Zurzeit ist der Direktor der Diözesanen Caritas Sri Lanka, Father Lawrance Newman Peiris, im Bistum Münster – genauer im Kreisdekanat Recklinghausen – unterwegs, um über seine Arbeit zu berichten. Er macht Station in Pfarreien in Recklinghausen und Marl, aber auch die jungen Menschen hat er im Blick. So besuchte er am Freitag, 4. April, die Maristenschule in Recklinghausen. Dort stand er in der bischöflichen Realschule den Schülerinnen und Schülern der Klasse 5a Rede und Antwort.
Die Zehn- und Elfjährigen hatten viele Fragen an den weit gereisten Gast. Bereitwillig stillte der 55-jährige Priester ihren Wissensdurst. Er erzählte, dass er das jüngste von vier Kindern sei, sein Vater Singhalese und seine Mutter Tamilin seien und er somit beide Sprachen des Landes spreche. Die Schülerinnen und Schüler erfuhren ebenso, dass seine Lieblingsfarbe Grün sei, denn sie tue der Seele gut, und dass es vier Religionen in Sri Lanka gebe. „Buddhisten, Hindus, Christen und Muslime leben friedlich miteinander. Das war lange Zeit nicht so, aber seit 15 Jahren ist der Bürgerkrieg beendet“, sagte er. Sri Lanka, was übersetzt „wertvolle Mutter“ heißt, sei wunderschön. Es gebe sehr unterschiedliche Landstriche, die vom Dschungel über das grüne Hochland bis hin zu Küsten reichten. 23 Millionen Menschen lebten in großen und mittleren Städten sowie in Dörfern.
In seinem Bistum Kandy wohnten knapp drei Millionen Menschen, von denen drei Prozent katholisch seien. „Die Menschen im Hochland Sri Lankas sind arm. Die Frauen arbeiten hart auf den Teeplantagen und verdienen dort rund vier Euro am Tag. Davon zu leben, ist sehr schwierig“, berichtete Father Newman, der 25 Jahre als Gemeindepfarrer tätig war und große Pfarreien mit bis zu 45 Außenstationen geleitet hat. Seit einem Jahr ist er Diözesandirektor von Caritas Sri Lanka-SETIK und setzt sich leidenschaftlich für soziale Gerechtigkeit, Gemeindeförderung und den interkulturellen Dialog ein. Gemeinsam mit seinem zwölfköpfigen interreligiösen Team engagiert er sich für die Würde der Menschen. „Wir gehen auf die Felder, fragen die Menschen, welche Probleme sie haben und helfen ihnen, diese zu lösen“, erklärte er. In unterschiedlichen Projekten und Programmen wie Friedens-, Versöhnungs-, Frauen- oder Umweltprojekten setzten sie sich für die Menschen ein. „Diese gute Arbeit ist nur möglich, weil wir von Misereor unterstützt werden. Ohne die finanzielle Hilfe wäre es nicht möglich, eine Gemeinschaft zu bilden, in der sich die Menschen gegenseitig unterstützen“, betonte er.
Viele Fragen hätten die Fünftklässler noch gehabt, jedoch verging diese außergewöhnliche Schulstunde viel zu schnell. Zum Abschluss bat Klassenlehrerin und Schulseelsorgerin Ulrike Weber den Gast, der von Maria Voß und Dolmetscherin Katrin Knorr begleitet wurde, das Vaterunser zunächst in seiner Muttersprache zu beten, bevor die Klassengemeinschaft es auf Deutsch betete und gemeinsam Weltkirche erlebte.
Michaela Kiepe