Das Bischöfliche Studierendenwerk Münster mit dem Wohnheim „Marianum“ in der Frauenstraße, dem Café Milagro und der Katholischen Studierenden- und Hochschulgemeinde (KSHG) haben als eine der ersten kirchlichen Einrichtungen im Bistum Münster das Umweltmanagementsystem „Zukunft einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ eingeführt. Koch Marcus Steffen war daran maßgeblich beteiligt. Am Sonntag, 25. November, wird Weihbischof Dr. Stefan Zekorn im Rahmen eines Gottesdienstes um 19 Uhr in der Petrikirche offiziell die Urkunde überreichen.
Fairen Kaffee, Tee und Saft gibt es in der KSHG gefühlt schon immer, ebenso den Streuobstwiesenapfelsaft vom Naturschutzbund. Auch Essensreste werden im Cafè Milagro schon immer weitest möglich zum Verzehr weiter gegeben. Um sich noch umfassender ökofair auszurichten, hat das Studierendenwerk bereits in der Pilotphase der im Juni 2018 offiziell gestarteten Initiative „Zukunft einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ das Umweltmanagementsystem „Zukunft einkaufen“ eingeführt. „Wir wollten ohnehin ein Qualitätsmanagement (QM) installieren. Warum dann nicht ein Umweltmanagementsystem, das vom Bistum kostenfrei angeboten wird und uns neben dem QM auch hilft, nachhaltiger zu wirtschaften?“, beschreibt Marcus Steffen, stellvertretender Bereichsleiter des Café Milagro beim Bischöflichen Studierendenwerk Münster, die Beweggründe.
„Während der Bestandsaufnahme zu Beginn verging keine Sitzung ohne die Sinnfrage, ob sich diese Arbeit lohnt“, gibt der 40-Jährige offen zu. Denn erst, wenn alle Daten erhoben und alle Fakten und Unterlagen von den Strom- und Gasverbräuchen der Konvektomaten und der Spülmaschine bis hin zu den Betriebsanleitungen der Maschinen und Geräte und den Datenblättern der Reinigungsmittel zusammen getragen sind, könne man das eigentliche Ziel angehen und systematisch Veränderungen planen und umsetzen.
Marcus Steffen ist gelernter Koch und vertritt das Café Milagro im Umweltmanagementteam des Studierendenwerks. Er versorgt zusammen mit seiner Küchenmannschaft täglich etwa 180 Studentinnen und Studenten mit Mittag- oder Abendessen. Außer ihm arbeiten im Umweltmanagementteam der Heimleiter des dazu gehörenden Studentenwohnheims, ein Mitarbeiter aus der Haustechnik, der Eine-Welt-Referent von der KSHG und ein Mitarbeiter vom Bischöflichen Bauamt mit. Begleitet wurde der zweijährige Prozess vom Referenten für Schöpfungsbewahrung beim Bischöflichen Generalvikariat, Thomas Kamp-Deister.
Weil Marcus Steffen freie Hand bei der Einteilung seiner Stunden hat, konnte er die Aufgaben in seiner Arbeitszeit erledigen. Dabei war für ihn Vieles neu: „Wenn man, wie ich, gewohnt ist, mit den Händen zu arbeiten, muss man sich erst in den Umgang mit der EDV einarbeiten“, erinnert er sich. „Gewöhnungsbedürftig war auch, sich vor einem Blatt Papier Gedanken zu machen.“
Am Ende des Einführungsprozesses stand ein Audit mit Thomas Kamp-Deister, dem Leiter der Initiative „Zukunft einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“. Beim Audit hat das Umweltmanagementteam die erarbeiteten Ordner vorgelegt, Fragen beantwortet und eine Hausbegehung durchgeführt. Damit war das Umweltmanagementsystem eingeführt und die erste Zertifizierung geschafft.
Es war zwar Mühe, aber es hat sich für Marcus Steffen gelohnt, ist er überzeugt: „Ich habe dabei viel in Sachen Qualitätsmanagement gelernt“. Aber auch die Umwelt hat dabei gewonnen: „Das Thema Beschaffung ist bei mir seither viel präsenter. Die Möglichkeiten, durch einfache Verhaltensänderung, viel zu bewirken, haben bei mir richtig Klick gemacht“, berichtet er. So haben er und sein Team die Bereitschaftszeiten der Industriespülmaschine deutlich verringert. Die Abläufe werden genauer geplant und die Maschine erst die zum Aufheizen notwendigen 45 Minuten vor Gebrauch eingeschaltet. Das Küchenteam organisiert die Prozesse beim Kochen verstärkt so, dass der kleine gasbetriebene Konvektomat häufiger zum Einsatz kommt und der groß, strombetriebene nur, wenn er für eine große Menge gebraucht wird.
Marcus Steffen hat die Lieferanten nach der Herkunft der gelieferten Lebensmittel gefragt, die Ergebnisse im Küchenteam beraten und auch hier Einiges verändert. So kauft das Café Milagro insbesondere bei Fleisch, Milchprodukten, Kartoffeln, Bier und Apfelsaft inzwischen hauptsächlich regionale Produkte aus dem Münsterland. Um den Fleischkonsum zu verringern hat die Küche täglich ein vegetarisches Menü im Angebot und donnerstags das Motto Veggieday, an dem es nur Vegetarisches gibt. Doch damit nicht genug: „Bei den Reinigungsmitteln entscheiden wir selbst, wieviel Chemie notwendig ist und verwenden keine scharfen Reiniger, auch nicht die Selbstreinigungstabletten für Konvektomaten vom Hersteller“, hat die Küchencrew entschieden.
Auch wenn schon viele Veränderungen geschafft sind, den engagierten Koch hat der Ehrgeiz gepackt. Er will zusammen mit seinem Team noch mehr erreichen und setzt dabei vor allem auf Verhaltensänderungen. Bei der internen Kommunikation beispielsweise sieht er noch Möglichkeiten: „Wir müssen noch offensiver die mitarbeitenden Studierenden in den Prozess einbeziehen und bei der Einarbeitung ökofaires Handeln deutlicher ansprechen.“ Bei so viel Ehrgeiz und Erfolg verwundert nicht, dass Marcus Steffen dabei bleiben will: „Mir hat der Prozess viel gebracht. Ich würde es sofort wieder machen“, sagt er. „2020 werden wir rezertifiziert“, haben er und sein Team denn auch schon die nächste Zielgerade vor Augen.
Mehr Informationen zur Initiative „Zukunft einkaufen – Glaubwürdig wirtschaften im Bistum Münster“ gibt es im Internet unter www.bistum-muenster.de/zukunft_einkaufen.