Der Anruf bleibt anonym: Telefonseelsorge Niederrhein
Der Anruf bleibt garantiert anonym. Die feste Zusage, dass nichts nach außen dringt, ist für Pfarrer Dirk Meyer ein unumstößliches Versprechen. Kein Name, keine Informationen über Alter und Wohnort - das Team der Telefonseelsorge notiert nichts.
"Verschwiegenheit ist bei uns oberstes Gebot", betont Meyer. Der evangelische Pfarrer leitet das ökumenische Angebot in der Region Niederrhein/Westmünsterland, wozu auch der Kreis Borken gehört. Wer in Not ist, jemanden zum Reden braucht, der kann rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr kostenfrei die 0800/111 0 111 wählen. Immer ist jemand erreichbar, der Zeit hat, zuhört - und meistens Rat weiß. Aus dem Kreis Borken rufen im Jahr schätzungsweise rund 8000 Hilfesuchende bei der Telefonseelsorge an. "Eine Zahl, die uns deutlich macht, wie wichtig das Angebot ist. Im Durchschnitt sind dies mehr als 20 Anrufe pro Tag. Das zeigt auch: Die Telefonseelsorge ist Menschen in einer Notsituation bekannt", sagt Kreisdechant Christoph Rensing von der katholischen Kirche.
30 der 100 Ehrenamtlichen im Team Niederrhein/Westmünsterland kommen aus dem Kreis Borken. Begleitet und unterstützt werden sie von einem hauptamtlichen Pfarrer, einer pädagogischen Mitarbeiterin, deren Teilzeitstelle zu 90 Prozent das Bistum Münster finanziert, und zwei Sekretärinnen. Für das Kreisdekanat ist diese Arbeit der Telefonseelsorge wertvoll und im Wortsinn notwendig. Sie bietet allen Hilfesuchenden eine verlässliche Anlaufstelle, unabhängig davon, ob sie Kontakt zu einer Pfarrei haben.
Vor 60 Jahren aus der Suizidprävention entstanden, kümmert sich die Telefonseelsorge heute um alle Sorgen und Nöte der Anrufenden. "Wobei Selbsttötungsabsichten immer noch eine zentrale Rolle spielen", berichtet Pfarrer Meyer. Die Teammitglieder sind auch Ansprechpartner für psychisch Erkrankte, Menschen in finanziellen Nöten, alte und einsame Menschen. "Für sie ist die Telefonseelsorge oft die einzige Kommunikationsmöglichkeit", weiß Meyer. Das Gesprächsangebot gilt ebenso Opfern und Tätern von (sexualisierter) Gewalt, die sich im Schutz der Anonymität oft zum ersten Mal überhaupt trauen, über das Erlebte oder Getane zu sprechen. "Unter dem Leitsatz ,Aus Worten können Wege werden‘ versuchen die Ehrenamtlichen gemeinsam mit den Anrufenden Wege aus der Lebenskrise zu erarbeiten", beschreibt Rensing die Arbeit der Ehrenamtlichen, die meist vier Stunden am Stück Dienst tun.
Finanziert wird die Arbeit der Telefonseelsorge Niederrhein/Westmünsterland, die es seit 35 gibt, von den katholischen Kreisdekanaten Borken, Kleve und Wesel, dem Bistum Münster sowie den evangelischen Kirchenkreisen Wesel, Kleve, Moers und Dinslaken. 20 Prozent des Haushaltes müssen durch Spenden eingenommen werden.
Erst im Januar haben zehn neue Mitarbeitende den Dienst aufgenommen. Zuvor waren sie 15 Monate lang ausgebildet und qualifiziert worden. Inhaltlich ging es dabei um die Fähigkeit, Gespräche zu führen sowie um Wissen über Suchterkrankungen, psychische Erkrankungen und Suizidgefährdung. Die neuen Teammitglieder wurden anschließend durch Hospitationen langsam an die Tätigkeit herangeführt. In fachlich angeleiteten Gruppen werden sie auch künftig weiter begleitet.
Neben dem Telefon spielt das Internet für die Telefonseelsorge eine immer größere Rolle. Zehn Ehrenamtliche begleiten Personen, die per Mail Rat und Hilfe suchen. Im Unterschied zum Telefon entwickeln sich auf diesem Weg häufig Folgekontakte.
Einen visuellen Eindruck von der Arbeit der Telefonseelsorge vermittelt die Fotoausstellung "Aus Worten können Wege werden", die am Donnerstag, 2. März, um 16 Uhr im Beisein von Kreisdechant Christoph Rensing und Superintendent Joachim Aniscker sowie Landrat Dr. Kai Zwicker im Kreishaus in Borken eröffnet wird. Pfarrer Dirk Meyer wird eine kurze Einführung geben. Bis zum 30. März sind die Bilder an der Burloer Straße ausgestellt.
Bildunterschrift: Das Team der Telefonseelsorge (Bild gestellt) Niederrhein/Westmünsterland ist rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr für Hilfesuchende erreichbar.
Text: Bischöfliche Pressestelle / 14.02.17
Kontakt: Pressestelle[at]bistum-muenster.de
Foto: Bischöfliche Pressestelle/Gudrun Niewöhner