Eine „Tiny Church“ für Ahlener Pfarrei St. Bartholomäus

, Kreisdekanat Warendorf

Sie soll mobil sein, auf einem Anhänger stehen und an ein Auto angekuppelt werden können: Die Pfarrei St. Bartholomäus in Ahlen möchte die Idee einer sogenannten „Tiny Church“ (deutsch: kleine Kirche) umsetzen. Unterstützung haben die Initiatoren von Architektur-Studierenden der FH Münster erhalten, die innerhalb eines Semesters mögliche Modelle entworfen haben. Sie sind derzeit in der St.-Marien-Kirche in Ahlen ausgestellt. Johannes Pietz und Rasmus Ellerhoff überzeugten die Fachjury mit ihrem Entwurf. Jetzt heißt es, ein Stimmungsbild der Pfarreimitglieder einzuholen und Spenden zu akquirieren. 

Pfarrer Ludger Kaulig (links) und Architekt Matthias Fritzen stellten die Entwürfe für eine „Tiny Church“ in der St.-Marien-Kirche in Ahlen vor.

© Bistum Münster

Pfarrer Dr. Ludger Kaulig erinnert sich genau, wie die Idee einer „rollenden Kirche“ entstanden ist: „Wir haben mit den Landwirten aus der Gegend überlegt, was wir gemeinsam auf die Beine stellen können.“ Auf die Idee einer Wallfahrt zu den Bildstöcken und Hofkreuzen mit der Herz-Jesu-Kapelle in der Bauernschaft Borbein als Ziel folgte die Überlegung, wie praktisch es wäre, wenn man die Kirche mitnehmen könnte. Die Idee der „Tiny Church“ war geboren. 

Kaulig holte sich Unterstützung von einem Profi, schließlich gab es bei der Umsetzung nicht nur sicherheitstechnische, sondern auch architektonische Aspekte zu bedenken. Fündig wurde er bei dem Ahlen-Vorhelmer Architekten Matthias Fritzen. Der Dozent stellte seinen 19 Studierenden die Aufgabe, heraus kamen elf Entwürfe, die weitestgehend die Vorgaben berücksichtigen: Die „Tiny Church“ darf 7,2 Meter lang, 2,5 Meter breit und vier Meter hoch sein. Innen wird der gut 15 Quadratmeter große Raum kaum mehr Platz als für acht bis zehn Personen bieten. „Deshalb war eine der Bedingungen, dass man die Kirche irgendwie öffnen kann, damit auch mit einer größeren Gemeinde draußen Gottesdienst gefeiert werden kann“, berichtete Kaulig, der die Entwürfe zusammen mit Fritzen, einem Kirchenvorstandsmitglied, von Beruf Statiker, einer Architektin aus Münster und Dombaumeisterin Anette Brachthäuser sichtete. 

Gekreuztes Licht und verwittertes Holz

Die Vielfalt unter den Ergebnissen war groß, zeigte sich Kaulig beeindruckt: „Die einen haben sich der Aufgabe technisch angenähert und geschaut, wie man eine Öffnung hinbekommt, ohne dass die Minikirche umkippt oder schief steht, die anderen haben einen theologisch-geistlichen Ansatz verfolgt und sich Gedanken gemacht, welche Rolle der Altar hat und wie man dem einfallenden Licht eine Symbolik geben kann.“ Auch Matthias Fritzen ist begeistert von der Kreativität der Studierenden: „In den Entwürfen stecken viel Gehirnschmalz und Herzblut.“ Gekreuztes Licht, verwittertes Holz, Lichtschlitze mit Buntglas, eine Verkleidung aus Schindeln, sogar ein Modell in der ovalen Form eines Samenkorns waren unter den Vorschlägen. 

Überzeugt hat die Jury der „Tiny-Church“-Entwurf von Johannes Pietz und Rasmus Ellerhoff. Ganz aus Holz und asymmetrisch gebaut, ist das Mobiliar zum Ein- und Ausklappen im Kirchenraum untergebracht. Die vordere Wand kann für größere Anlässe geöffnet werden. Eine mystische Stimmung bei Lichteinfall erzeugen die kleinen Fenster in einer der Längswände. „Der Raum ist schlicht und trotzdem ist alles da, was man braucht“, freut sich Kaulig, „die beiden Studenten haben das Maximum an Flexibilität herausgeholt.“

Fragen der Akustik, Belüftung und Barrierefreiheit

Einige Fragen gilt es noch zu klären, darunter das Thema Akustik, Belüftung und Barrierefreiheit. Auch die Pfarreimitglieder sollen noch nach ihrer Meinung befragt werden. „Und natürlich müssen wir schauen, wie wir das Projekt finanziert bekommen“, sagt der Pfarrer, der plant, die „Tiny Church“ im gesamten Kreisdekanat einzusetzen. Welche Kosten auf die Pfarrei zukommen, inwiefern das Bistum unterstützen kann und wann die „Tiny Church“ dann einsatzbereit ist – „in einigen Wochen wissen wir vielleicht schon mehr“, ist Kaulig gespannt. 

Ann-Christin Ladermann

Johannes Pietz und Rasmus Ellerhoff überzeugten die Fachjury mit diesem Entwurf.

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