“Ich wurde perfekt aufgenommen”

Nach einem Unfall verändert sich für Detlef Behrendt auch sein Arbeitsleben

Es war ein Unfall, der das Leben von Detlef Behrendt von heute auf morgen veränderte. Im August 2016 war Behrendt im Urlaub mit dem Motorrad unterwegs. Dort geschah das Unglück - unverschuldet. „Ich kam um eine Kurve und wurde auf Deutsch gesagt über den Haufen gefahren”, fasst er den Moment zusammen, der sein Leben veränderte. Heute sitzt er im Rollstuhl. Behrendt ist Mitarbeiter in der IT-Abteilung des bischöflichen Generalvikariats (BGV). Vor und nach seinem Unfall hat er hier gearbeitet und der Job macht ihm nach wie vor Spaß, auch wenn der Unfall seine Aufgaben und seinen Arbeitsplatz verändert hat. Im Jahr 2022 arbeiteten 54 Mitarbeiter mit Handicap beim Bischöflichen Generalvikariat, im Jahr 2021 waren es noch 49 Personen. Die gesetzlich vorgeschriebene Quote überschreitet das Bistum damit mit acht Prozent. 

Detlef Behrendt leidet unter den Folgen eines schweren Unfalls. Er hat unter anderem eine Querschnittslähmung. Beim Bischöflichen Generalvikariat wurde er nach seinem Unfall „perfekt“ aufgenommen, wie er selbst sagt.

© Bischöfliche Pressestelle/Lara Bergjohann

Sieben Monate verbrachte der 55-Jährige nach seinem Unfall im Krankenhaus. Bleibende Unfallfolgen sind eine Querschnittslähmung, ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit zusätzlicher physikalischer Schädigung der Hirnmasse, was eine Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens mit sich bringt und eine beidseitige Lungenkontusion sowie eine Rippenserienfraktur, was ein tiefes Durchatmen unmöglich macht. Nach einer medizinischen Rehabilitationsphase folgte die Wiedereingliederung beim bischöflichen Generalvikariat. In der IT-Abteilung wurde er „perfekt” aufgenommen, wie er selbst sagt. „Mir wurde Freude und Hilfe entgegengebracht. Egal was ich brauchte, materielle Hilfe, Hilfe für mich oder Hilfe, um in Themen wieder reinzukommen, die Kollegen waren immer da.“  

Damit Behrendt seiner Arbeit im Bischöflichen Generalvikariat weiterhin nachgehen kann, wurde sein Arbeitsplatz entsprechend angepasst. So haben die Fenster beispielsweise eine Motorsteuerung, dadurch kann er selbst frische Luft in sein Büro lassen, ein überdachter Auto-Abstellplatz wurde gebaut, damit er trotz des länger dauernden Ein- und Ausstiegsprozesses bei Regenwetter trocken ins Büro kommt. Damit Behrendt sich selbständig im Gebäude bewegen kann, waren elektrische Türen notwendig. Aufgrund der Beeinträchtigung des Erinnerungsvermögens kann er nicht mehr alle Aufgaben erledigen, die vor dem Unfall zu seinem Arbeitsbereich gehörten. Sein Langzeitgedächtnis ist allerdings kaum betroffen, was ihm die Arbeit in einer Arbeitsumgebung wie vor dem Unfall ermöglicht. Dennoch, um langfristig erwerbstätig zu sein, musste Behrendt seine Stunden aus medizinischen Gründen reduzieren. Heute arbeitet er mit einem Stundenumfang von 15 Wochenstunden. 

„Wer ein Handicap hat, hat beim Bistum gute Chancen, einen Arbeitsplatz zu bekommen”, sagt Thomas Müther. Er ist Vertrauensperson der schwerbehinderten Beschäftigten im Bischöflichen Generalvikariat. Dort werde jede Stelle so ausgeschrieben, dass sich Menschen mit Handicap bewerben können. Welche Hilfestellungen eine Person zur Bewältigung der täglichen Arbeit benötigt, werde nach der Einstellung geklärt.   

„Bewerbungen von Menschen mit Handicap werden immer auch von der Schwerbehindertenvertre-tung geprüft“, erklärt Müther. Auch am Bewerbungsgespräch nehme ein Vertreter der Schwerbehin-dertenvertretung teil. „Wir laden jeden zu einem Vorstellungsgespräch ein”, ergänzt Thomas Heumann und meint damit Menschen mit Handicap. Er ist stellvertretender Leiter der Gruppe Personalmanagement und zuständig für die schwerbehinderten Angelegenheiten im Bischöflichen Generalvikariat. Nicht immer passe die Stelle, auf die sich jemand beworben habe, zum Kandidaten. In solchen Fällen werde geschaut, ob es vielleicht eine andere, geeignete Stelle gebe. „Wenn nicht wir den Menschen eine Chance geben zu zeigen, was sie können, wer dann?”, ergänzt Müther. Zunächst werde der Arbeitsumfang in der Regel mit 100 Prozent geplant. Wenn eine Person dies nicht erfüllen könne, werde dieser entsprechend angepasst. 

Und so ist auch Detlef Behrendts Vorgesetzter, Stefan Becker, froh, ihn als Mitarbeiter zu haben: „Wir sind stolz darauf, dass wir ein inklusives Arbeitsumfeld schaffen konnten, in dem jeder Mitarbeiter unabhängig von seinen Fähigkeiten und Einschränkungen erfolgreich sein kann. Wir glauben, dass Vielfalt und Inklusion der Schlüssel zu unserem Erfolg sind und wir sind bestrebt, eine Kultur zu schaffen, die alle Mitarbeiter unterstützt und respektiert. Wir schätzen die Beiträge Detlef Behrendts und sind bestrebt, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das für alle zugänglich ist.“ 

Lara Bergjohann