Bischof hört Perspektiven über seelische und gesellschaftliche Gesundheit

Der oberste Seelsorger des Bistums Münster saß am 7. Juni als Hörender im abendlichen Forum der Katholischen Akademie Stapelfeld.

Unter Moderation der Akademie-Direktoren Dr. Heinrich Dickerhoff und Pfarrer Dr. Marc Röbel hörte er beim vierten Stapelfelder Bischofstalk Ideen zum Zusammenhalt der Gesellschaft und zur seelischen Gesundheit des individuellen Menschen.

Dem Bischof und den rund einhundert Zuhörenden etwas zu sagen hatten Prof. Dr. Jörg Zimmermann, Direktor der Karl-Jaspers-Klinik in Bad Zwischenahn, und Walter Sieveke, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Cloppenburg-Vechta. Mit Beispielen aus der Suchttherapie und Polizeiarbeit zeigten sie, wo der Zusammenhalt an Grenzen stößt. Silvia Breher sprach als Juristin, Mutter und CDU-Bundestagskandidatin über Zusammenhalt in Dörfern und den seelischen Halt, den ihr Familie, Kirche, Freunde und kleine Freuden im Alltag geben. Der junge Politiker Tom Dobrowolski, für die Linken im Löninger Stadtrat, betonte den hohen Wert einer guten Kindheit. Die Theologiestudentin Hannah Siefer empfahl der Kirche, noch näher an den alltäglichen Nöten der Menschen zu sein.

In einer ersten Gesprächsrunde ging es um den Zusammenhalt und die Gefährdung der Gesellschaft. "Zusammenhalt macht nicht bei der Hautfarbe des Menschen halt", betonte Sieveke, sie brauche keine gemeinsamen Wurzeln, sondern gemeinsame Normen und Werte. Tom Dobrowolski rief im Kontext der Flüchtlingsfrage zur Weltoffenheit auf. "Wir sollten uns keinen Vorurteilen hingeben, sondern eigene Erfahrungen machen."

Zimmermann beschrieb einen zunehmenden Respektverlust gegenüber Menschen und Autoritäten. "Junge Menschen haben ein inneres Gespür dafür, was authentisch und echt ist", erwiderte ihm Genn. Wichtig sei dafür die Begegnung mit glaubwürdigen Personen als natürlichen Autoritäten, die für eine Sache einstehen und auch mal Konflikte wagten.

Die Runde sprach auch über gefälschte Fakten, die unkontrolliert verbreitet werden. "Der Mensch lässt sich nicht einfach verdummen", glaubt Bischof Genn. Mit Blick auf die kritische Jugend, die er in den Verbänden erlebt, sei ihm nicht bang. "Die Junge Generation will viel und kann auch ganz viel", bestätigte Hannah Siefer. Verbesserungsbedarf sah sie jedoch in der Medienkompetenz der Jugend.

Ehrenamtliches Engagement in Vereinen fördere Solidarität, war sich die Runde einig. "Dorfleben prägt gesellschaftlichen Zusammenhalt", bestätigte Silvia Breher. In ihrem Dorf habe sie immer eine alters- und berufsübergreifend Gemeinschaft erfahren. Zusammenhalt bedeute am Ende keine homogene Masse, meinte Hannah Siefer. Es gehe darum, die Andersartigkeit Anderer zu erkennen, auszuhalten und wertzuschätzen. "Wenn ich Zusammenhalt erfahre, kann ich auch daran mitarbeiten", betonte sie.

Im zweiten Themenkreis ging es um den inneren Zusammenhalt. Es brauche keine Supereltern, "wenn man seine Kinder liebt, haben sie schon eine gute Versicherung gegen seelische Störungen", hob der Professor Zimmermann hervor. Von tragfähigen Beziehungserfahrungen aus Familie und Kirche profitiere man später.

"Eine positive Gottesbeziehung ist eine Versicherung für die Seele", sagte der Psychologe. „Menschen dürften erfahren, gewollt zu sein und dazuzugehören, das hält die Seele zusammen", bestätigte Bischof Genn. Diese "Urerfahrung machen Babys mit ihren Eltern." Selbst mit allen ihren Einrichtungen, Ehrenamtlichen und Gläubigen könne die Kirche das Elternhaus nicht ersetzen. "Doch sie kann eine sehr starke Ergänzung sein."

Bildunterschriften:

  • Sie sprachen über den Zusammenhalt der Gesellschaft und über seelische Gesundheit der Menschen: Dr. Marc Röbel, Katholische Akademie Stapelfeld, Prof. Dr. Jörg Zimmermann, Walter Sieveke (am Mikrophon), Tom Dobrowolski, Bischof Dr. Felix Genn, Silvia Breher, Hannah Siefer, Dr. Heinrich Dickerhoff, Katholische Akademie Stapelfeld.
  • Bischof Dr. Felix Genn kam als aufmerksamer Zuhörer und verfolgte die Ausführungen, wie hier von Tom Dobrowolski

Text: Offizialat/Johannes Hörnemann / 08.06.17
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