AJG steht in Kontakt mit Lehrern in Israel

, Kreisdekanat Steinfurt

„Wir erleben gerade die dunkelste Zeit Israels seit Ende des Holocaust.“ Dieser Satz berührt Ruth Janning zutiefst. Besonders, weil sie diejenige gut kennt, die das geschrieben hat. Der Satz ist Teil einer langen WhatsApp von ihrer Kollegin und Freundin Inbal Berger-Meichar aus Ramat haScharon, die die stellvertretende Leiterin des bischöflichen Arnold-Janssen-Gymnasiums (AJG) in St. Arnold vor wenigen Tagen bekommen hat. 

Hildegard Clancett (von links), Meinolf Dörhoff und Ruth Janning

Hildegard Clancett (von links), Meinolf Dörhoff und Ruth Janning verfolgen die politische Lage in Israel sehr genau. Auf ihren Handys sind noch Fotos vom letzten Austausch 2019 abgespeichert.

© Bistum Münster

Beim israelisch-deutschen Schüleraustausch, den es mehr als 20 Jahre am AJG gegeben hat, lernten sie sich 2019 kennen. Ruth Janning wohnte damals bei der jüdischen Familie in dem Ort nahe Tel Aviv. Der Kontakt ist geblieben, genauso, wie Schulleiter Meinolf Dörhoff und Hildegard Clancett, die als Lehrerin bislang für die Organisation des Austausches verantwortlich war, weiter mit israelischen Kolleginnen und Kollegen in Verbindung sind. Alle drei erinnern sich an die Tage in Israel – besonders an die beeindruckenden Begegnungen. Mit umso größerer Sorge verfolgen sie seit dem Überfall der islamistischen Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober die Nachrichten aus dem Nahen Osten.

Dass das Miteinander von Juden, Christen und Muslimen in Israel schwierig war, das haben auch die AJGler erlebt. An dem Austauschprojekt nahmen nämlich gleich zwei israelische Schulen teil – die jüdische Schule in Ramat haScharon und die christlich-muslimische Schule in Nazareth. „Da gab es unter den israelischen Jugendlichen schon Vorbehalte“, weiß Schulleiter Dörhoff.  An die Gespräche mit Lehrerkollegen erinnert er sich gut. Sie hätten Angst vor der Hamas gehabt – und vor dem Iran, dessen politische Führung die islamistischen Extremisten unterstütze: „Viele Israelis empfanden die politische Situation damals als ausweglos.“

Wie Ruth Jannings Freundin weiter schreibt, vertrauen die Menschen in Israel ihrer Regierung nicht mehr: „Wir haben das Gefühl, dass uns unsere Regierung in eine noch nie dagewesene Katastrophe hineingezogen hat.“ Inbal Berger-Meichar leitet inzwischen eine große Schule in Tel Aviv. Seit Ausbruch des Krieges darf nur die Hälfte der Schülerinnen und Schüler am Unterricht teilnehmen, weil sonst bei Bombenalarm nicht genügend Schutzräume zur Verfügung stünden. Die Lage sei sehr, sehr schwierig, schreibt die Israelin weiter. Fast verzweifelt lesen sich ihre Worte. Die Hamas sei überall – auch in Europa, auch in Deutschland. Ihr Appell: „Europa muss aufwachen – bevor es zu spät ist.“ Denn, davon ist sie überzeugt: „Was wir hier durchgemacht haben, kann ebenso in Berlin passieren.“ 

Ein Satz, der Ruth Janning, Meinolf Dörhoff und Hildegard Clancett hilflos zurücklässt. „Als wir 2019 in Israel waren, hätte niemand eine solche Eskalation, ein solches Massaker, erahnt“, blickt die stellvertretende AJG-Leiterin zurück. Natürlich sei der politische Konflikt im Alltag zu spüren gewesen, aber gerade die Familien, die am Austausch teilgenommen hätten, seien offen und bereit gewesen, einander zuzuhören, betont Hildegard Clancett.

Ob sie irgendwann wieder einen Austausch zwischen dem AJG und Israel begleiten wird? Die Lehrerin ist skeptisch. Erst machte die Corona-Pandemie vieles unmöglich, dann gab es auf israelischer Seite personelle Wechsel – und nun der Krieg. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die Situation in den kommenden Jahren zum Positiven ändern wird“, befürchtet Hildegard Clancett.

Gudrun Niewöhner