„Achtsamkeit ist für mich eine Grundübung. Ohne diese Eigenschaft könnte ich meinen Beruf als Priester gar nicht ausüben“, erklärte der Bischof. Dem Gegenüber zuhören, spüren, was den anderen bewege, „und heraushören, welche vielleicht auch versteckte Botschaft hinter dem Gesagten steckt – all das gehört für mich wesentlich zur Achtsamkeit“, führte er aus. Gelernt habe er dies als junger Priester beim häufigen Hören der Beichte. „Ohne Hören geht das nicht. Und das Hören setzt eine hohe Sensibilität voraus.“ Zuhören und Achtsamkeit gehören für ihn deshalb eng zusammen: „Das eine ist die innere Haltung, das andere das äußere Tun.“ Besonders in diesem von der Corona-Pandemie bestimmten Advent sei Achtsamkeit eine wichtige Haltung. „Das ist eine Grundbedingung für unser Menschsein und unser Zusammenleben“, betonte Genn und lud die Jugendlichen ein, Achtsamkeit mit kurzen, bewussten Auszeiten einzuüben.
Wichtig sei dabei ein „gütiger Blick“, griff der Bischof die Anmerkung eines Teilnehmenden auf. „Bin ich achtsam mit mir selbst? Für mich gehört dazu auch ausreichend Schlaf“, gab er ein Beispiel. „Bin ich achtsam mit den Menschen, mit denen ich zusammenlebe?“ So könnte es beispielsweise achtsam sein, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen, antwortete er auf eine weitere Frage. „Das ist ein solidarischer Schritt, deshalb versuche ich, alle dazu zu bewegen, sich impfen zu lassen“, betonte Genn. Auch der Umgang mit der Umwelt könne auf das Thema des Abends bezogen werden: „Wenn ich sehe, wie Menschen mit Abfall umgehen und ihn einfach liegen lassen. Das muss nicht sein. Achtsam sein für die Umwelt bedeutet aber auch, sich Gedanken darüber zu machen, was ich esse, was ich verbrauche, was ich benutze – bei vielen Menschen ist da noch Luft nach oben.“
Im Anschluss an die Gesprächsrunde waren die Jugendlichen eingeladen, eine Kerze zu entzünden und dabei bewusst innezuhalten und ihre Bitten vor Gott zu bringen.
Ann-Christin Ladermann