Alwin Fröhlich (13) aus der Dommusik singt bei "The Voice Kids"

, Stadtdekanat Münster

Die Lichter sind heller als gewohnt, die Kulisse imposant, das Publikum gespannt. Als Alwin Fröhlich die große Bühne von „The Voice Kids“ betritt, ist es ein Moment, den er sich nicht hätte träumen lassen. Und dann ist da noch die Jury, die „Coaches“, Menschen, die er bislang nur aus dem Fernsehen kennt. „Ich war schon etwas nervöser als bei einem Konzert im Dom“, gibt Alwin zu. Dabei ist er bühnen- und auftrittserfahren: Als Mitglied der „Capella Ludgeriana“, dem Knabenchor der Dommusik Münster, hat er bereits in gefüllten Kirchen, in der Tonhalle Düsseldorf und sogar in Münsters Theater gesungen. Doch dieser Abend ist anders.

Es begann mit einer E-Mail, die seine Mutter ihm am Ende eines Türkei-Urlaubs im vergangenen Sommer noch im Flughafen zeigte: „Du bist bei ‚The Voice Kids‘ dabei!“ Zunächst hielt Alwin das für einen Scherz, doch schnell wurde klar: Das Abenteuer „Casting Show“ war echt. Ein Scout hatte sich bei der Dommusik gemeldet, auf der Suche nach besonderen Stimmen. So landete Alwins Name in der Auswahl. Für das erste Casting in Köln nur zwei Tage später stand er vor einer Herausforderung: „Ich musste Pop-Songs aussuchen und habe mir meine Lieblingslieder auf Spotify angehört und mich dann für ‚Feel it Still‘ von ‚Portugal. The Man‘ entschieden“, erzählt er.

Alwin Fröhlich (13) singt im Knabenchor der Dommusik Münster – und ist ab dem 21. März in der Castingshow „The Voice Kids“ zu sehen.

© Bistum Münster

Einige Tage nach dem Casting in Köln erfährt Alwin: Er darf in Berlin erneut vorsingen. Gleich mehrere Pop-Stücke schlägt er der SAT.1-Redaktion von „The Voice Kids“ vor – und auf Wunsch ein klassisches Stück. Die Entscheidung des Senders für die sogenannten Blind Auditions, der ersten Show, bei der es nur um die Stimme der Kandidatinnen und Kandidaten geht und die bekannten Coaches Ayliva, Clueso, Stefanie Kloß („Silbermond“) und Wincent Weiss mit dem Rücken zur Bühne sitzen, fällt auf letzteres: „Lascia ch'io pianga“ von Georg Friedrich Händel aus der Oper „Rinaldo“. „Ich war vielleicht ein kleines bisschen enttäuscht, weil ich auch mal in den Pop-Bereich schnuppern wollte“, gesteht Alwin. Aber er erkennt schnell die Einzigartigkeit dieser Entscheidung: „Wenn nur ich klassische Musik singe, dann möchte ich das besonders gut machen.“

Mit dem Genre der klassischen Musik, in dem Alwin durch den Knabenchor am Dom zu Hause ist, hebt er sich bei „The Voice Kids“ ab. „Die anderen Kinder haben mich ‚den Opernsänger‘ genannt – aber immer nett gemeint“, sagt er lachend. Vater Guido Fröhlich, der seinen Sohn zu den Castings begleitete, kann das bestätigen: „Ich wurde häufiger angesprochen mit: ‚Ah, sind Sie der Vater des Opernsängers?‘“
 

Regelmäßig singt Alwin Fröhlich (Mitte, singend, weißes Gewand) mit der Capella Ludgerina der Dommusik Münster im St.-Paulus-Dom.

© Bistum Münster

Kein Problem, denn Alwin kommt aus einer musikalischen Familie: Beide Eltern sind Berufsmusiker, Musik gehört zum Leben und zum Alltag – nicht nur, weil Alwin neben der Chormusik auch noch Trompete, Schlagzeug und Bratsche spielt. „Mit den Castings war dann auch Pop-Musik in unser Haus eingezogen“, berichtet sein Vater schmunzelnd. „Auf den Autofahrten nach Berlin haben wir stundenlang verschiedene Songs gehört.“ Und auch wenn Alwin selbst privat eher Pop, Rap und Funk hört, hat er eine besondere Beziehung zur klassischen Musik. Die Arie von Händel, mit der er in den Blind Auditions antrat, hatte er bereits für den Wettbewerb „Jugend musiziert“ einstudiert und damit im vergangenen Jahr zusammen mit Max-Magnus Seperant am Klavier den ersten Platz auf Bundesebene belegt. Alwins Stimmbildnerin Stefanie Lauer-Fels erinnert sich: „Das Stück liegt ihm sehr, da kann er viel zeigen.“

Alwins Auftritt hinterließ Eindruck: „Die Gesichter der Coaches haben gezeigt, welche Wirkung dieses Stück hatte“, berichtet Domkapellmeister Alexander Lauer, der bereits eine Preview im Internet gesehen hat. Er freut sich: „Es ist schön, dass auch klassische Musik bei einer solchen Show eine Chance bekommt.“ Dass er mit seinem Gesang berühren kann, ist für Alwin eine besondere Erfahrung. „Vielleicht motiviert das ja das ein oder andere Kind, sich in der nächsten Staffel auch mit klassischer Musik zu bewerben“, hofft er.

Neben der Musik war für Alwin eine andere Erfahrung besonders: die Gemeinschaft mit den anderen Kandidaten. „Es war toll, so viele neue Leute kennenzulernen, die genauso für die Musik brennen wie ich.“ Kein Konkurrenz-Denken, dafür viel Unterstützung, Mitzittern und Aufregung teilen hat er im Kreise der jungen Bühnenkolleginnen und -kollegen erlebt. Eine besondere Freundschaft schloss er mit Max aus Bielefeld, mit dem er auch nach der Show Kontakt hält: „Ich bin Fan des Fußballvereins Arminia Bielefeld – wir sehen uns also ganz bestimmt wieder“, kündigt Alwin an. 

Jetzt fiebert er aber erst einmal der TV-Ausstrahlung seines Auftritts entgegen. „Es wird sicher komisch sein, mich selbst im Fernsehen zu sehen“, sagt er. Am Freitag gibt es ein Public Viewing in der Dommusik, wo er gemeinsam mit Freunden und Mitsängern die Sendung schauen wird. Und wie es nach den Blind Auditions weitergeht? „Das darf ich noch nicht verraten“, sagt Alwin geheimnisvoll. Doch eines ist sicher: Seine musikalische Reise geht so oder so weiter. 

Und das nächste besondere Ereignis steht bereits vor der Tür: Alwin wurde ausgelost, am Dienstag, 25. März, die Nationalhymne beim U21-Länderspiel Deutschland gegen Spanien kurz vor Anpfiff um 20.30 Uhr (SAT.1 überträgt das Spiel) im Stadion in Darmstadt zu singen. Für den großen Fußball-Fan ist das ein ganz besonderer Moment: „Ich bin ziemlich aufgeregt, aber es wird bestimmt ein unvergessliches Erlebnis!“

Ann-Christin Ladermann