Adveniat-Gast Ernestina Lopes Bac informierte Schüler in Lüdinghausen
Ernestina López Bac aus Guatemala ist eine Brückenbauerin zwischen der modernen Gesellschaft und dem Leben als Angehörige der Kaqchikel-Ethnie.
Auf Einladung der Bischöflichen Aktion Adveniat besucht sie zurzeit Schulen und Pfarreien im Bistum Münster. Im St.-Antonius-Gymnasium in Lüdinghausen stand sie Achtklässlern Rede und Antwort über ihre Arbeit mit den indigenen Gemeinden in dem lateinamerikanischen Land. Begleitet wurde sie von Stefanie Hoppe von Adveniat, die für die Schüler aus dem Spanischen übersetzte.
Die Schule hat eine besondere Beziehung zu Guatemala. Denn bereits seit 15 Jahren kommen regelmäßig Schüler der deutschen und österreichischen Schule in Guatemala-Stadt nach Lüdinghausen, nehmen am Unterricht teil und wohnen in Gastfamilien. So auch in diesem Jahr. Und bevor Ernestina López Bac über ihre Arbeit berichtete, stellten die Gastschüler ihre Sicht auf ihr Heimatland vor. In einem kurzen Vortrag erzählten sie ihren Mitschülern, welche Sehenswürdigkeiten es in dem ‚Land des ewigen Frühlings‘ gibt, wo Guatemala in Lateinamerika liegt, was das Land ausmacht und wie sich die politische Lage nach den friedlichen Demonstrationen darstellt.
In ihrem Heimatland wären sich die 13- bis 16-jährigen Gastschüler und Ernestina López Bac wohl nie begegnet. Denn es sind Privatschulen, die die Jugendlichen besuchen, und Bac gehört der Kaqchikel-Ethnie an. Zwar zählen 60 Prozent der Bevölkerung zu einer der vier indigenen Gruppen, doch werden sie im Alltag diskriminiert. "Viele leben in extremer Armut und sind von dem 36 Jahre dauernden Bürgerkrieg, in dem viele Mayas getötet oder verschleppt wurden, traumatisiert", beschreibt sie die Situation in ihrem Land. Auch ihr eigener Vater wurde Opfer der Militärs und während eines Gebets mit vier Schüssen getötet. Ihre Lebensaufgabe sieht sie darin, die Botschaft ihres Volkes zu verbreiten. Zwar seien 98 Prozent der Straftaten nicht geahndet, aber "wir müssen unseren Feinden verzeihen, sonst entwickelt sich eine Spirale der Gewalt", sagt Bac, die eine zehnköpfige nationale Kommission für Indianerpastoral der Bischofskonferenz in Guatemala leitet. Für sie gibt es keinen Widerspruch zwischen den traditionellen Zeremonien der Maya und der christlichen Liturgie. "Es ist ein anderer Ausdruck desselben Glaubens, der leider lange Zeit nicht anerkannt worden sei", berichtet sie.
"Ich bin ein Mensch der Hoffnung. Deshalb denke ich, dass wir mit dem neuen Präsidenten Jimmy Morales bessere Chancen haben, irgendwann in einem anderen Guatemala zu leben", berichtet sie. In einem Land, das nicht von Korruption beherrscht werde. Das friedliche Miteinander der verschiedenen Bevölkerungsgruppen sei nicht einfach, aber ihr Ziel. "Ich wünsche mir gegenseitigen Respekt", sagt Bac. "Die Menschen sind friedlich auf die Straße gegangen, und der korrupte Präsident sitzt nun im Gefängnis. Zahlreiche junge Leute haben sich für diese Veränderungen engagiert. Es gibt viele Zeichen der Hoffnung", freut sie sich.
Armut sei ein Thema, das hauptsächlich die indigene Bevölkerung betreffe. Somit sei für viele Indigenas bis heute der Zugang zu Bildung nicht selbstverständlich. "Wir denken anders, sind nicht auf wirtschaftliche Erfolge ausgerichtet und leben in einer Kultur, die von der Gemeinschaft geprägt ist", charakterisiert die Theologin das Lebensgefühl der indigenen Bevölkerung. Ihre farbenfrohe Tracht weckte auch die Neugier der Schüler. Diese trage sie nicht aus folkloristischen Gründen, sondern sie sei die typische Bekleidung in ihrem Lebensumfeld. "So eine Tracht ist wie ein Buch. Darin ist unser Verhältnis zur Natur, zur Religion, zur Umwelt und zu den Tieren zu lesen", verrät sie auf Nachfragen der Achtklässler.
Als Dank für die informative Stunde übergaben Schüler aus dem Religionskurs von Jörg Schürmann, stellvertretender Schulleiter, ihrem Gast ein dickes Seil, an dem sie auf Karten ihre guten Wünsche für die Menschen in Guatemala formuliert hatten. "Denn nur wenn wir alle an einem Strang ziehen, können wir die Welt ein bisschen besser machen", verdeutlichte Schürmann den Hintergrund für das Geschenk.
Adveniat unterstützt den Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit. Traditionell sind die Weihnachtskollekten in den katholischen Kirchen in Deutschland für Adveniat und die Hilfe für die Menschen in Lateinamerika und der Karibik bestimmt.
Text: Bischöfliche Pressestelle
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