Caritasverbände machten auf die Situation von Flüchtlingen aufmerksam

Erstmalig hatten die neun Caritas- und zwei Fachverbände im Kreis Recklinghausen in Kooperation mit dem Caritasverband für die Diözese Münster zu einem "Politischen Frühschoppen" eingeladen.

Fünf Politiker und zwei Politikerinnen, die für den neu zu wählenden nordrhein-westfälischen Landtag kandidieren, diskutierten gemeinsam mit den rund 120 Gästen – vornehmlich Ehren- und Hauptamtliche aus der Flüchtlingsarbeit – über das Thema "Zuflucht und Zuhause im Kreis Recklinghausen.
So gelingt Integration". Zum Podium gehörten ebenso Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann und Moderator Matthias Müller, Geschäftsführer des Caritasverbandes Herten.

Fachlich führte ein vierköpfiges Expertenteam zu unterschiedlichen Aspekten der Integration von Flüchtlingen ein. Migrationssoziologin Dr. Marion Lillig, Kathrin Wolf vom Fachdienst Integration und Migration des Caritasverbands Herten, Flüchtlingsberater Klaus Meyer vom Caritasverband Castrop-Rauxel sowie Björn Schmidt-Freistühler, Leiter des Kinder- und Jugendtreffs Hillerheide, berichteten von ihren Erfahrungen, machten auf Missstände aufmerksam und formulierten ihre Forderungen an die Politik.

So beispielsweise zum Thema "Wohnen". Klaus Meyer erläuterte, unter welchen Umständen die Flüchtlinge in den Unterkünften leben müssten. "Sind sie anerkannt, könnten sie in eine Wohnung ziehen. Doch es gibt keinen bezahlbaren Wohnraum auf dem Markt", stellte er fest. Für die Integration sei es besonders wichtig, mittendrin zu wohnen. Dieses Problem sprach auch Heinz-Josef Kessmann an: "Fehlende Wohnungen aus dem sozialen Wohnungsbau stellen ein erhebliches Problem dar. Man sollte wieder stärker über den öffentlichen Wohnungsbau nachdenken. Der Markt braucht einen Schub."

Ebenso stelle sich die Situation bei den Deutschkursen dar. "Die Wartezeiten sind sehr lang. Es ist wichtig, dass die Flüchtlinge schnell Deutsch lernen", sagte Dr. Marion Lillig. In dieser Situation seien viele Ehrenamtliche eingesprungen, die den Flüchtlingen erste Deutschkenntnisse vermittelt hätten. "Doch für sie fehlt eine flächendeckende Qualifizierung", erläuterte sie weiter. Ebenso sei es wichtig, nicht die Deutschkurse an den Bleibestatus zu koppeln. "Denn sie sind der erste Beitrag zur Integration.

Zudem geben die Kurse den Flüchtlingen eine Tagesstruktur. Es ist egal, ob jemand bleibt oder nicht. Jeder Mensch hat ein Recht auf Bildung", forderte Kathrin Wolf.

Einen großen Teil des Austausches nahm das Thema "Ausbildung und Arbeit" ein. Viele Flüchtlinge seien inzwischen so lange hier, dass sie in und an der Gesellschaft teilhaben wollten. Das Problem, eine Ausbildung zu absolvieren, scheitere oft an mangelnden Schulkenntnissen. "Mit 18 Jahren sind die jungen Flüchtlinge nicht mehr schulpflichtig. Doch in den Jahren davor konnten sie die Schule nicht besuchen. Oft sind sie in ihrer Heimat auch nicht zur Schule gegangen, weil es zu gefährlich war", erläuterte Dr. Marion Lillig die Situation vieler junger Flüchtlinge. Deshalb sei es wichtig, dass sie die Berechtigung erhielten, einen Abschluss machen zu können und ihnen damit der Zugang zum Ausbildungs- und Arbeitsmarkt ermöglicht würde.

Bei zahlreichen Aspekten waren sich die eingeladenen Politikerinnen und Politiker einig. Sie stellten ihre Sicht der Dinge dar und unterstützten die Experten. Viele Verbesserungen würden am Geld scheitern oder seien nicht im Zuständigkeitsbereich des Landes oder der Kommune, erfuhren die Zuhörer. "Die Haltung, die man einem Thema gegenüber einnimmt, kostet kein Geld. Es sind Menschen, die zu uns kommen", betonte Dr. Marion Lillig zum Ende der Diskussion und forderte einen Abschiebestopp der Flüchtlinge nach Afghanistan. "Die Landespolitik kann sich zumindest für eine Aussetzung der Abschiebungen entscheiden", gab sie den Politikern mit auf den Weg.

In einer Abschlussrunde sagten die Kandidaten, dass sie dank der Ausführungen der Experten viel neues über die Situation von Flüchtlingen erfahren hätten. "Integration ist nicht allein ein politischer Prozess, sondern eine Haltung und ein Miteinander", betonte Heinz-Josef Kessmann in seinem Schlusswort.
An der Diskussion nahmen die folgenden Politiker teil: Carsten Löcker (SPD), Benno Portmann (CDU), Rita Nowak (Bündnis 90/Die Grünen), Erich Burmeister (Die Linke), Melanie Kern (Piratenpartei), Udo Surmann (Parteilose Wählergemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland) und Thorsten Leineweber (FDP).

Bildunterschrift:

  • Sie waren auf dem Podium vertreten (von links): Carsten Löcker (SPD), Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann, Melanie Kern (Piratenpartei), Moderator Matthias Müller, Erich Burmeister (Die Linke), Udo Surmann (Parteilose Wählergemeinschaft in der Bundesrepublik Deutschland), Rita Nowak (Bündnis 90/Die Grünen), Benno Portmann (CDU) und Thorsten Leineweber (FDP).
  • Caritas-Experten und Landtagskandidaten der verschiedenen Parteien tauschten sich über Aspekte zum Thema Zuflucht, Zuhause und Integration im CaritasForum in Herten aus.

Text: Bischöfliche Pressestelle / 08.05.17
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