Antonius Kerkhoff als Direktor der Akademie Franz Hitze Haus eingeführt
Antonius Kerkhoff (59) ist am 18. Januar in Münster in sein Amt als Direktor der katholisch-sozialen Akademie Franz Hitze Haus eingeführt worden. Kerkhoff ist Nachfolger von Prof. DDr. Thomas Sternberg, der im November 2015 zum Präsidenten des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken gewählt worden war.
Die Akademie Franz Hitze Haus führt seit 1952 Veranstaltungen auf dem Gebiet der politischen, sozialen, theologischen, kulturellen und wissenschaftsbezogenen Bildung und Begegnung durch. Die pro Jahr fast 800 Tagungen, Seminare und anderen Veranstaltungen verzeichnen jährlich rund 24.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Den Festvortrag bei der Amtseinführung hielt Dr. Jochen Hippler, Politikwissenschaftler und Friedensforscher von der Universität Duisburg-Essen. Er sprach zum Thema "Der syrische Bürgerkrieg – ein Stellvertreterkrieg?"
In einem Grußwort betonte zu Beginn der Bischof von Münster, Dr. Felix Genn, dass es heute wie schon in den Anfängen der Christenheit wichtig sei, dass Christinnen und Christen in einer bescheidenen, einladenden und sanften Weise in den Diskurs mit denen einträten, "die uns befragen." Dieser Diskurs müsse geprägt sein "von Respekt und großer Ehrfurcht gegenüber anderen und deren Haltung."
Grundanliegen des Franz Hitze Hauses sei es, diesen Diskurs mit ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen zu pflegen. Geprägt sei der Arbeit der Akademie von der Bereitschaft, sich befragen zu lassen und zugleich andere zu fragen. So mache sie Kirche präsent, und das nicht nur im innerkirchlichen Raum.
Diesen Worten schloss sich der neue Akademie-Direktor an. "Orientierung, Dialog und Gastfreundschaft" seien die zentralen Charakteristika, die er mit dem Franz Hitze Haus verbinde. Er freue sich darauf, mit einem engagierten Team an einer Schnittstelle von Kirche und Gesellschaft arbeiten zu dürfen.
Dr. Jochen Hippler beantwortete in seinem Vortrag die Frage, ob der syrische Bürgerkrieg ein Stellvertreterkrieg sei, mit der Aussage "eigentlich nicht, aber irgendwie doch." Er zeichnete den Verlauf des Krieges nach, der aufgrund von Problemen in Syrien, wie etwa Korruption, wirtschaftlichem Stillstand und Repression, begonnen habe. Es folgte nach Hipplers Aussage "eine Phase der Konfessionalisierung", in der es dem Regime von Baschar al-Assad gelungen sei, einen Teil der Bevölkerung auf seine Seite zu bringen. "Das Regime hat etwa in Städten nur die Viertel mit einer sunnitischen Bevölkerung beschossen und die christlichen und alevitischen Viertel verschont", erläuterte Hippler die Vorgehensweise, die die Gegenseite ähnlich betrieben habe. Die nächste Phase des Krieges sei von einem "völligen gesellschaftlichen Verfall" gekennzeichnet gewesen. Es seien vermehrt Konflikte auch innerhalb konfessioneller Gruppen entstanden, so dass heute wohl zwischen 800 und 1000 Gruppen gegeneinander kämpften. Aufgrund dieser der Fragmentierung des Konfliktes gebe es in Syrien keinen klassischen Stellvertreterkrieg, wie es ihn etwa in Zeiten des Kalten Krieges gegeben habe. Allerdings sei es für jede externe Macht leicht, sich mit Waffen und Geld Einfluss zu erkaufen.
Hippler ging auch auf das Verhalten einiger externer Mächte ein. So habe die Türkei in einer frühen Phase des Krieges versucht, diesen zu nutzen, um eine regionale Hegemonialmacht zu werden, und sei damit gescheitert. Der Westen mit den USA an der Spitze habe "den Mund sehr voll genommen", dann aber aus sehr vernünftigen Gründen nicht mit eigenen Truppen eingegriffen. Er werde heute in Syrien nicht mehr ernstgenommen. Saudi-Arabien und der Iran nutzen den Krieg wiederum, um die Vorherrschaft in der Region zu klären.
Hippler machte deutlich, dass ein Frieden von außen nicht erreicht werden könne, solange es so viele Konfliktgruppen gebe. Hoffnung auf ein Ende des Krieges "in den nächsten ein, zwei oder drei Jahren" habe er aber, weil die Erschöpfung nicht nur der Bevölkerung, sondern auch der militärischen Kommandeure zunehme. Wenn diese keine Nutzen mehr den Kämpfen sähen, könne ein Vorwand für deren Beendigung gefunden werden. Da es sich aber eben nicht um einen klassischen Krieg mit zwei Parteien handele, werde es deutlich schwerer werden, Versöhnung zu erreichen. Zum Abschluss warb Hippler dafür, dass man in Europa lernen müsse, Konflikte wie den Krieg in Syrien, "nicht automatisch in eine religiöse, konfessionelle Schublade zu stecken." Häufig seien Religion oder Konfession nicht das zentrale Problem.
Für die musikalische Gestaltung des Abends sorgte der kurdische Kanunspieler Hesen Kanjo.
Antonius Kerkhoff ist Diplom-Theologe und Diplom-Pädagoge. Er studierte in Münster. Ab 1985 war er in leitenden Funktionen in der Erwachsenbildung tätig. Besonders engagierte er sich in der Hospiz- und der Medienarbeit. Ab 2009 arbeitete Kerkhoff zunächst als Geschäftsführer und ab 2010 als alleiniger Vorstand des ASG-Bildungsforums in Düsseldorf. Die ASG (Arbeitsgemeinschaft für Sozialpädagogik und Gesellschaftsbildung e.V.) ist ein staatlich anerkannter Bildungsträger und christlichen Werten verpflichtet. Antonius Kerkhoff ist verheiratet. Er hat einen erwachsenen Sohn.
Bildunterschrift: Gemeinsam feierten sie die Einführung von Antonius Kerkhoff (rechts) als Direktor der Akademie Franz Hitze Haus in Münster: (von links) Jochen Hippler, Irmtraud Kerkhoff und Felix Genn.
Text: Bischöfliche Presstelle / 19.01.17
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Foto: Stephan Kronenburg / Bischöfliche Pressestelle