Nach der ersten Mail kam schnell die zweite: „Eine Woche später schon sollte unser Flug gehen.“ Femke Koers und die anderen in der Freiwilligen-WG nutzten die wenigen verbleibenden Tage, um letzte Dinge zu organisieren – und um sich zu verabschieden. Die Ochtruperin hatte bis dahin vormittags im „Matumaini Center“, einer Ausbildungsstätte für Frauen in schwierigen Lebenssituationen, unterrichtet – die Frauen in Englisch, deren Kinder in Sachkunde. Nachmittags war sie im Büro. Schweren Herzens musste Femke Koers ihre Sachen packen. Der Abschied soll nicht endgültig sein: „Ich werde auf jeden Fall wiederkommen“, plant die 19-Jährige für die Nach-Corona-Zeit eine Rückkehr nach Tansania. Bei der sie dann hoffentlich einige der Kinder noch einmal sieht: „Da die Schulen zeitgleich geschlossen haben, konnten wir uns von ihnen nicht verabschieden.“
Sebastian Aperdannier, Franziska Barthelt und Judith Wüllhorst aus dem Referat Freiwilligendienste im Ausland des Bistums Münster haben sich um die Rückreise der jungen Erwachsenen gekümmert. Was nicht so einfach war, da der internationale Flugverkehr zunehmend eingeschränkt wurde. „Dann ist ein gebuchter Flug auch noch ausgefallen“, berichtet Femke Koers. Mit einer Rückholaktion der Bundesregierung konnten sie nicht rechnen: „Weil es zu diesem Zeitpunkt noch Flüge kommerzieller Gesellschaften gab.“ Für die Bemühungen des Bistumsteams ist Femke Koers dankbar: „Ich habe mich sehr gut betreut und begleitet gefühlt, wir standen in ständigem Kontakt mit Münster.“
Geduldig wartete die Ochtruperin mit anderen deutschen Freiwilligen in Dar Es Salaam auf ihre Abreise nach Frankfurt: „Die meiste Zeit waren wir in unserem Appartement, weil wir nicht so genau wussten, was passiert.“ Trotz aller Umstände haben sie aus der Situation das Beste gemacht, sagt Femke Koers. Dazu gehörten auch Telefonate mit der Familie zu Hause. Eltern und Geschwister berichteten ihr, mit welchen Einschränkungen sie rechnen müsse: „In Deutschland war das Leben längst heruntergefahren, während in Tansania die Märkte und auch die Kirche noch geöffnet waren.“ Inzwischen, weiß sie, ist auch dort das Leben mehr oder weniger zum Erliegen gekommen. Neben der offiziellen Zahl der an Covid-19-Erkrankten rechnet man in dem ostafrikanischen Staat mit einer hohen Dunkelziffer an unerkannten und nicht registrierten Infizierten.
So kam es von einem auf den anderen Tag zur Schließung der Schulen einschließlich des „Matumaini Centers“. Eine schwierige Situation. „Denn so fehlen die Schulgelder und die Angestellten können nicht mehr bezahlt werden. Eine staatliche Absicherung gibt es nicht, weil das ,Matumaini Center‘ ein privates Projekt ist“, erklärt Femke Koers. Die Frauen nähen seitdem Masken für die Schüler, aber auch für andere Menschen im Ort. Eine Aktion, die Femke Koers zusammen mit dem Bistum Münster von Deutschland aus gerne unterstützen möchten und für die sie deshalb um Spenden bittet: „Das Bistum versucht für dieses und weitere Projekte, einen Hilfsfonds aufzubauen.“
In ihren Gedanken ist die Ochtruperin noch oft in Tansania. Die Erinnerungen an die vielen wunderbaren Begegnungen im „Matumaini Center“, an die Ausflüge und die Reisen, bei denen sie mit anderen Mitfreiwilligen das Land erkundet hat, lassen sie manchmal wehmütig werden. Aber nur für den Moment... Dann überwiegt die Vorfreude auf ein Wiedersehen. Nach Corona.
Gudrun Niewöhner