Bischof Martin Happe aus Nouakchott begeht goldenes Priesterjubiläum

, Bistum Münster, Kreisdekanat Warendorf

Wer seit 50 Jahren Priester und seit mehr als 25 Jahren Bischof ist, und wer die meisten dieser Jahre fern der Heimat in Afrika gewirkt hat – der hat viel erlebt und viel zu erzählen. Bestes Beispiel dafür ist Martin Happe. Der gebürtige Sendenhorster begeht am Sonntag, 27. August, um 11 Uhr mit einem Gottesdienst mit Bischof Felix Genn in St. Ludgerus Albersloh sein goldenes Priesterjubiläum. Zugleich wird sein silbernes Bischofsjubiläum nachgefeiert. Beide Anlässe sind für Happe Grund, dankbar Bilanz zu ziehen: „Als ich 1973 in Sendenhorst zum Priester geweiht wurde, konnte ich mir nicht vorstellen, über wie verrückte Wege Gott mich führt. Aber ich habe es keinen Tag bedauert, mich auf dieses Abenteuer der Christusnachfolge im priesterlichen Dienst eingelassen zu haben.“

Bischof Martin Happe aus Nouakchott, Mauretanien

© Bischöfliches Generalvikariat, Julia Erhard

Dass auf den Andenkenbildchen zur Priesterweihe „Priester für Afrika“ zu lesen ist, ergibt sich aus der Ordensgemeinschaft des 77-Jährigen: Er gehört den Afrikamissionaren („Weiße Väter“) an. Deshalb war er nach der Priesterweihe lange Jahre in Mali tätig, ehe ihn Papst Johannes Paul II. 1995 zum Bischof von Nouakchott in Mauretanien ernannte. Nouakchott ist das einzige Bistum in dem überwiegend islamisch geprägten Land, bis zu 5.000 Katholiken zählt es.
 
Inmitten einer islamischen Mehrheit hatte Happe schon in Mali gelebt. Er erinnert sich besonders an die ersten Jahre unter den Fulbe, einem traditionsbewussten Volk viehzüchtender Nomaden: „Mit zwei Mitbrüdern und zwei Ordensschwestern haben wir das Leben dieser sehr gläubigen Menschen geteilt, sie als Muslime, wir als Christen. Sie waren sehr freundlich und hilfsbereit, erwarteten aber nichts von dem, was wir zu bringen bereit waren.“ 

Trotzdem sei es gelungen, den Einheimischen näher zu kommen: „Als Lernende, die sich für ihre Sprache und Kultur interessierten, erlangten wir ihr Vertrauen.“ Und den christlichen Zuwanderern gelang noch mehr: „Da wir es mit tiefgläubigen Menschen zu tun hat, waren wir schnell im Gespräch über religiöse Fragen, buchstäblich im interreligiösen Dialog.“ Schon von dieser ersten Station nahm Happe daher viel mit: „Während dieser Jahre habe ich gelernt, den Menschen auch aus einer völlig anderen Zivilisation auf Augenhöhe zu begegnen, nicht als ,einer, der kann‘, oder ,einer der hat‘.“ In Mali folgten Stationen als Kaplan in der Bischofsstadt Mopti, Pfarrer in der Wüstenstadt Gao, Vizeprovinzial der Weißen Väter in Mali und schließlich Apostolischer Administrator des Bistums Mopti. 

1995 ging er dann nach der Bischofsweihe in Münster nach Nouakchott – eine „Riesenherausforderung“. „Ich war noch nie in Mauretanien gewesen und kannte dort niemand außer dem scheidenden Bischof“, erinnert er sich. Alle katholischen Priester waren Franzosen und älter als er, die Ordensschwestern waren etwas heterogener, aber gehörten alle zu Gemeinschaften mit Ursprung und Sitz im globalen Norden. Sogar in der Kathedrale zu Nouakchott, schildert Bischof Happe, seien die Schwarzafrikaner in der Minderheit gewesen und hätten in den hinteren Reihen gesessen: „Von Feiertagen abgesehen, gab es vor allem viele freie Plätze in der Kirche.“

Das habe sich erfreulicherweise geändert. Dennoch habe auch er in seinem Bistum mit den Folgen der Säkularisierung in vielen westlichen Ländern zu kämpfen, immerhin kämen von dort keine Priester und Ordensleute mehr. So gebe es inzwischen im Bistum Nouakchott Seelsorgerinnen und Seelsorger aus anderen afrikanischen Ländern wie dem Senegal, Kap Verde und Guinea-Bissau, aber auch – wie im Bistum Münster – aus Indien. 

Ähnlich vielfältig seien die Gläubigen. „Mauretanien ist Durchgangs- und Gastland für Migranten und Flüchtlinge, darunter viele Katholiken“, sagt Bischof Happe, „es sind so viele, dass wir zwei Seitenschiffe an die Kathedrale anbauen mussten. Diese hat Bischof Felix Genn eingeweiht.“ Die Herausforderung, mit Menschen aus so vielen Ländern „eine Gemeinschaft im Glauben“ zu bilden, bewältige man „erstaunlich gut“. Es sei eine Freude, wie wohl sich Menschen jeden Alters im schattigen Innenhof der Kathedrale fühlen, wie sie nach Gottesdiensten bunt gemischt zusammenstehen und gemeinsam die Räume nutzen. Eine weitere Herausforderung sei, „diese Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, zu überzeugen, dass sie die Kirche Mauretaniens sind; dass es ihre Aufgabe ist, zusammen mit den Hauptamtlichen in dieser Islamischen Republik Zeugen zu sein von Gottes Liebe zu allen Menschen.“

Happe selbst hat den Kontakt zur Heimat immer gepflegt. Seine Sendung sei von Gott, aber auch von der dortigen Ortskirche ausgegangen, ist der Bischof überzeugt. Deshalb habe er auch hier zum Priester geweiht werden wollen, und zwar von einem Weihbischof seines Heimatbistums Münster. „Dieses natürliche Band zu pflegen, war für mich immer eine Priorität“, betont Happe. Er verweist auf seine zeitintensiven Rundbriefe in die Heimat und auf Heimatbesuche. Auch deutsche Gäste durfte er in Nouakchott begrüßen. „,Die, die sich auf das Wagnis eingelassen haben, wurden von diesen Kontakten mit einer Kirche in einer völlig anderen Zivilisation dauerhaft geprägt“, ist er überzeugt.

Bischof ist Happe auch mit fast 78 Jahren nach wie vor gern, obwohl er einräumt, dass die Kräfte nachlassen. Nouakchott will er aber auf jeden Fall die Treue halten: „Deshalb wünsche ich mir für die Zukunft, dass der Papst bald einen Nachfolger für den dortigen Bischofsstuhl von Nouakchott ernennt - nach Möglichkeit einen, der sich vorstellen kann, einen alten Mann wie mich noch einige Jahre an seiner Seite zu ertragen.“

 

Anke Lucht