Bischof Genn eröffnet Pforte der Barmherzigkeit in Münster
Eine offene Tür und ein besonderes Jahr, dass jeden Christen persönlich anfragt: Diese Grundgedanken hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn am 13. Dezember in den Mittelpunkt seiner Predigt in der nachmittäglichen Vesper im St. Paulus-Dom Münster gestellt.
Im Rahmen der Vesper eröffnete der Bischof auch die "Pforte der Barmherzigkeit", die anlässlich des von Papst Franziskus ausgerufenen "Jahrs der Barmherzigkeit" am Dom errichtet wurde.
Die Pforte, eine etwa vier Meter hohe Holzkonstruktion, steht vor dem barrierefreien Eingang am Uhrenportal. Neben ihr gibt es drei weitere "Pforten der Barmherzigkeit" im Bistum, nämlich an Gastkirche und Gasthaus in Recklinghausen, an der Marienbasilika in Kevelaer und am Forum St. Peter in Oldenburg.
Papst Franziskus habe das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit" für die ganze Kirche ausgerufen und es "mit dem Bild der Tür verbunden als Zeichen der offenen Arme des liebenden Vater Gottes". Die offene Tür stehe für die Grundbotschaft des Evangeliums, dass Gott "gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Güte" sei. "Dies gilt grundsätzlich und für immer, für jeden Menschen. Erbarmen hat keine Grenzen: Die Tür seines Herzens steht immer offen", betonte der Bischof.
Dabei denke er auch an die vielen offenen Herzen, die viele Menschen im Bistum in den vergangenen Monaten gegenüber Flüchtlingen gezeigt hätten. Dabei hätten sie sich auch nicht "durch abgrenzenden Parolen in ihrem liebenden Engagement hindern" lassen. Sein Dank gelte allen, die "die Türen ihrer Häuser und Herzen geöffnet haben und aus dem Wort "Willkommenskultur" eine gelebte Wirklichkeit werden ließen".
Die sich aus der Flüchtlingssituation ergebenden organisatorischen und politischen Probleme sollten Christen "von Gott her" anschauen, um Lösungen zu finden. Die Herausforderungen könnten aber "Christen und Christinnen nicht davon abhalten, Menschen, die dieser Not vor Ort entfliehen, mit offenen Armen zu begegnen", mahnte der Bischof, "sonst können wir nicht ein ,Heiliges Jahr der Barmherzigkeit‘ feiern und durch das ,Tor der Barmherzigkeit‘ gehen."
Genn erklärte weiter: "Barmherzigkeit ist Gottes Gegenwart in dieser Welt. Dieses Jahr stellt auch an uns persönlich eine Anfrage." Jesus sei vorgeworfen worden, sich mit Sündern abzugeben, verglich der Bischof mit Blick auf die Lesung. Unter dieser Bezeichnung müsse jeder auch sich selbst verstehen. "Es fällt uns nicht leicht, uns unsere eigene Schuld einzugestehen", sagte Genn. Das "Jahr der Barmherzigkeit" lade jedoch ein, auch darauf zu schauen, unterstrich er. Er verband damit die Einladung, das Bußsakrament zu empfangen.
Schon der Abschlusstext der Würzburger Synode, die vor 40 Jahren die Ergebnisse des II. Vatikanischen Konzils in die deutsche Kirche bringen wollte habe formuliert: "Der Glaube an die göttliche Vergebung (…) schenkt die Kraft, unserer Schuld und unserem Versagen ins Auge zu sehen und unser schuldig gewordenes Leben auf eine größere heilige Zukunft hin anzunehmen." So halte das "Jahr der Barmherzigkeit" die große Einladung bereit, das Verhältnis zum Bußsakrament neu zu bedenken und sich der Gnade zu öffnen, die dieses Sakrament vermittelt. Diese Einladung wende sich auch an Seelsorgerinnen und Seelsorger, damit sie "die konkrete Schönheit, hier und jetzt Vergebung zu erfahren", weitergeben könnten.
"Barmherzigkeit zu geben, ist manchmal leichter, als Barmherzigkeit zu empfangen", sagte der Bischof abschließend. Er wünsche allen Christen, im "Jahr der Barmherzigkeit" beides intensiv zu erfahren – denn beides sei möglich.
Bei der symbolischen Eröffnung der "Pforte der Barmherzigkeit" hatte der Bischof zuvor gebetet: "Das ist der Beginn eines Jahres, das zu einer Erfahrung der Gnade und der Versöhnung werden soll, der Beginn eines heiligen Jahres. Das ist das Tor zum Herrn: Durch dieses Tor treten wir ein, um Barmherzigkeit und
Vergebung zu erlangen."
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Text: Bischöfliche Pressestelle
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de