Bischof Genn weiht Altar in renovierter St.-Magnus-Kirche in Everswinkel

, Kreisdekanat Warendorf

„Gott ist Feuer und Flamme für uns. Auch wir dürfen uns von ihm entzünden lassen.“ Was Münsters Bischof Dr. Felix Genn zunächst mit Worten auf den Punkt brachte, wurde am 11. April bei einem festlichen Gottesdienst in der St.-Magnus-Kirche in Everswinkel für alle sichtbar: Mit einem „heiligen Spiel“ aus Feuer und Flammen weihte der Bischof den neuen Altar in der Pfarrkirche ein, die nach 15 monatiger Sanierungsarbeit in neuem Glanz erstrahlt. Das Herzstück des renovierten Kirche wurde vom ortsansässigen Bildhauer und Steinmetz Stefan Lutterbeck gefertigt. Er hatte aus einem Baumberger Sandsteinblock zwölf Einzelteile gearbeitet und sie in der vergangenen Woche zusammengefügt. Die Anzahl weist auf die zwölf Apostel hin. Auch dem Ambo, also das Lesepult, hatte er in seiner Werkstatt eine Auffrischung verpasst.

Erstmals feierte Pfarrer Pawel Czarnecki einen Gottesdienst in der St.-Magnus-Kirche mit. Als er im Februar 2020 eingeführt wurde, war die Pfarrkirche bereits eine Baustelle. „Heute findet eine Vollendung im bautechnischen, vor allem aber im geistlichen Sinne statt“, erklärte Czarnecki. „Viel neue Technik, neues Licht, neuer Ton, frische Farben und eine neue liturgische Anordnung“ seien sichtbare Zeichen der Sanierung, „ein Geschenk an uns“. Der Pfarrer dankte der Architektin Monika Göddeker, den vielen ehrenamtlich an der Sanierung Beteiligten sowie den Handwerkern für ihren Einsatz. Die Vorschriften ließen die Teilnahme von nicht mehr als 60 Personen am Gottesdienst zu, darunter Vertreter aus Politik und Gesellschaft sowie Mitwirkende an der Renovierung, Spender und Vertreter von Vereinen und Gremien. Die Einweihung wurde zudem ins Internet übertragen.

Bischof Genn ging in seiner Predigt auf den ungläubigen Thomas, den wohl bekanntesten Zweifler aus der Bibel, ein. Sicherlich gebe es viele Menschen, die sich in die Rolle dieses Apostels, von den im Evangelium des Sonntags nach Ostern die Rede ist, hineinfühlen könnten. „Wo gibt es Beziehungen ohne Zweifel? Liebe ist immer mit Wunden verbunden. Eine Liebe ohne Wunden ist steril“, verdeutlichte der Bischof. Der Zweifel des Thomas reiche mitten in den Osterglauben hinein und werde nur überwunden, weil Jesus seine Wundmale zeige. „Wir glauben an einen verwundeten Gott, wir glauben an einen, der sich berührbar macht und sich uns zuwendet.“

Diese Botschaft hätten die Jünger Jesu weitergegeben. Viele Menschen hätten sich entzünden lassen, hätten Feuer gefangen, „bis hin zu den Menschen hier in Everswinkel“, betonte der Bischof. „Gott ist so sehr Feuer und Flamme für uns, dass er unsere Zweifel und Fragen besänftigen möchte. Mit dem Opfer seines Lebens.“ Bischof Genn betonte, dass es gerade in einer Zeit, die stark von Zweifeln für die Kirche geprägt sei, Menschen brauche, die von dem Feuer der Liebe angesteckt werden. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie das Experiment Christentum mit dem Glauben an den Auferstandenen auch in Schrecken und Zweifeln immer wieder neu wagen und dass Sie spüren dürfen – manchmal mit einem großen Feuer, manchmal mit einer fast erlischenden Flamme –  dass ER da ist.“

Dass man Feuer und Flamme für Gott sein kann, bewies der Bischof bei der anschließenden Altarweihe anschaulich. Zuvor wurden jedoch die Reliquien der beiden Pfarrpatrone, des heiligen Magnus und der heiligen Agatha, sowie weiterer Heiliger in den Altar eingelassen. Bischof Genn besprengte den Altar mit Weihwasser. Bekleidet mit einer Schürze goss er Chrisam-Öl auf den Altar und salbte ihn damit. Auf die in den Stein gemeißelten fünf Kreuze, die an die Wundmale Christi erinnern, stellte er Schalen mit Weihrauch, die er mit dem Licht der Osterkerze entzündete. Nach der Zeremonie feierte der Bischof die Eucharistie an dem geweihten Altar. In den Dienst genommen und gesegnet wurden außerdem der Ambo und der Tabernakel, auch das Ewige Licht wurde entzündet.

In den vergangenen Monaten wurde unter anderem der Boden im Hauptschiff der Kirche erneuert. Aussparungen mit Glasplatten zwischen den neuen Fliesen öffnen den Blick auf historische Fliesen und geben Einblick in ein Stück Kirchengeschichte. Auch im Chorraum hat sich der Boden verändert: Die wiederentdeckten Mettlacher Fliesen wurden freigelegt und durch Reproduktionen vervollständigt. Zudem hat der Taufstein einen neuen Standort gefunden und steht nun im nördlichen Seitenschiffs. Die Pieta von 1460, eine Darstellung, die Maria mit dem toten Jesus in ihren Armen zeigt, hat ihren neuen Platz auf der südlichen Seite erhalten. 

Ann-Christin Ladermann