Auslauf- oder Zukunftsmodell? – „Kirche und Schule“ – Ausgabe Juni 2022

Zur Situation des Religionsunterrichts

Kurz vor Ostern verbreiteten die Medien eine Meldung der Forschungsgruppe Weltanschauungen in Deutschland, nach der die Mitglieder der großen christlichen Kirchen in diesem Jahr zum ersten Mal weniger als die Hälfte der Bevölkerung bilden. Auch wenn die offiziellen Zahlen der Evangelischen Kirche Deutschlands und der katholischen Bischofskonferenz erst im Sommer veröffentlicht werden, war diese Entwicklung zu erwarten; der Trend zeigt zudem weiter nach unten: Im Jahr 2060 rechnen die Kirchen nur noch mit einem Mitgliederanteil von 30 Prozent der Bevölkerung in Deutschland.

Zum Herunterladen der "KIRCHE UND SCHULE" bitte auf das Bild klicken!

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Dass dies nicht ohne Auswirkungen auf die Konzeption des Religionsunterrichts bleiben kann, reflektieren die Beiträge unter der Rubrik SCHWERPUNKT. Der Blick ins europäische Ausland zeigt, welche Anregungen für die Zukunft einer schulischen Thematisierung von Glaube und Religion auch deutlich weniger religionsfreundliche Bedingungen bereithalten. Auch wenn der Religionsunterricht in Deutschland gesetzliche Privilegien genießt, müssen diese unter sich verändernden demographischen und gesellschaftlichen Bedingungen umgesetzt werden. Drei aktuelle Modelle aus Nordwestdeutschland skizzieren, wie dies jeweils vor dem Hintergrund regionaler Gegebenheiten geschieht beziehungsweise geplant ist. Der Beitrag von Professor Sajak ordnet sie mit Blick auf die traditionelle Gestalt konfessionellen Religionsunterrichts ein. Ein weiteres Modell zur Zukunft schulischen Religionsunterrichts in Österreich finden Sie im Downloadbereich unseres Heftes.

Fragen zur Zukunft des Religionsunterrichts jenseits organisatorischer Modelle thematisieren die Beiträge der Rubrik BLICKWINKEL. Es geht um Erwartungen des Staates, Herausforderungen durch zunehmende Heterogenität der Schülerschaft und Anforderungen, die sich aus der Kultur der Digitalität für den Religionsunterricht ergeben.

„Auf den Lehrer kommt es an“ wurde vor über zehn Jahren die Kernbotschaft der Hattie-Studie auf den Punkt gebracht. Der Gedanke lässt sich als verbindendes Element der Beiträge dieses Heftes verstehen. Die Frage nach der Zukunft des Religionsunterrichtes beinhaltet nämlich hohe Erwartungen an Persönlichkeit und Professionalität von Lehrinnen und Lehrern. Das kann motivieren, ist aber auch anspruchsvoll und manchmal belastend.