Pater Christian Heim hat das Buch über den bescheidenen Franziskaner geschrieben, der so viel in seinem Leben für die Ärmsten der Armen auf die Beine gestellt hat. Heim ist der Autor, der in dem Buch Stapel zu Wort kommen lässt und über sein Wirken berichten lässt. In der Kirche des ehemaligen Klosters und der heutigen Fazenda Mörmter ließen sich am 13. August eine Menge Leute von Heim und Stapel mitnehmen auf eine spirituelle Frage- und Antwort-Reise.
Frei Hans ist in seiner Bescheidenheit ein sehr präsenter Mann. Er fällt auf in seinen schmucklosen, zertretenen Sandalen und der von Hosenträgern gehaltenen schwarzen, zerschlissenen Arbeitshose. Der Bruder lebt das Franziskaner-Sein und das Wort. Seine starke, unaufgeregte Stimme hat eine angenehm tiefe Klangfarbe, die schon deshalb die Menschen gerne zuhören lässt, was er zu sagen hat. Stapel spricht von Hoffnung, einer unerschütterlichen Liebe zu den Menschen und zu Gott. Von seinem Wirken für die Gestrandeten, Hilflosen, Verzweifelten, die in den Höfen der Hoffnung oft erstmals Liebe erfahren und Familie erleben können. Gleichgültig, wie schlimm ihr oft auch von Drogenmissbrauch und Kriminalität geprägtes Leben zuvor aussah.
Seit 2009 geschieht das eben auch im ehemaligen Kloster Mörmter, das 1921/22 von Dorstener Franziskanern gegründet wurde und eine abwechslungsreiche Geschichte hat. 1945 traf der 2. Weltkrieg das klösterliche Leben mit Wucht. Ein Lazarett wurde errichtet, verletzten Soldaten geholfen, viele beerdigt. Noch heute wird der Soldatenfriedhof von den Bewohnern des Hauses gepflegt. Die Dorstener Brüder gaben Ende der 1970er-Jahre das Kloster auf und übergaben es an die Franziskaner der brasilianischen Provinz. Es wurde ein Alterssitz für Mitbrüder daraus.
Als auch diese Zeit sich dem Ende neigte, wurde 2009 vom engagierten Förderverein des ehemaligen Klosters nach neuen Nutzungsmöglichkeiten gesucht. Das Ergebnis ist noch heute beeindruckend. Die Fazenda da Esperanca, ein Hof der Hoffnung, gibt hier jungen Menschen einen Weg aus Sucht und Orientierungslosigkeit. Ihren Ursprung haben die „Fazendas da Esperança – Höfe der Hoffnung“ in Brasilien, wo Frei Hans Stapel die erste Fazenda gründete.
Auch davon erzählt das Buch „Frei“ eindrucksvoll und beispielgebend. Und immer voller Hoffnung. Denn Frei Hans ist sicher: „Die Welt, der Glaube geht weiter. In Deutschland ist das schon mal etwas anders. Aber in der Welt, in der ich oft unterwegs bin, da sieht man, dass Gott wirklich lebt.“ Den größten Feind der Kirche hat er längst ausgemacht: „Der Wohlstand – wo Geld ist, da ist kein Platz für Gott.“
Zum Ende des spirituellen Austausches in der Mörmter Klosterkirche geht es auch um den Tod. Für den 1945 geborenen Franziskanerpater ein Ereignis, dem er voller Freude entgegensieht. „Ich möchte Gott umarmen. Ich habe so viel von ihm gehabt – ich möchte ihn umarmen und Danke sagen.“ Und Frei Hans umarmen und Danke sagen, das taten nach der Lesung viele offensichtlich tief beeindruckte Menschen.
Anke Gellert-Helpenstein