© Bischöfliche Pressestelle / Achim Pohl

150 Arbeitnehmervertreter diskutieren mit Bischof Felix Genn

, Bistum Münster

Wer buchstäblich über den eigenen Tellerrand schaut, kann unter Umständen aus guten Beispielen lernen. Diesem Prinzip folgend hat sich am 9. Mai das Arbeitnehmervertretertreffen des Bistums Münster dem Thema „Sozialer arbeiten, besser leben? Was machen skandinavische Länder anders?“ gewidmet. Anhand des Ländervergleichs zwischen Deutschland und Skandinavien diskutierten die rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Akademie Franz Hitze Haus Münster vor allem über die Situation im Gesundheits- und Pflegesektor sowie über Verbesserungspotenzial für Menschen, die in diesem Bereich arbeiten. 

Arbeitnehmervertretertreffen mit Bischof Genn im Franz Hitze Haus

Zu dem Treffen eingeladen hatte Bischof Dr. Felix Genn. Mitveranstalter waren der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Region Münsterland, der Kreisverband Münster des Deutschen Beamtenbundes, die Diözesane Arbeitsgemeinschaft der Mitarbeitervertretungen (DIAG-MAV) im Bistum Münster und das Institut für Christliche Sozialwissenschaften.

Zur Begrüßung ging der Bischof auf das kirchliche Arbeitsverständnis ein. Den Menschen nicht als Mittel, sondern als Subjekt zu sehen, ergebe sich aus der Menschenwürde. Es sei Teil der Aufgabe der Kirche, immer wieder auf diese Würde hinzuweisen. Der Blick über die Grenzen des eigenen Systems hinaus könne Hinweise geben, wie „lebenslanges Lernen und umfassende Absicherung institutionalisiert werden können.“ 

Impulse für die Diskussion gab Dr. Cornelia Heintze, Politologin und Stadtkämmerin a.D. aus Leipzig. In einem empirisch ausgerichteten Vortrag verglich sie zunächst die in Rede stehenden Ländern beispielsweise hinsichtlich der sozialen Ungleichheit und der Arbeitsmarktsysteme. Danach erläuterte sie den „Wohlfahrtsstaat als Inklusionsmaschine“. 

Eine lebhafte Diskussion miteinander und mit dem Publikum führten (von links) Akademiedirektor Antonius Kerkhoff, Cornelia Heintze, Felix Genn, Michaela Evans und Martin Dabrowski. Auf dem Foto fehlt Katharina Wesenick.

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Was deutsche Sozialsysteme von skandinavischen lernen können

Auf diesen Grundlagen entwickelte sie ihre Thesen. Demnach müsse ein niedriges Maß an Arbeitslosigkeit anders als häufig suggeriert nicht um den Preis sozialer Ungleichheit erkauft werden. Ein würdiges Leben inklusive sozialer Teilhabe sei auch für Arbeitslose möglich, gute Löhne und ein wirksamer Sozialausgleich könnten Altersarmut vermeiden. 

Besonders betonte die Referentin den Wert einer universalistischen Finanzierung des Wohlfahrtsstaates, an der sich alle beteiligen müssten. Voraussetzungen dafür seien eine hohe Staatsquote und Steuermoral. Sie sprach sich außerdem für ein hohes Beschäftigungsniveau in sozialen Diensten und eine hohe Tarifbindung aus. Letzter könne durch starke Gewerkschaften und / oder staatliche Ersatzmaßnahmen erreicht werden.

Heintzes Ausführungen bildeten die Grundlage der anschließenden Diskussion, die Dr. Martin Dabrowski vom Franz Hitze Haus moderierte. Dabei tauschten sich neben Heintze Michaela Evans, Direktorin des Forschungsschwerpunktes „Arbeit und Wandel“ am Institut Arbeit und Technik in Gelsenkirchen, und Katharina Wesenick, Landesfachbereichsleiterin Gesundheit, Soziales, Bildung und Wissenschaft, der Gewerkschaft ver.di NRW aus Düsseldorf, miteinander und mit dem Publikum aus.