Bischof Genn würdigt in Requiem Leben und Wirken von Benedikt XVI.

, Bistum Münster

In einem Gedenkgottesdienst am heutigen Sonntag (8. Januar) hat Münsters Bischof Dr. Felix Genn den an Silvester verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. gewürdigt. In seinem Studium in den siebziger Jahren in Regensburg habe er den damaligen Professor Joseph Ratzinger zwei Semester lang intensiv gehört, erzählte der Bischof. Diese Vorlesungen hätten ihn sehr tief berührt und ihm auf seinem eigenen Lebensweg geholfen. Er habe erlebt und gespürt, was für Ratzinger die Mitte gewesen sei: Die Verkündigung des Jesus von Nazareth. 

In seiner Predigt zitierte Bischof Genn aus der ersten Enzyklika Benedikts „Deus caritas est“. In deren Einleitung habe der Papst einen wichtigen Satz geprägt: „‚Wir haben der Liebe geglaubt.‘ So kann der Christ den Grundentscheid seines Lebens ausdrücken. Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und dabei eine entscheidende Richtung gibt.“ Genn brachte diesen Gedanken in Verbindung zu den Schrifttexten des Festtags der Taufe des Herrn: „Genau das ist die Einladung, die von diesem Augenblick ausgeht, als Jesus sich im Jordan von Johannes taufen lässt.“ Daran mitzuwirken, sei Papst Benedikt ein tiefes Anliegen gewesen. 

Blick in den Dom: Links sieht man Bichof Dr. felix Genn bei der Predigt, rechts im Vordergrund ist ein Bild des verstorbenen emeritierten Papstes mit Trauerschleife zu sehen.

Bischof Genn bei der Predigt im Dom. Seitlich im Altarraum war ein Porträtfoto des verstorbenen emeritierten Papstes aufgestellt.

© Bistum Münster/Thomas Mollen

Genn erinnerte an den Wahlspruch, den sich Ratzinger bei seiner Ernennung zum Erzbischof von München und Freising ausgesucht hatte: „Cooperatores veritatis – Mitarbeiter der Wahrheit“. Die Wahrheit, so Genn, sei Jesus Christus, eine lebendige Person. Sie sei keine graue Theorie und benötige deshalb Mitarbeiter. „Das kann überall geschehen: Am Kabinettstisch ebenso wie am Küchentisch, in der Schule wie am Computer, an der Hobelbank oder in einer anderen Bank, überall dort können wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Wahrheit sein“, erläuterte der Bischof.  
In den vergangenen Tagen habe es eine Fülle unterschiedlicher Wertungen über den verstorbenen emeritierten Papst gegeben, sagte Genn. Aber wer aus dem öffentlichen oder privaten Leben könne von sich behaupten, alles richtig gemacht zu haben und nicht kritikwürdig zu sein, fragte er. Manchmal hoffe er, dass die Kommentatoren später selbst auf einen gnädigeren Richter träfen, so der Bischof. 

Links ein Foto des verstorbenen Benedikt XVI. mit Trauerschleife, in der Mitter trägt sich Ministerpräsident Wüst in das auf einem Tisch liegende Kondolenzbuch ein. Rechts daneben steht Bischof Dr. Felix Genn.

Im Anschluss an den Gottesdienst trug sich NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst in das Kondolenzbuch ein.

© Bistum Münster/Thomas Mollen

Zu Beginn der Heiligen Messe hatte er unter den Teilnehmenden den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Hendrik Wüst, Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann sowie Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe begrüßt. Sie trugen sich, ebenso wie Regierungspräsident Andreas Bothe, im Anschluss an den Gottesdienst in das Kondolenzbuch für den verstorbenen emeritierten Papst ein. 

Thomas Mollen