Bernd Egger aus Lüdinghausen wird Pfingsten zum Priester geweiht
"Jetzt arbeite ich bei der einzig wahren Lebensversicherung", sagt Bernd Egger und lacht. Er muss es wissen. Denn der 32-Jährige hat nach dem Abitur erst eine Ausbildung zum Versicherungskaufmann absolviert, bevor er sich entschied, doch Priester zu werden.
Am Pfingstsonntag, 15. Mai, wird der gebürtige Lüdinghauser im St.-Paulus-Dom von Bischof Dr. Felix Genn in Münster geweiht.
"Ich war ein schüchternes Kind und ein Spätzünder", beschreibt Egger, der auf einem Hof in der Bauerschaft Brochtrup mit drei Schwestern aufgewachsen ist, sich selbst. Zu den Messdienern hätten ihn Freunde mitgenommen. Doch dann verlief der Weg in seiner Heimatpfarrei St. Felizitas in Lüdinghausen klassisch: Messdienerleiter, Mitglied im Pfarreirat, Organisator von Ferienfreizeiten, Engagement für Sambia. "Ich war viel mit Priestern und Hauptamtlichen zusammen. Und nach dem Abitur war der Gedanke schon da, selbst diesen Weg zu gehen. Doch ich war mir mich nicht sicher und wollte erst einmal etwas ‚normales‘ machen", berichtet er.
Während seines Zivildienstes lernte er Markus Thoms kennen, der in St. Felizitas sein Gemeinde- und Diakonatsjahr absolvierte. "Mit ihm hatte ich ein lebendiges Beispiel vor Augen, von jemandem, der auf dem Weg ist, Priester zu werden", berichtet Egger. Viele Gespräche haben die Beiden geführt, haben über Berufung geredet. "Es war eine schwierige Zeit, denn anderen gegenüber mochte ich nicht von meinem Wunsch berichten", erinnert sich der Seelsorger. Erst als er einen Berufungskreis in Münster besuchte, merkte er, dass er nicht allein ist, dass es noch andere Männer gibt, die sich auf den gleichen Weg machen wollen. "Das war eine befreiende Erfahrung", sagt Egger. Er nahm an einem Informationswochenende "Komm und sieh!" des Priesterseminars teil und fasste anschließend den Entschluss: "Ich mache mich auf den Weg und versuche es. Gott wird mir Bescheid geben, ob es richtig ist."
Im Herbst 2007, nachdem er seine Ausbildung bei der Versicherung abgeschlossen hatte, zog Egger ins Priesterseminar Borromaeum ein. Dass er sich in dieser Zeit sehr mit sich selbst auseinandersetzen würde, damit hatte er nicht gerechnet. Durch die geistliche Begleitung beschäftigte er sich intensiv mit seinem Glauben, mit seiner Beziehung zu Gott und zu Jesus Christus. "Sie wächst auch weiter", sagt Egger. Doch immer wieder habe er sich gefragt, ob es richtig sei, diesen Weg zu gehen. "Bis die Fragen schließlich weniger wurden und ich inneren Frieden mit meiner Entscheidung spürte", berichtet der 32-Jährige.
Das bestätigte sich auch in seinem Gemeinde- und Diakonatsjahr in der Pfarrei Liebfrauen in Bocholt. "Vom ersten Augenblick habe ich mich wohlgefühlt und gemerkt, dass ich an dieser Stelle richtig bin. Für mich war es befreiend, in die Praxis zu kommen." So begleitete er letztes Jahr beispielsweise Firmlinge aus der Bocholter Pfarrei auf dem Jakobsweg. Zu der Pilgertour hatte Weihbischof Christoph Hegge die jungen Menschen aus der Region Borken/Steinfurt eingeladen und ihnen am Ziel, in Santiago de Compostela, das Sakrament der Firmung gespendet.
Gemeinsam mit seinem Kurs hat Egger kürzlich zehn Tage in Chicago verbracht. Viel haben die jungen Männer über die amerikanische Kirche erfahren, haben große Unterschiede in den Gemeinden festgestellt. "Was ich mitgenommen habe, ist die starke Willkommenskultur." Ebenso hat Egger beeindruckt, wie es die Gemeinden erreichen, dass sich die Gläubigen mit ihnen identifizieren. "Viele Mitglieder werden eingebunden, ihnen wird verdeutlicht, dass sie es sind, die an ihrer Pfarrei mit bauen und dass es auf sie ankommt"; ist ihm aufgefallen.
Insgesamt dauerte seine Ausbildung mit Studium, zwei Semestern, die er im spanischen Granada verbrachte, und einem freiwilligen, fünfmonatigen Aufenthalt in Sambia achteinhalb Jahre. "Das ist sinnvoll, denn es geht nicht nur darum, einen Beruf zu erlernen, sondern um eine Lebensentscheidung", betont er. Diese Entscheidung findet nun seine Erfüllung in der Weihe am Pfingstsonntag.
Nach seiner Weihe feiert der Neupriester seine Primiz, den ersten Gottesdienst, den er als Priester leitet, mit seiner Diakonatsgemeinde am Dreifaltigkeitssonntag, 22. Mai, um 10 Uhr in der Liebfrauen-Kirche in Bocholt. Am Fronleichnamsfest, 26. Mai, um 9.30 Uhr zelebriert er die Messe in seiner Heimatgemeinde St. Felizitas in Lüdinghausen.
Bildunterschrift: Gern erinnert sich Bernd Egger, der am Pfingstsonntag zum Priester geweiht wird, an die Pilgertour mit den Firmlingen der Pfarrei Liebfrauen Bocholt auf dem Jakobsweg.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 09.05.16
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Foto: Michaela Kiepe