Verantwortungsbewusstes Temperieren von Kirchenräumen

IX Werkwoche für Kirchenmusik im Bistum Münster

Die deutschen (Erz-)Bistümer haben in einer Arbeitsgruppe eine Neuauflage der Handlungsempfehlungen zum Temperieren von Kirchenräumen zusammengefasst.

Die wichtigsten Punkte für die Instrumente in den Kirchen werden nachstehend zusammengefasst:

Luftfeuchte für Orgeln zwischen 45 bis max. 70 %

Die relative Luftfeuchte sollte für Orgeln im Bereich zwischen 45 bis maximal 70 % liegen und möglichst konstant bleiben. Zur Temperierung des Arbeitsplatzes am Orgelspieltisch sind Infrarot-Paravents hilfreich. Heizlüfter am Spieltisch sollten besser vermeiden werden. Um einen Luftaustausch zwischen der Raumluft und der Luft im Orgelgehäuse zu ermöglichen, ist das Öffnen von Gehäusetüren empfehlenswert, wenn ein unbefugtes Betreten der Orgel ausgeschlossen ist.

Orgelwartungsintervalle erhöhen – Schimmel entfernen lassen

Viele Instrumente weisen durch einen Temperaturabfall stärkere Verstimmungen auf. Es muss im Einzelfall entschieden werden, ob ein Beistimmen einzelner Register aufgrund der Temperaturdifferenz zu den wärmeren Monaten erforderlich ist. Empfehlenswert ist, die Frequenz von Wartungsintervallen durch den Orgelbauer zu erhöhen und eine Sichtprüfung des Pfeifenwerkes zu beauftragen. Soweit nicht schon eine Klimaüberwachung des Kirchenraumes und der Orgel erfolgt, sollte eine Orgelbaufirma mit der Installation von Datenloggern zur Überwachung der Luftfeuchtigkeit beauftragt werden. Schimmelbefall an Orgelbank, Spieltisch, Gehäuseelementen und anderen Bereichen muss baldmöglichst entfernt werden. Diese Arbeiten sollten nur von einem Orgelbauer durchgeführt werden.

Falsches Lüften im Frühjahr!

typischer Fall von fehlerhaftem Lüften ist oft an den ersten warmen Frühlingstagen zu beobachten: In der Hoffnung, den Kirchenraum durch die Außenluft anzuwärmen, werden Fenster und Türen weit und lange geöffnet. Aufgrund der meist massiven Außenwände reagieren die Außenbauteile der Kirche allerdings nur träge auf wärmere Temperaturen. Sowohl die Wandoberflächen als auch die Oberflächen der Ausstattung und der Orgel bleiben deshalb noch kalt. In der Folge kühlt die einströmende, warme Luft in der Nähe dieser Oberflächen ab, wodurch die relative Feuchte dort ansteigt und zur Kondensation führt. Die Bauteile und Ausstattungsobjekte können dadurch erheblichen Schaden nehmen.

 

Wie richtig lüften?

Um einen Kirchenraum zu lüften, sollte kurz und intensiv gelüftet werden (Stoßlüftung), wenn das Lüften tatsächlich notwendig ist, weil das Feuchtemessgerät eine relative Luftfeuchte von über 70 % anzeigt und die absolute Feuchte der Außenluft niedriger ist als die absolute Feuchte im Kirchenraum. Die App „Lüftungsempfehlung für Kirchen“ (www.klaudiuskrusch.de) berechnet nach Eingabe der Klimadaten außen und innen die absoluten Feuchten und spricht Empfehlungen aus, ob gelüftet werden darf oder nicht.