vorsitzender des Hilfswerks, hat darin Beiträge von rund 30 Menschen zusammengetragen, die der Spiritualität und dem caritativen Handeln der Ordensgründerin nahestehen. Mit dem Titel „Aus Liebe helfen“ hat er das Leitmotiv des Lebens von Schwester Petra und den Grundsatz des Hilfswerks aufgegriffen: „In einer Zeit der permanenten Selbstperfektionierung könnte dieses Motto einem jeden Menschen Orientierung schenken, der in seinem Leben einen tieferen Sinn entdecken möchte, als nach Geld und Erfolg zu streben“, schreibt er. Die Beiträge des Buches seien deshalb als Anfrage an einen selbst zu verstehen. 

Mehr Informationen über das "Hilfswerk Schwester Petra" sowie die Möglichkeit zur Spende gibt es hier sowie hier.

Das Programm zum Jubiläumswochenende ist hier hinterlegt.

Ann-Christin Ladermann
 

Freuen sich auf das Doppeljubiläum: (von links) Sr. Anu Joseph, Andrea Stahnke, Hildegard Micheel-Meier und Elmar Nordhus-Westarp.

© Bistum Münster