© Bistum Münster

50 Jahr ehrenamtliche Kustodinnen und Kustoden im St.-Paulus-Dom

, Bistum Münster, Stadtdekanat Münster

Offenheit für alle Menschen und gleichzeitig Würde und Stille für Gebet und Andacht, einla-dende Atmosphäre und gleichzeitig Einhaltung der Verhaltensregeln: Damit all das im St.-Paulus-Dom Münster vereinbart wird, engagieren sich die ehrenamtlichen Domkustoden und -kustodinnen täglich – seit 50 Jahren.

Drei Personen die in der Eingangstür. Sie heißen Menschen im St.-Paulus-Dom Münster willkommen: die ehrenamtlichen Domkustoden Maria Schulze Bölling (von links), Jürgen Stockel und Helmi Aenstoots-Richter.

Sie heißen Menschen im St.-Paulus-Dom Münster willkommen: die ehrenamtlichen Domkustoden Maria Schulze Bölling (von links), Jürgen Stockel und Helmi Aenstoots-Richter.

© Bistum Münster Anke Lucht

Dabei stellt sich die Gruppe heute anders dar, als der frühere Bischof von Münster, Heinrich Tenhumberg, sie auf den Weg gebracht hatte. Denn Tenhumberg gab den Anstoß zur Gründung im Juli 1974, indem er das Stadtkomitee Münster um Vorschläge für Freiwillige bat, die im Dom für „die äußere Ordnung und Sicherheit sorgen und Dombesuchern durch gelegentliche Information behilflich sein“ sollten. Allerdings suchte der Bischof ausdrücklich nach „geeigneten katholischen älteren Herren“.

Heute sind bei den Kustoden – das Wort stammt vom lateinischen „custos“ für „Aufseher“, „Hüter“ – Frauen wie Männer aktiv. Erstere dürfen sich jedoch erst seit vier Jahren anschließen. Seitdem gehört Helmi Aenstoots-Richter aus Münster dazu. Ihre Kollegin Maria Schulze Bölling aus Senden-Ottmarsbocholt stieg vor drei Jahren ein. Der Münsteraner Jürgen Stockel ist seit acht Jahren dabei, seit drei Jahren Sprecher der Gruppe. Vorher war er nebenamtlicher Domkustode – denn neben den 25 ehrenamtlichen gibt es neun nebenamtliche Kustoden.

Die Ehrenamtlichen decken vor allem die Abendstunden der Öffnungszeiten ab. „Täglich ist von 9.30 Uhr bis 19 Uhr mindestens ein Domkustode im Einsatz, ab 16.30 Uhr wir Ehrenamtlichen“, erklärt Stockel. Er ist über seine Begeisterung für die Astronomische Uhr, zu der er Führungen anbietet, zum Amt gekommen. Auch Schulze Bölling ist seit langem Stadtführerin. „Der Dom als Baustein fehlte mir bei meinem Stadtrundgang noch“, erzählt sie, „und nachdem ich mich informiert hatte und weil ich noch ein Zeitfenster frei hatte, wurde ich Kustodin.“ Ihre Kollegin Aenstoots-Richter hingegen kannte beruflich einen Domkustoden, dessen Schilderungen sie neugierig auf das Amt machten.

Dieses bringt vielfältige Aufgaben mit sich. „Menschen im Dom willkommen zu heißen ist die wichtigste“, betont Stockel. Seine Kolleginnen bestätigen das. Aenstoots-Richter gibt aber auch zu bedenken: „Manchen Menschen muss man freundlich in Erinnerung rufen, dass sie sich in einer Kirche befinden.“ So weisen die Domkustoden beispielsweise darauf hin, dass Männer ihre Kopfbedeckungen abnehmen sollten, Hunde nicht mitgebracht werden dürfen und die Andacht betender Menschen nicht gestört werden darf.

Und weil der Dom eben eine Kirche ist, ergibt sich noch eine weitere Aufgabe, die Schulze Bölling so beschreibt: „Wir werden manchmal mit seelsorglichen Anliegen angesprochen.“ Dann stellen sie Kontakt her zu Seelsorgerinnen, Seelsorgern oder anderen geeigneten Stellen.

Bei all dem ist Fingerspitzengefühl ebenso wichtig wie Humor. „Wir gehen immer lächelnd auf die Menschen zu“, sagt Aenstoots-Richter. Bringe beispielsweise jemand einen Hund mit, weise sie augenzwinkernd darauf hin, dass das Tier wohl kaum beten wolle und deshalb besser draußen bleibe.

Mit dieser offenen Einstellung und ohne Prinzipienreiterei finden die Domkustoden auch für ungewöhnliche Anliegen oft eine Lösung. Jürgen Stockel nennt ein Beispiel: „Drei junge Musliminnen kamen mal herein auf der Suche nach einem ruhigen Ort für ihr Gebet. Da haben wir sie in den Nordturm gebracht. Die waren positiv überrascht und sehr dankbar.“ Auch einen Platz zum ungestörten Stillen habe man jungen Müttern öfter zur Verfügung gestellt.

Stockel freut sich über „viele großartige Gespräche“, die so entstehen: „Ich finde es hoch spannend, mit welchen verschiedenen Erwartungen Menschen in den Dom kommen.“ Dabei ist ihm und seinen Kolleginnen aufgefallen, dass immer weniger kirchenkritische Fragen gestellt werden. Stattdessen gebe es zunehmend Unwissen über die Kirche.

Eine formale Ausbildung für Kustoden gibt es nicht. Stattdessen bekommen neue Gruppenmitglieder eine kurze Einführung durch erfahrene. Gegenseitige Unterstützung erfahren alle bei den monatlichen Treffen. An ihnen nimmt auch Pastoralreferent Mathias Albracht teil, der Bindeglied zum Domkapitel ist und bei Bedarf theologische Fragen klärt. Auch gesellige Unternehmungen stärken die Gemeinschaft.

So haben die Domkustoden nach wie vor viel Freude an ihrem Dienst. „Es stellt einen zufrieden, wenn man vor allem denjenigen, die Seelsorge suchen, helfen kann“, findet Aenstoots-Richter. Stockel betont, seine Motivation sei „der Dom an sich. Er ist so faszinierend, weil er unfassbar ist.“ Das empfindet auch Schulze Bölling: „Für mich ist der Dom ein Lebensgefühl.“  

Feiern werden die Kustoden ihr Jubiläum am Samstag, 6. Juli, um 15 Uhr mit einem Gottesdienst im Dom. Daran schließt sich ein Fest im Priesterseminar Borromaeum an.

Anke Lucht