Zitate von Bischof Dr. Felix Genn
In seinen 16 Jahren als Bischof hat Felix Genn unzählige Predigten gehalten, Interviews gegeben und Texte verfasst. Zu vielen Sachverhalten und Themen hat er sich geäußert: zu theologischen und kirchlichen Themen ebenso wie zu politischen und gesellschaftlichen Debatten. Und manchmal at er einfach erzählt, wie es ihm geht oder wie er, der Rheinländer, Münster und das Bistum empfindet.
Wir haben hier eine Auswahl von Zitaten und Aussprüchen aus seiner Amtszeit zusammengestellt.
Kirche ist dazu da, Menschen zu helfen, Jesus kennen zu lernen.
Die Würde des Menschen vom Anfang bis zum Ende, die Würde jedes Menschen, des Behinderten wie des Gesunden, ist unantastbar, weil Gott sie garantiert.
Ich bin froh, dass ich keine Perücke tragen muss und morgens gepudert werde. Ich bin kein absolutisticher Herrscher. Wir leben in viel besseren Zeiten als im Barock.
Münster ist wunderschön.
Vertrauen gewinne ich durch Begegnungen mit Menschen.
Als Kaplan war ich gerne mit meinem R4 unterwegs. Der R4 reichte mir völlig.
Größtmögliche Transparenz ist der Weg, um verloren gegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen.
Ich bin davon überzeugt, dass der Glaube auch heute immer noch vor allem ‚auf zwei Beinen‘ zu den Menschen kommt.
Wenn wir von vielen Menschen nur als eine Institution der Verbote gesehen werden, muss uns das sehr zu denken geben.
Papst Franziskus ist für mich kein Revolutionär, aber eine Provokation.
Papst Franziskus ist einfach echt.
Wir sollten eine Kirche sein, die die Menschen mit offenen Türen aufnimmt und empfängt.
Homosexuell empfindende Menschen dürfen von uns nicht diskriminiert werden. In der Vergangenheit ist im Blick auf diese Menschen zu wenig beachtet worden, dass Gott sie so liebt wie jeden anderen Menschen auch. Das hat zu großen Verletzungen und Verwundungen bei diesen Menschen geführt.
Wir brauchen in der Kirche mehr Frauen in Führungspositionen – das tut uns allen sicher auch gut.
Glück besteht für mich darin, zu erfahren, von Menschen so wie ich bin angenommen zu werden und einfach ganz ich selbst zu sein.
Ich möchte nicht, dass die Kirche als ‚Nein-Sager‘ wahrgenommen wird. Wir sind ‚Ja-Sager‘.
Menschliches Leben ist nicht nur wertvoll, solange ich produktiv bin, sondern es bleibt auch wertvoll, wenn ich nicht mehr produktiv bin.
Priestertum und Laien werden zu sehr in Konkurrenz gesehen, statt in der Verwurzelung im gemeinsamen Priestertum der Taufe.
Ängste lassen sich am besten überwinden, indem wir die Fremden besser kennen und verstehen lernen.
Der Versuch, sich heimatlose Menschen mit Mauern, Stacheldrähten und Wasserwerfern vom Leibe zu halten, wird scheitern und ist zudem zutiefst unchristlich. Statt einer Globalisierung der Gleichgültigkeit brauchen wir eine Globalisierung der Solidarität.
Wir lassen uns leiten von der Überzeugung, dass Gott in dieser Welt zu finden ist; besonders dort, wo wir uns der Armen annehmen und wir uns für die Würde jedes Menschen, für Ge-rechtigkeit und Frieden engagieren.
Wir wollen uns in Meinungsbildungs-Prozesse einmischen und selbstbewusst, aber nicht von oben herab, den Menschen unsere Angebote für ein gutes und gelingendes Leben machen.
Wir dürfen eine Kirche sein, die vorgefassten Meinungen und Klischees widerspricht, die irritiert, die Vorurteile, menschliche Normen und Erwartungen bricht.
Wir sollten nicht als gebietend, missmutig und zuweilen sogar persönlich unerlöst wahrgenommen werden, sondern als einladende, zuversichtliche, authentische, mitten im Leben und unter den Menschen stehende Zeuginnen und Zeugen des dreieinigen Gottes und seiner Frohen Botschaft.
Wir sollten mehr als Ermöglicher wahrgenommen werden. Es gilt, neu in den Blick zu nehmen, was wirklich nicht geht oder was nur ungewöhnlich und neu ist. Neues öffnet oftmals eine Tür zu Gott und seiner Kirche.
