„Die ‚eine Kirche‘ ist keine Theorie"

, Bistum Münster

„Das Wort von der ‚einen Kirche‘ ist keine Theorie, sondern gelebte Praxis.“ Diese Erfahrung durfte Weihbischof Dr. Stefan Zekorn in den vergangenen Tagen in Indien machen. Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Bistums Kohima besuchte der Bischöfliche Beauftragte für die Weltkirche im Bistum Münster den Bundesstaat Nagaland, der deckungsgleich mit dem Bistum Kohima ist. „Auch im äußersten Nordosten Indiens, wo viele Menschen in großer Armut und in einer uns fremden Kultur leben, konnte ich spüren, dass wir aus einem gemeinsamen Glauben heraus leben“, zieht der Weihbischof ein Fazit.

Die Kathedrale von Kohima aus dem Jahr 1991, in und um die herum die Feierlichkeiten des 50-jährigen Bistumsjubiläums stattfanden.

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Mit dem Bistum und dem dortigen Bischof Dr. James Thoppil gibt es seit rund 15 Jahren freundschaftliche Kontakte, mehrfach hat Bischof Thoppil bereits Münster besucht. Zekorn folgte nun seiner Einladung nach Indien und vertrat bei den Jubiläumsfeierlichkeiten die Kirche in Europa, insbesondere Deutschland, einschließlich der katholischen Hilfswerke missio, Kindermissionswerk, Misereor und „Kirche in Not“, die sich – wie das Bistum Münster – in Projekten im Bistum Kohima engagieren. „Jesus Christus verbindet uns, wir können durch den Bau von Kirchen und Schulen konkret vor Ort helfen und bekommen gleichzeitig viel von den Menschen und ihrer Glaubenskraft zurück“, verdeutlicht Zekorn. 

Der katholische Glaube kam erst 1948 mit einigen Ordensfrauen in das Gebiet des heutigen Bistums Kohima, das 1973 gegründet wurde. Heute gehören rund 62 000 Gläubige, mehr als 200 Diözesan- und Ordenspriester sowie 425 Ordensfrauen zum Bistum, das inzwischen 57 Pfarreien hat. „Mich hat der lebendige und auch in den Reden und im persönlichen Gespräch geäußerte Glaube besonders bewegt“, schildert Zekorn seine Eindrücke. Nach den Jubiläumsfeierlichkeiten, an denen mehrere Tausend Menschen teilnahmen, besuchte der Weihbischof ein abgelegenes Dorf vom christlichen Stamm der Kukis, in dem das Bistum Münster 2016 den Bau einer Kirche maßgeblich finanziert hat. Zekorn: „Die Dankbarkeit dieser Menschen über die Kirche war sehr berührend. Ein Mann umarmte mich als Ausdruck seiner Dankbarkeit.“ 

Weihbischof Dr. Stefan Zekorn im Gebet mit einigen Gläubigen der Gemeinde St. Joseph in Songlhuh, wo das Bistum Münster den Bau der Kirche 2016 maßgeblich mitfinanzierte.

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Bedrückend seien allerdings die spürbaren Folgen einer „offenen Christenverfolgung“ gewesen: Im Bundesstaat Manipur, der an Myanmar grenzt, gibt es Spannungen zwischen der überwiegend hinduistischen Volksgruppe der Meitei und den christlichen Stämmen der Kuki und Naga. Seit Mai seien mehrere hundert Angehörige des Kuki-Stammes, die im Bundesstaat Manipur leben, getötet worden, hunderttausende hätten ihr Zuhause verlassen müssen. „Ich habe mit einer 16-jährigen jungen Frau gesprochen, die aus ihrem Heimatdorf fliehen musste und nun in einem Hostel der Ordensschwestern mit angrenzender Schule untergekommen ist. Dies ist eines von unzähligen Einzelschicksalen“, berichtet Weihbischof Zekorn. 

Dass die katholische Kirche vor Ort einen besonderen Fokus auf den Bildungsbereich legt, zeigt sich an den mehr als 100 katholischen Schulen verschiedener Formen sowie einer eigenen Universität. Zusätzlich gibt mehrere katholische Krankenhäuser, Waisenhäuser, Apotheken und Jugendhäuser. „Das große pastorale und caritative Engagement in vielen Bereich ist für ein Bistum dieser Größe sehr beeindruckend“, findet Weihbischof Zekorn.

Ann-Christin Ladermann