Bischof besucht chaldäische Gemeinde

, Bistum Münster, Kreisdekanat Borken

Er trage Verantwortung für alle Katholiken seines Bistums, gleich welchem Ritus sie angehörten. Das hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn beim Besuch der chaldäischen Gemeinde in Südlohn betont. Die meisten der Chaldäer kommen ursprünglich aus dem Irak. Dort gehört die Mehrheit der Christen dem chaldäischen Ritus an. Dieser zählt zu den insgesamt 23 katholischen Kirchen des Ostens, die mit Rom verbunden sind.

Bischof Dr. Felix Genn (links) und Weihbischof em. Dieter Geerlings (rechts) feierten mit Pastor Rebwar Basa den Gottesdienst.

Bischof Dr. Felix Genn (links) und Weihbischof em. Dieter Geerlings (rechts) feierten mit Pastor Rebwar Basa den Gottesdienst.

© Bistum Münster

Vor dem Gottesdienst berichteten Vertreter und Vertreterinnen des Gemeinderates dem Bischof von ihrer Flucht. Viele kamen Ende der 1990-er Jahre, Anfang 2000 nach Deutschland. Von der Türkei aus ging es für sie mit Booten nach Griechenland, wo sie eine Zeit blieben, um schließlich weiter nach Deutschland zu fliehen. Hier fanden sie in Stadtlohn und Umgebung Unterkunft bei Verwandten und Freunden. Heute sind sie gut integriert, aber die Wurzeln ihrer Herkunft sind ihnen immer noch wichtig. „In einem deutschen Gottesdienst fehlen uns unsere Kultur, unsere Erinnerung an die Heimat und die Feier in unserem Ritus“, begründet eine der Teilnehmerinnen ihre Dankbarkeit, dass es die chaldäische Gemeinde gibt.

Bischof Genn, den der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings als Bischöflicher Beauftragter für die Katholiken anderer Muttersprache begleitete, feierte anschließend den Gottesdienst im chaldäischen Ritus mit. In seiner Predigt sagte er den Chaldäern im Namen der Kirche von Münster: „Sie gehören zu uns.“ Er habe Respekt vor ihren Erfahrungen der Flucht. Sie gäben ein Zeugnis ihres Glaubens fern der Heimat. Genn bat sie, diesen Glauben weiterzugeben: „Wir haben den Geist empfangen, der uns zu Töchtern und Söhnen Gottes macht. Aus der Gewissheit dürfen wir leben.“ Dieser Glaube sei nicht von Rache geprägt, sondern von Versöhnung und Vergebung.

Am Ende des Gottesdienstes gaben drei Mitglieder der Gemeinde Zeugnis von ihrem Glauben, der sie in schweren Zeiten gestützt habe.

Pfarrer Rebwar Basa bedankt sich beim Bischof: „Sie haben uns durch Ihre dauerhafte Unterstützung die Option gegeben, unsere Gottesdienste und kirchlichen Feste in der Muttersprache Aramäisch zu zelebrieren, um unsere chaldäische Kirchentradition im Sinne der Heimatkirche und des Heiligen Stuhls fortzuführen. Sie leisten damit einen Beitrag, dass die christliche Tradition des Zweistromlandes, die so sehr mit unserem Gemeindeleben verflochten ist, am Leben gehalten werden kann.“

Pastor Basa ist im Bistum Essen angestellt. Er feiert im Bistum Münster zweimal im Monat die Messe im chaldäischen Ritus in Südlohn oder Stadtlohn und einmal im Monat in Münster.

Franz-Thomas Sonka / Gudrun Niewöhner