Bewegendes Erlebnis für Borkener und Sendener Jugendliche

, Kreisdekanat Borken, Kreisdekanat Coesfeld

Wenn Jan Wohlert daran denkt, welche Risiken und Gefahren von einem Großevent wie dem Weltjugendtag ausgehen, dann hat er davon in den vergangenen Tagen in Lissabon glücklicherweise wenig gespürt. „Alle feiern und beten friedlich zusammen, vielleicht ist es das Gottvertrauen, das uns verbindet?“, überlegt der 21-Jährige laut. Dass da etwas ist, das aus den 1,5 Millionen jungen Menschen, die den Abschluss des Weltjugendtags mit Papst Franziskus im Tejo-Park gefeiert haben, eine Gemeinschaft macht, durften er und seine Mitreisenden am Samstagabend bei der Vigil, dem Abendgebet mit dem Papst, auf eindrucksvolle Art und Weise erfahren. Für die meisten der 16 Jugendlichen aus Senden und Borken, die – begleitet vom Sendener Pfarrer Oliver Rothe und Pastoralreferentin Rosalia Rodrigues – am Weltjugendtag teilgenommen haben, war es der Höhepunkt der Tage. 

Die Gruppe aus Senden und Borken in ihrem Sektor im Tejo-Park, kurz vor der Vigil.

© privat

Fünf Stunden Fußmarsch bei 36 Grad hatte die Gruppe hinter sich, ehe sie ihr Lager mit Isomatte und Schlafsack in Sektor A1 aufschlagen konnte. „Der Zusammenhalt unserer Gruppe war toll“, erzählt Lennard Kasberg aus Senden. Habe jemand sein Gepäck nicht mehr tragen können, habe ein anderer mit angepackt. Ebenso sei es mit notwendigen Pausen gewesen: „Niemand hat anderen einen Vorwurf gemacht, wenn sie oder er eine Pause brauchte“, sagt der 19-Jährige. Als die „Senden-Borken-Gruppe“ ihre Musikbox rausgeholt habe, hätten alle – auch um die deutschen Jugendlichen herum – miteingestimmt. „Das hat gerade auf den letzten Metern noch einmal unheimlich gepusht und zu wissen, dass wir alle dasselbe Ziel haben, hat uns getragen“, blickt Jan Wohlert zurück.

Lange hat der Borkener vor der Leinwand gestanden, als der Papst die Jugendlichen begrüßte und dafür an einigen Sektoren mit seinem Papamobil vorbeifuhr. Dass er und seine Mitreisenden ihn an dem Abend nicht aus der Nähe gesehen haben, macht den Jugendlichen nichts aus. „Es war eher spannend zu beobachten, wie unterschiedlich die verschiedenen Nationalitäten ihn begrüßen“, kommt für Jessica Nieland aus Senden die Vielfalt zum Ausdruck, wenn sie an ausgelassenen Jubel oder in die Höhe gehaltene Marienbilder denkt. 
 

Vielfältig äußerten die Jugendlichen ihre Begeisterung für Papst Franziskus.

© Bistum Münster

Um das Gesagte bei der Vigil verstehen zu können, hatten sich die Jugendlichen die Radio-Vatikan-App heruntergeladen und hörten über Kopfhörer die deutsche Übersetzung. „Etwas zeitverzögert, aber das war kein Problem“, sagt Lennart Kasberg. Im ersten Teil des Abendgebets zeigten 50 Jugendliche aus 21 Ländern eine künstlerische Performance mit Musik und leuchtenden Drohnen. Letztere schrieben unter anderem den Aufruf „Rise up!“ in den Himmel, was ein beeindrucktes Raunen auslöste. Ein 18-jähriges Mädchen aus Mosambik erzählte, wie ihr Glaube und das Gebet ihr geholfen hat, als in ihrer Heimat ein Bürgerkrieg ausbrach und sie und ihre Familie von Terroristen verfolgt wurden. Der Papst knüpfte in seiner weitgehend frei gehaltenen Ansprache daran an und empfahl den Jugendlichen, im Leben voranzugehen, nach einem Straucheln wieder aufzustehen und auch anderen beim Aufstehen zu helfen. „Habt keine Angst, fürchtet euch nicht“, rief er ihnen zu – eine Botschaft, die Lennard Kasberg mitnimmt. „Gerade für schwierige Momente im Leben, wenn man das Gefühl hat, nicht mehr weiterzuwissen, ist diese Zusage wichtig“, sagt er. 

Tief beeindruckt zeigte sich die Gruppe aus dem Münsterland vom zweiten Teil der Vigil. Stille senkte sich dabei über den Tejo-Park, als das Allerheiligste zur Anbetung ausgestellt wurde. Wie viele andere knieten sich auch die Jugendlichen aus Senden und Borken in diesem Moment zum Gebet hin. „Vorher diese Lebendigkeit und Begeisterung gespürt zu haben und dann diese komplette Stille von 1,5 Millionen jungen Menschen zu erleben, die sich auf Jesus Christus auf dem Altar ausgerichtet haben, war sehr ergreifend“, beschreibt Lennard Kasberg. 

Eine Erfahrung, die auch Jan Wohlert bestärkt hat: „Ich habe noch nie so viele junge Menschen gesehen, die alle einen Glauben haben“, sagt der Borkener. „Auch wenn wir so etwas zu Hause in unseren Pfarreien in der Form nicht mehr oft erleben, macht mir das Hoffnung.“ Für die Sendener und Borkener Gruppe ein unvergessliches Erlebnis – sowie der gesamte Weltjugendtag in Lissabon.

Ann-Christin Ladermann