„Die Menschen haben eine andere Einstellung zur Freiheit“

, Bistum Münster

„In der westlichen Welt haben wir die Bedeutung der Freiheit vergessen. Wir leben in freien Gesellschaften, aber wir reflektieren nicht, was Freiheit bedeutet. In der Gefahr und durch die Bedrohung, diese Freiheit zu verlieren, haben die Menschen eine andere Einstellung zur Freiheit“: So hat kürzlich Andrij Waskowycz vor Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Bistums Münster die derzeitige Lage in der Ukraine beschrieben. Der Leiter des Büros für die Koordinierung humanitärer Initiativen des Weltkongresses der Ukrainer und zuvor langjähriger Präsident der Caritas der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine war auf Einladung der Fachstelle Weltkirche zu Gast in Münster. 

Andrij Waskowycz vom Weltkongress der Ukrainer spricht über den Krieg

Der Krieg verändere das Leben, sagte Waskowycz. Das betreffe auch den Alltag: „Wir stehen auf und schauen als erstes die Nachrichten.“ Dabei gehe es darum, herauszufinden, was in der Nacht passiert sei, welche Gefährdungen es gebe und wie die Lage an der Front aussehe. „Wir haben in den letzten Wochen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew den Luftalarm zwei Mal, manchmal drei Mal am Tag“, erzählte er. Gleichzeitig gebe es bis zu sieben Millionen Binnen-flüchtlinge, die zu versorgen seien. Vor allem Unterkünfte und Lebensmittel seien ein Problem. Daher sei auch humanitäre Hilfe weiter nötig. Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass die Folgen des Krieges noch lange zu spüren sein werden. „Wir wissen nicht, wie stark die Menschen traumatisiert sind“, sagte der Referent. Davon seien auch Kinder betroffen, die mit der Erfahrung des Krieges aufwachsen. 

Gleichzeitig betonte Waskowycz, dass die Ukraine sich nicht einschüchtern lasse durch die russische Drohung mit dem Einsatz von Atomwaffen. „Selbst wenn Russland eine taktische Atomrakete mit begrenzter Wirkung auf die Ukraine abfeuern würden, würde das keine Kapitulation der Ukraine bedeuten“, sagte er. Allerdings halte man einen solchen Einsatz für unwahrscheinlich. Er selbst wünsche sich ein Ende des Krieges unter der Voraussetzung, dass Russland von allen besetzen Territorien zurückgedrängt werde. 

Das Bistum Münster unterstützt bereits seit 20 Jahren die Arbeit von Priestern in Osteuropa, insbesondere in der Ukraine. Zudem werden Projekte beispielsweise aus den Bereichen Bildung, Nachhaltigkeit und Umweltschutz sowie soziale Projekte gefördert. Seit Beginn des Krieges gibt es ein neu eingerichtetes Spendenkonto. „Mit dem Geld werden Krankenhäuser unter-stützt, in denen verletzte Soldaten versorgt werden. Gefördert werden aber auch Waisen, Einrichtungen für behinderte Kinder und Kinder mit onkologischen Erkrankungen“, sagte Mariya Sharko, die zuständige Mitarbeiterin für den Bereich Osteuropa der Fachstelle Weltkirche. „Zudem helfen die Spenden Einrichtungen in der Ukraine, die Flüchtlinge aus der Ost- und Zentralukraine bei sich aufnehmen. Das Geld dient der Unterstützung von Geflüchteten innerhalb der Ukraine und wird zur Lebensmittelversorgung eingesetzt“, ergänzte sie. Spenden sind auf der Internetseite www.dkm-spendenportal.de möglich.
 

Sie diskutierten die Situation in der Ukraine (von links): Judith Wüllhorst, Leiterin der Fachstelle Weltkirche und globale Zusammenarbeit, Andrij Waskowycz und Mariya Sharko.

Sie diskutierten die Situation in der Ukraine (von links): Judith Wüllhorst, Leiterin der Fachstelle Weltkirche und globale Zusammenarbeit, Andrij Waskowycz und Mariya Sharko.

© Bischöfliche Pressestelle / Lisa-Sophie Kreulich