Obwohl täglich und reichlich in allen Medien über das Thema Flucht und Flüchtlinge berichtet, nachgedacht und diskutiert wird, hat sich die Hauptabteilung Seelsorge im Bischöflichen Generalvikariat entschieden, die neue Ausgabe von Unsere Seelsorge unter das Thema "Flüchtlingen begegnen" zu stellen.

In der aktuellen Situation sollen die folgenden Beiträge verstehen helfen: die Menschen auf der Flucht, die Hintergründe für die Migration, die Herausforderungen für Deutschland im vereinten Europa, den Auftrag, den wir als Getaufte haben. Um Verstehen geht es, nicht um Gutheißen, Schlechtreden oder Verwerfen. Einige Autoren räumen mit dem Vorurteil auf, dass Deutschland die Hauptlast der Migration trage. Andere stellen sich der Bedeutung des Glaubens für die Beziehung zu den Flüchtlingen. Wieder andere schildern praktische Beispiele aus der Arbeit mit Flüchtlingen. Betroffene Flüchtlinge kommen ebenfalls zu Wort.

Die Artikel sind alle vor dem 13. November geschrieben worden, vor den grausamen Anschlägen in Beirut und Paris. Sie behalten ihre Gültigkeit. Die jüngsten Ereignisse verschärfen eher die Frage nach dem Wert der Religion. Jede Religion kann für eigene Machtansprüche missbraucht werden; ebenso die Ablehnung von Religion und das absolute Vertrauen auf die Vernunft des Menschen. Die Migration stellt auf den Prüfstand, ob unsere Evangelisierung in unserem sogenannten christlichen Abendland tatsächlich wirksam ist. Sind wir von dem Heiligen Geist erfüllt, der am 1. Pfingstfest bewirkte, dass die Menschen sich trotz der fremden Sprachen verstanden haben? Sie haben dies nicht geschafft, indem sie vorher alle möglichen Sprachen gelernt haben. Das Verständnis füreinander und die Fähigkeit, trotz der Verschiedenheit die Beziehung zum Fremden aufzunehmen, wurde von Gott gewirkt. Es könnte uns helfen, endlich die eigene Endlichkeit einzugestehen und ihr gemäß zu handeln.

Das Lesen der Artikel helfe, mit anderen das Gespräch zu führen und zu entdecken, was wir beitragen können, damit es den Flüchtlingen bei uns besser geht als zuhause: sie freier sein dürfen auch bei der Wahl und Ausübung ihrer Religion; selbstbestimmter bei der Wahl ihrer Bildung und Arbeit; gefragter nach ihrer Meinung zur Gestaltung der Gesellschaft. Damit es den Flüchtlingen bei uns etwas besser geht, darf es wohl, abgesehen von den Armen in unserem Land, den meisten von uns ruhig ein wenig schlechter gehen, weil es uns dann noch immer sehr viel besser geht als den meisten Flüchtlingen. Wie sagt unser Bischof Felix in diesem Heft: "Glaubhaft ist nur die Liebe." Oder, um es mit Worten von Hilde Domin zu sagen: Mögen wir als Christinnen und Christen nicht zu sehr ‚nach Bleiben riechen'. So richtig stabil wird unsere Heimat erst im Himmel (s. Phil 3,20).

Downloads:

Bischof Dr. Felix Genn: Stacheldrähte lösen die Probleme nicht
Aiga Wegmann-Sandkamp: Das Beratungsangebot des Caritasverbandes
Heinz-Josef Kessmann: Über die Integration zur Inklusion

 

Bezug:
Bischöfliches Generalvikariat
Materialdienst
Fon 0251 495-541 
materialdienst[at]bistum-muenster.de