Der Markt darf in der Sozialen Marktwirtschaft nicht das alleinige Sagen auf Kosten der Menschen haben.
Die Religionsfreiheit gehört zu den universalen Menschenrechten.
Wir wollen eine Kirche sein, die die Menschen einlädt, die Beziehung stiftet, die für die Menschen da ist.
Heimat ist für mich: Bei den Menschen zu sein, bei denen ich mich verstanden fühle und die ich auch verstehen kann.
Die Atmosphäre, die Papst Franziskus verbreitet, ist die eines Pastors, der jetzt als Pfarrei die Weltkirche hat.
Ich kann mir mein Leben nicht vorstellen ohne mein tägliches Gebet und insbesondere ohne die Betrachtung der Bibel.
Die Heilig-Rock-Wallfahrt war für mich die schönste Zeit meines Lebens.
Das Sprachniveau in unserer Kirche ist vielleicht manchmal wirklich zu hoch.
Ich habe immer gedacht: Priester des Bistums Trier zu werden und in der Heimat zu sein. Etwas Schöneres konnte ich mir nicht vorstellen.
Ich konnte mir nicht vorstellen, Arzt zu werden. Mit dem Blut habe ich es nicht so.
Es war schnell klar: Ich werde Lehrer oder Priester, weil ich immer gerne mit Leuten zu tun hatte.
Ich habe mit so vielen Menschen jeden Tag zu tun, das macht mir einfach Freude.
Wein trinkt man nicht, um betrunken zu sein. Wein trinkt man zur Geselligkeit.
Den Machthaber in Nordkorea halte ich schlicht für verrückt.
Den Machthaber in Nordkorea halte ich schlicht für verrückt.
Die Bedeutung des Priesters kann man nur ermessen, wenn man ihn als Dienst für die Kirche begreift.
Jede Predigt ist politisch, betrifft die Verkündigung doch immer auch das Zusammenleben der Menschen und damit das Gemeinwesen.
Die erste Aufgabe des Hirten ist es nicht, die Schafe zu maßregeln, sondern sie zu hüten.
Wir müssen uns mit den Rechtspopulisten auseinandersetzen, sie demaskieren und argumentativ in ihre Schranken verweisen.
Für die Kirche ergibt sich aus dem Evangelium die Notwendigkeit, ihre Stimme auch zu politischen Fragen zu erheben.
Als Christ bin ich nicht einfach Kunde eines amtlichen Geschehens, sondern selber für andere ein Zeichen.
Die Botschaft Jesu Christi ist weder überholt noch verstaubt, sondern jung, lebendig, gemeinschaftsfördernd und brandaktuell.
Wir werden in unserer Welt keinen Frieden finden ohne Meinungs- und Pressefreiheit. Frieden erreichen wir nur mit einer freien, kritischen, unabhängigen und wahrheitsgemäßen Berichterstattung.
Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder Hetze gegen Menschen mit Behinderungen müssen als das benannt werden, was sie sind: menschenfeindlich und zutiefst unchristlich.
Wer die Juden beschimpft, der beschimpft auch uns.
Die muslimischen Menschen in unserem Land gehören natürlich zu Deutschland, viele von ihnen sind längst Bürgerinnen und Bürger unseres Landes.
Es lohnt sich, hart dafür zu arbeiten, dass der Friede das letzte Wort haben wird. Wir dürfen und werden es nicht zulassen, dass Terror, Gewalt, Fremdenhass, Antisemitismus und rechte Hetze unsere Welt und Gesellschaft zerstören.
Wir brauchen heute mehr denn je Politikerinnen und Politiker, die sich in ihrer Amtsführung nicht von Meinungsumfragen, bevorstehenden Wahlen oder Machtgier leiten lassen, sondern von einer Haltung, die darauf basiert, dass jeder Mensch eine unantastbare Würde hat und dass der Friede das höchste aller Güter ist.
Wandel heißt nicht immer nur Niedergang. Wandel heißt Neues wagen, Wandel heißt experimentierfreudig sein, Wandel heißt, nach vorne zu schauen und nicht nur zu sagen: ‚Früher war alles besser.‘ Das war es nicht.
Ich kann Ihnen dezidiert sagen: Vorkonziliare klerikale Typen möchte ich nicht und werde sie auch nicht weihen.
Es gibt kein Verhalten, durch das Vertrauen schändlicher zerstört wird als durch sexuellen Missbrauch und dadurch, dass dieses widerwärtige Verbrechen auch von kirchlichen Verantwortlichen zu leicht übergangen und auch vertuscht wurde und wird.
