Den Keim unzerstörbaren Lebens wirken lassen

Seit der eigenen Taufe und aufgrund von Jesu Auferstehung liegt in jedem Christen und jeder Christin unzerstörbares Leben: Daran hat Münsters Bischof Felix Genn in seiner Predigt in der Osternacht erinnert.

Während des feierlichen Gottesdienstes im St.-Paulus-Dom Münster am späten Abend des 8. April ging der Bischof zunächst auf den in der Welt allgegenwärtigen Tod und das vielfache menschliche Leiden ein. Gerade in diesem Jahr tue er sich schwer, „das zu verkünden, was der Inhalt dieser wunderbaren Feier ist und was der Inhalt meines Glaubens und meines Dienstes ist: Davon zu sprechen, dass der Tod besiegt, überwunden, tot ist.“ Die Realität in der Welt scheine dagegen zu sprechen. Und doch: „Trotzdem und gerade in unserer Zeit, in der so viele Kriege Zerstörung und Tod anrichten, in der wir so viele Tote zu beklagen haben, verkünden wir die Auferstehung Jesu Christi.“

Der Bischof räumte ein: „In diese wunderbare Stunde muss ich diese furchtbare Realität hineinbringen, weil beides in unser Leben als Christen gehört: die unbändige Macht des Todes und Sterbens und die unbändige Kraft des Glaubens an die Auferstehung.“ Er führte weiter aus: „Hier sehen wir, dass Glaube bis hin zum Glauben an die Auferstehung von den Toten nicht irgendwie durch einen wissenschaftlichen Beweis erbracht werden kann, sondern durch den Akt eines tiefen Vertrauens, geradezu durch einen Sprung über diesen Graben, der die beiden Wirklichkeiten so streng gegeneinander stellt.“

Er persönlich könne dies glauben, weil die Zeugen der Auferstehung Jesu selbst um diese Erfahrung hätten ringen müssen und ihnen zunächst die Worte dafür gefehlt hätten. „Das Zeugnis, das diese Frauen und Männer abgelegt haben und das sie mitunter bis zum Tode führte, hat seitdem immer wieder Menschen angezogen, überzeugt, den jeweiligen Alltag der jeweiligen Menschen zu unterschiedlichen Zeiten geprägt“, sagte Genn.

Es bewege ihn immer besonders, „dass Menschen in extremen Situationen, in Krieg und Not an der Wirklichkeit dieses Glaubens festgehalten haben, so dass sie nicht verzweifelt sind, sondern gerade in dieser Schwere die Kraft fanden zu einer Hoffnung, die nicht zu besiegen war.“ Aus dieser Kraft sei immer wieder neu ein Einsatz entstanden, der den Mächten des Todes, der Gewalt, des Hasses die Macht einer gewaltlosen Liebe entgegensetzt. Sogar unter den Leidenden in der Ukraine werde es Menschen geben, „die dem Hass trotz ihrer unsäglichen Leiden keinen Raum geben, weil sie aus der Kraft des Glaubens je neu Trost empfangen, der ihnen ermöglicht, als Besiegte zwar zu leiden, aber daraus keine Spur des Hasses entwickeln, sondern alles umwandeln in die Kraft der Liebe des Auferstandenen.“

In allen Christen wirke seit ihrer Taufe „ein Keim unzerstörbaren Lebens“. Der Bischof lud ein: „Lassen wir ihn wachsen und geben wir ihm Raum, dann werden wir tatsächlich zu Menschen, die in ihrem Alltag den Sieger über den Tod sehen können, weil wir unsere Schwestern und Brüder mit dem Blick der Liebe anschauen und in ihnen, gerade wenn sie zu den Ärmsten und Geringsten gehören, die erkennen, mit denen Er sich ganz gleichgestellt hat.“