„Da geht einem das Herz auf“

, Kreisdekanat Recklinghausen

Wenn Sarah Schröder von ihrem erlernten Beruf erzählt, leuchten ihre Augen. Sie muss nicht lange überlegen, warum sie die Ausbildung zur Erzieherin absolviert hat: „Weil ich mit ehrlichen Menschen zusammen sein möchte. Und Kinder sind die ehrlichsten Menschen für mich. Sie gaukeln uns nichts vor.“ 

Elf Jahre hat Schröder, die in Merfeld mit ihrer Familie lebt, als Erzieherin gearbeitet. Sie hat sich fortgebildet, war beim Caritasverband in der Fachberatung tätig und arbeitet seit vier Jahren als Verbundleitung in der Pfarrei St. Martinus in Herten-Westerholt. „Ich bin für sechs Einrichtungen mit 73 Kolleginnen und Kollegen und mehr als 330 Kinder verantwortlich“, berichtet sie. 

Als Verbundleitung ist Schröder für unterschiedliche Bereiche zuständig wie Haushalts- und Personalplanung, aber auch die Weitergabe pädagogischer Gedanken. „Die Aufgaben zu bündeln, finde ich sehr sinnvoll, und es gibt uns die Möglichkeit, als Erzieherinnen in der Führungsebene zu arbeiten. Das kenne ich von keinem anderen Träger“, berichtet sie. Somit bleibe die Verbindung erhalten und sie gehöre weiter zum Team. „Als gelernte Erzieherin weiß ich, um was es in den Einrichtungen geht. Den Blick auf die Basis darf man nicht verlieren“, betont Schröder, die sich zur Betriebswirtin im Erziehungswesen weitergebildet hat.  

„Der Kern unserer Arbeit sind die uns anvertrauten Kinder. Sie nehmen viel an und geben viel zurück. Da geht einem das Herz auf“, beschreibt sie. Erzieherinnen und Erzieher erlebten intensiv die einzelnen Entwicklungsschritte mit. Noch heute würde sie von ehemaligen Kindergartenkinder in ihrem Heimatort gegrüßt. „Manche sind selbst schon Eltern, eine Ehemalige absolviert gerade die Ausbildung zur Erzieherin“, sagt sie und lacht. Diese Verbundenheit, die in frühen Jahren entstanden sei, gäbe es in wenigen Berufen. „Unser Beruf lebt von Beziehungen. Ich kenne keinen besseren.“ Die Kinder schafften es, die Erwachsenen mit ihrer Euphorie, ihrem Wissensdurst und ihrer Fantasie anzustecken. „Durch sie werden wir selbst ein bisschen wieder zu Kindern.“ 

Auch die Arbeitsbedingungen seien gut. „Es gibt geregelte Arbeitszeiten, einen sicheren Job und er wird angemessen bezahlt“, erklärt sie. Sicherlich hätten sich die Aufgaben in den Einrichtungen verändert. „Früher haben kaum Kinder an der Übermittagsbetreuung teilgenommen. Das ist jetzt anders. Leider wurden durch die Politik die Rahmenbedingungen beispielsweise beim Personalschlüssel nicht entsprechend angepasst“, kritisiert sie. 

Erzieherinnen und Erzieher würden eine immense Verantwortung tragen. „Die Eltern vertrauen uns das wichtigste, das sie haben, an. Dessen müssen wir uns immer bewusst sein“, sagt Schröder. Bei der Kirche als Träger zu arbeiten, gebe ihr Sicherheit. Beispielsweise hätten sie und ihre Kolleginnen sowie Kollegen während der Corona-Pandemie entspannt im System katholische Kirche arbeiten können. „Wir mussten nie die Sorge haben, in Kurzarbeit gehen zu müssen wie es bei anderen Trägern der Fall war“, erklärt sie und räumt mit einem Vorurteil auf: „Es ist egal, aus welcher Religion oder Kultur jemand kommt. Jeder ist bei uns willkommen. Das gilt sowohl für die Kinder als auch die Mitarbeitenden.“ In den Einrichtungen werde natürlich an verschiedenen Ritualen festgehalten wie das Tischgebet vor dem Essen. „In Zusammenarbeit mit der Pfarrei feiern wir auch Gottesdienste und erzählen kindgerecht Geschichten aus der Bibel. Und bei uns heißt es St. Martin und nicht Lichterfest“, berichtet sie. Schröder selbst habe in ihrer Kindergarten- und Grundschulzeit ihre katholischen Wurzeln entdeckt, „die mich bis heute prägen“. 

Michaela Kiepe

Eine Frau stellt vier Kindern ein Schälchen mit Eintopf auf den Tisch.

Für Sarah Schröder ist Erzieherin der beste Beruf, den sie kennt. 

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