Wenn man Marketing und Markenentwicklung zunächst und vor allem als Prozess einer inhaltlichen Selbstvergewisserung der eigenen Identität versteht – so, wie wir das tun –, dann ist es hilfreich, dass wir als katholische Kirche professionelles Marketing betreiben.
Wir leben als katholische Kirche nicht auf einer Insel und befinden uns nicht in einem Leucht-turm, sondern stehen mitten im Leben oder sollten es zumindest.
Als Christinnen und Christen müssen wir die Wirklichkeit ernst- und annehmen und die Veränderungen gestalten. Damit laufen wir keineswegs dem Zeitgeist hinterher.
Beziehungen zu fördern, zwischen den Menschen, zwischen den Menschen und Gott – das ist unser Kernauftrag, das ist unser Markenkern.
Mit Verboten und mit Strenge schafft man weder eine Kultur der Beziehung im Geiste Jesu noch erreicht man, dass die Menschen sich an den so vermittelten Positionen aus eigener Überzeugung orientieren.
Jesus, Gott, ist ganz unten. Und wer Ihm nachfolgt, kann nur dorthin gehen: Zu den Kleinen und Armen, zu den Schwachen und Gescheiterten. Da muss Kirche sein, denn dorthin geht Gott.
Die Betroffenen sexuellen Missbrauchs haben das Recht auf eine möglichst lückenlose Aufarbeitung der Vergangenheit und darauf, dass wir alles tun, sexuellen Missbrauch in der Kirche künftig möglichst zu verhindern.
Christsein ist eine Entscheidung. Und: Dass wir uns selbst entscheiden dürfen, ist etwas sehr Kostbares.
Wir müssen und möchten den mühsamen Weg der Aufarbeitung gehen, der zuerst die Opfer in den Blick nimmt, aber auch kirchenimmanente Strukturen, die solche Taten ermöglicht und vertuscht haben.
Um sexuellen Missbrauch in der Kirche künftig deutlich zu erschweren, brauchen wir eine neue Machtverteilung. Wir brauchen ein neues Verhältnis von sogenannten Laien und Priestern, von Haupt- und Ehrenamtlichen, von Männern und Frauen in der katholischen Kirche.
Wir sind in Fragen der Sexualität fast sprachlos.
Ich bin bereit, Macht abzugeben und mich etwa einer kirchlichen Verwaltungsgerichtsbarkeit zu stellen, in der dann sicher auch Laien mitentscheiden müssten. Ja, das bin ich.
Die katholische Kirche als Vorbild einer konstruktiven Streitkultur: das wäre doch einmal was!
Mir ist es wichtig, das Priesterbild zu reinigen, damit es nicht überlastet wird von Verwaltungsaufgaben.
Ich habe im Bistum Münster keine wichtige Angelegenheit entschieden, ohne mich zuvor beraten zu haben.
Europa fällt als Antwort darauf, dass Krieg und Gewalt Millionen Menschen zur Flucht zwingen, vor allem ein, ‚seine Außengrenzen zu sichern‘ und die Menschen in Lager zu sperren. Das ist doch ein Skandal!
Wir sind nicht Kirche gegenüber der Welt, wir sind Kirche in der Welt.
Wir müssen und möchten den mühsamen Weg der Aufarbeitung gehen, der zuerst die Opfer in den Blick nimmt, aber auch kirchenimmanente Strukturen, die solche Taten ermöglicht und vertuscht haben.
Da ist noch so viel Power dahinter, dass man sich 20 Jahren wundern wird, was bei der alten Kirche noch alles möglich ist.
Ich kann diese Nationalisten und Populisten einfach nicht ertragen. Ich werde nicht schweigen!
Ich kann einfach nicht verstehen, dass wir als Europäer nicht vernünftig mit dem Problem von Flucht und Migration umgehen und hier keine Lösungen finden, die sich davon leiten lassen, dass jeder Mensch die gleiche Würde hat.
Ich möchte abrücken von der Vorstellung, als ob alles daran hinge, dass es einen Priester gibt, auf den sich alles konzentriert.
Kirche, das ist nicht nur der Bischof oder der Pfarrer, Kirche das ist die Gemeinschaft der Gläubigen.
Ich bin nicht jemand, der in einzelnen Fragen mit großen Schlagzeilen an die Öffentlichkeit gehen möchte.
Wir alle kommen aus einer Gestalt von Kirche, die gerade zerbricht.
