Bischof-Heinrich-Tenhumberg-Preis an zehn Krippenkünstler verliehen

`Heute ist uns der Retter geboren´: Das Thema der 75. Krippenausstellung im Westfälischen Museum für religiöse Kultur ‚Religio‘ in Telgte war aufgrund der weltweiten Flüchtlingssituation hochaktuell gewählt.


Am 30. Januar endete die Ausstellung mit der Verleihung des mit 5.000 Euro dotierten Bischof-Heinrich-Tenhumberg-Preises des Bistums Münster. Aus den rund 130 eingereichten Krippen zum Ausstellungsthema hatte eine Jury unter dem Vorsitz von Dechant Thomas Frings zehn Gestaltungen ausgewählt.

Mit gerade einmal sieben Jahren war Carl-Jonathan Hartmeyer aus Warendorf-Milte der jüngste Preisträger. Zusammen mit seinen Eltern und Großeltern, die aus Bremen angereist waren, nahm er für seine farbenfrohe Krippe aus der Modelliermasse FIMO Preisgeld und Urkunde entgegen. Thomas Frings, Vorsitzender der Jury und der Kunstkommission des Bistums, lobte das Werk des Siebenjährigen in seiner Laudatio: `Deine Krippe ist glaubwürdig, weil man ihr ansieht, dass sie ein Kind gemacht hat und nicht Mutter am Ende noch Hand angelegt hat. Dein Werk regt die Fantasie an, man kann die Musik des Engels hören. Es ist wahre Kunst.´

Auch zwei Schulgruppen wurden für ihre Werke ausgezeichnet. So konnten Grundschulkinder der M.U. Lujan Elementary School in Santa Rita auf der Insel Guam/USA die Jury mit ihrem Wandbild aus Naturmaterialien wie Bambus und Bast überzeugen. Die Flugkünste der abgebildeten Engel zeigten, was die Engel empfinden, wenn sie eilig unterwegs seien, um ihre Botschaft zu überbringen, begründete Frings. Im Kontrast dazu stehe der große Wandbehang der Kinder der dritten und vierten Klassen an der Gemeinschaftsgrundschule in Bösensell. Als `naturgetreu mit Bäumen, Häusern und Menschen´ bezeichnete Frings die textile Collage – eine Stadtlandschaft aus Kunstmaterialien und in knalligen Farben. `Es ist ein Wimmelbild, in dem man die Krippe erst suchen muss´, erklärte er.

Bei den sieben ausgezeichneten Krippengestaltungen der erwachsenen Künstler ging Dechant Frings vor allem auf die Materialien und deren Wirkung ein. So hätten Maria Schlüter und Marlies Tyrell aus Telgte in mühsamer Kleinarbeit Krippenfiguren aus alten Gotteslöbern gebastelt. `Unglaublich kreativ, mit einer Liebe zum Detail, sodass das Betrachten eine wahre Freude ist´, begründete Frings.

Wie man aus `nichts´ etwas machen könne, habe eine Gruppe von Seniorinnen im Alter von 85 bis 99 Jahren aus dem Wohnstift St. Clemens in Telgte gezeigt. Unter Anleitung von Beate Willemsen hätten sie für ihre Krippe, ein Rundbild aus gefärbter und gezupfter Schafwolle in einer Glasvase, `unübliche Materialien in eine unübliche Form gebracht´, erklärte der Jury-Vorsitzende. Voller Anerkennung waren die Juroren auch für die Ritzzeichnung im Stil einer griechisch-orthodoxen Ikone auf norwegischem Schiefer, die Heinrich Bahne aus Bottrop gestaltet hatte.

Heidi Leitner aus Terenten in Südtirol/Italien brachte mit ihrer Krippendarstellung nicht nur `Glanz in die Krippe´, sondern auch internationales Flair. `Die Strahlen in der Krippe finden ihren Wiederschein in der ganzen Schöpfung´, erklärte Frings. Die größte Krippe der Ausstellung mit Pappmaché, Styropor, Draht und Textilien gestaltete Dr. Marcus Rudolfs aus Voorburg in den Niederlanden. Seine Krippenfiguren kleidete er in prächtige flämisch-niederländische Gewänder des Mittelalters.

In sieben Bildern – eine Laubsägearbeit, schwarz bemalt, die Aussparungen mit gelben Transparentpapier indirekt beleuchtet – erzählte Alexander Furtmann aus Bocholt mit seiner Krippe `eindrücklich und detailverliebt´ die Weihnachtsgeschichte. Vor allem die künstlerische Umsetzung der bekannten Erzählung habe die Jury beeindruckt.

Als letzten Preisträger ehrte Thomas Frings seinen Priesterkollegen, Kreisdechant Peter Lenfers aus Warendorf. `Bei dieser Entscheidung habe ich mich natürlich der Stimme enthalten´, erklärte Frings den über 70 Gästen mit zwinkerndem Auge. Lenfers Krippe sei die außergewöhnlichste gewesen, erklärte er. Ein Foto zeigt Jesus, eingewickelt in eine Tageszeitung; das Kind selbst ist unscharf dargestellt, die Zeitungstexte, die sich mit der Flüchtlingssituation befassen, dagegen scharf. `Damit schlägst du eine Brücke vom 21. Jahrhundert bis zu den Geschehnissen von vor 2.000 Jahren und bringst die Ereignisse gut zusammen´, erklärte Frings abschließend.

`Jede Krippe beschreibt auf ihre Art ein Stück weit die Menschwerdung Gottes´, erklärte der scheidende Museumsleiter Dr. Thomas Ostendorf im Rückblick auf die 75. Krippenausstellung. Immer wieder neu und überzeugend sei dieses unglaubliche Geschehen ins Bild gesetzt worden – abwechslungsreich, spannend, anregend und begeisternd. `Und genau das brauchen wir, um uns der Unbegreiflichkeit Gottes zu nähern´, sagte er. Ulrich Schulze, Mitglied im Verwaltungsrat des Museums, freute sich über die mehr als eineinhalb Millionen Besucher, die sich seit 1934 die Krippendarstellungen angeschaut hätten.


Text: Bischöfliche Pressestelle / 30.01.2016
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