Wir sind definitiv auch in einer Krise des Bischofsamtes.
Es gibt die Gefahr, dass wir Deutschen in der Weltkirche als die gesehen werden, die es scheinbar immer besser wissen.
Zu denken, alles zu wissen und machen zu können – das sind die Fallen. Es gibt einen Primat der Gnade und nicht den Primat des Machens.
Mir geht es immer darum, auch die Meinung des anderen, zu retten.
Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, sage ich ja nicht: ‚Guten Morgen, Exzellenz!‘ Ich möchte auf kein Schild, sondern nur mit Respekt behandelt werden, wie jeder andere auch.
Glaubwürdigkeit und Vertrauen werden wir nur zurückgewinnen, wenn Menschen die Erfahrung machen, dass wir uns als Kirche in guter Weise in ihren Dienst stellen, wenn wir für sie da sind.
Eine Einschränkung der Macht der Bischöfe wäre ein Gewinn und auch eine Entlastung.
Ich habe dafür zu sorgen, dass die Menschen in Beziehung mit Jesus Christus treten, dass das Evangelium verkündet wird. Und das hat mit Macht, Ansehen und Hierarchie überhaupt nichts zu tun.
Ohne synodales Tun kann die Kirche ihren Weg nicht gehen, wird sie niemals entdecken, was der Geist heute den Gemeinden sagt.
Ich war und bin Teil des kirchlichen Systems, das sexuellen Missbrauch möglich gemacht hat. Das bin ich seit vielen Jahren an verantwortlicher Stelle. Von daher habe ich neben der persönlichen auch eine institutionelle Verantwortung. In dieser doppelten Hinsicht trage ich eine Mitverantwortung für das Leid von Menschen, die sexuell missbraucht wurden.
Wir müssen die systemischen Ursachen, die sexuellen Missbrauch in der Kirche begünstigt haben und immer noch begünstigen, bekämpfen und verändern.
Wenn ich sexuellen Missbrauch verhindern möchte, dann muss ich offener und qualifizierter über Sexualität sprechen können und muss weg von einer rigiden Sexualmoral. Hier muss auch das kirchliche Lehramt zu Neubewertungen kommen, die die Erkenntnisse der modernen Sexualforschung und Wissenschaft berücksichtigen.
Die Kirche hat sich immer verändert und wird sich weiter verändern – oft zu langsam.
Wenn man die vergangenen Jahrzehnte in den Blick nimmt, kann doch niemand ernsthaft sagen: ‚Weiter so, katholische Kirche!‘ Welche Argumente könnte es dafür geben? Ich habe noch keins gehört. Von daher und noch einmal: Wir brauchen eine Erneuerung der Kirche – um der Frohen Botschaft willen und um der Menschen willen, denen wir sie verkünden.
Der Synodale Weg spaltet nicht.
Ich glaube daran, dass Beten die Wirklichkeit verändern kann und wird.
Wir brauchen im Kleinen wie im Großen weniger Egoismus und mehr Solidarität, weniger Konsum und mehr Verzicht, weniger Reaktion und mehr Aktion, weniger Eigensinn und mehr Sorge um andere. Das ist für mich nicht nur eine Konsequenz aus den aktuellen Krisen, sondern Kern der Frohen Botschaft.
Wir befinden uns in einer Zeit der Umformung der Kirche, und ich bin mir sicher, dass sie von Gott geführt wird.
Wir müssen noch viel in puncto Synodalität lernen.
Ich habe nie erlebt, dass der Diözesanrat, der in unserem Bistum das höchste synodale Gremium darstellt, etwas gegen den Bischof entschieden hat.
Nach den Erfahrungen des Synodalen Weges bin ich der Meinung, dass wir weiter einen Weg gemeinschaftlicher, geistlicher Unterscheidung auf allen Ebenen der Kirche gehen müssen um herauszufinden, was Gott von der Kirche heute will.
Ich habe es immer als meine Aufgabe angesehen, alle Menschen und Gruppen in unserer Kirche ernst zu nehmen, ihnen zuzuhören und ihre Meinungen zu retten, auch wenn sie nicht meine sind.
Die Kirche sollte eine Friedensbewegung sein.
Ich bin ein alter Mann und sehe, wie eine neue Generation in der Kirche nachwächst. Diese jungen Menschen geben mir große Hoffnung; sie werden Formen entwickeln, die mir über-haupt nicht in den Sinn kommen. Was sind die kreativ! Und dann muss ich mir sagen: Felix, jetzt ist es gut!