Felix Elbers: Irgendwie – klingt doch ganz gut!

, Bistum Münster

Themen gibt es viele, Meinungen noch mehr. Nicht immer werden sie sachlich vorgebracht und ausgetauscht. Und viel zu oft bestimmen Empörung, Negativität, Ich-Bezogenheit und gegenseitige Attacken die Diskussionen. „Die Montagsmeinung“, das Meinungsformat des Bistums Münster, soll hier ein anderes Zeichen setzen. Persönlichkeiten aus Gesellschaft und Kirche, die sich dem Bistum verbunden fühlen, setzen sich darin mit Themen auseinander, die für sie und andere relevant und aktuell sind. Die Autorinnen und Autoren lassen es aber nicht bei Klagen und Kritik. Sie haben vielmehr konstruktive Ideen und Lösungsansätze. Diese teilen sie mit uns an dieser Stelle alle 14 Tage montags.

Die Montagsmeinung zum Auftakt der Karwoche hat Felix Elbers verfasst. Der Theologe ist Leiter des katholischen Kreisbildungswerks (KBW) im Kreis Steinfurt. Außerdem arbeitet er mit einigen Stunden als Koordinator für den Pastoralen Raum Mettingen. 

Felix Elbers

© Bistum Münster

Oft ertappe ich mich dabei, dass ich bei Planungen und Vorhaben das Wort „Irgendwie“ benutze. Kurz darauf frage ich mich, ob das nicht zu unkonkret, zu diffus oder vielleicht zu wenig durchdacht ist. In der heutigen Zeit, in der wir leben und gestalten dürfen, haben wir Zugriff auf eine Fülle an Informationen, Methoden und Werkzeugen, um zu planen, zu strukturieren und zu steuern. Doch manchmal scheint dieses Wissen eher hinderlich, weil ich mir unsicher bin, ob ich wirklich an alles gedacht, alles richtig organisiert oder perfekt vorbereitet habe.

Blickt man jedoch auf die eigenen Erfahrungen zurück, wird schnell klar: Oft hat es irgendwie trotzdem funktioniert. Ich glaube, das liegt weniger an mir selbst, sondern viel mehr an der Tatsache, dass ich mit einer Vielzahl von Menschen zusammenarbeite – nicht mit vorprogrammierten Maschinen. Das „Irgendwie“ lässt Raum für Kreativität und Gestaltung. Es rückt zunächst die Idee, den Gedanken oder das Thema in den Vordergrund und widmet sich erst später der konkreten Umsetzung und Planung.

Doch das „Irgendwie“ hat auch seine Tücken. Manchmal fehlt genau das Konkrete, um ins Handeln zu kommen. Es kann Unsicherheiten auslösen oder zu Missverständnissen in der Kommunikation führen. Intransparenz, Chaos und spontane Rettungsaktionen kennt sicherlich jeder aus dem Privat- oder Arbeitsleben – und diese sind oft mit Stress oder Aufregung verbunden. Auch können sie bei anderen Beteiligten Frustration auslösen. Ein unkritischer Lobgesang auf das „Irgendwie“ ist also nicht angebracht.

Dennoch möchte ich das „Irgendwie“ würdigen. Denn keine Idee wurde von Anfang an voll umgesetzt, kein Gedanke ist sofort zu Ende gedacht. Und wie im Sport: Ein Spiel dauert 90 Minuten, und der Ball ist rund. Mit der Hoffnung, dass ein Projekt oder Vorhaben irgendwie gut wird, zu starten, ist für mich eine Notwendigkeit. Schließlich ist so gut wie alles irgendwie entstanden.

„Irgendwie“ markiert den Beginn, den Aufbruch und das Neue. Etwas, das noch nicht vollständig erklärt oder verstanden ist, bleibt spannend. Die Momente, in denen aus „Irgendwie“ etwas Konkretes oder Fertiges entsteht, können als Erfolge gefeiert, als Aha-Erlebnisse oder als Ende einer anstrengenden Zeit gesehen werden. Wann genau sie eintreten, unterscheidet sich oft in der persönlichen Wahrnehmung und weicht manchmal von gesetzten Meilensteinen ab. In der Rückschau kann das Fertige den Beginn und die Idee überstrahlen oder in Vergessenheit geraten. Ich glaube, dass es sich lohnt, an die Anfänge und das Irgendwie zu erinnern, an das Chaos, die wilden Zeiten oder die Menschen, die irgendwie zusammengekommen sind.

Heute beginnt die Karwoche, und wir warten auf das Osterfest. Die Auferstehung wurde vielfach durchdacht, erforscht und in Worte, Bilder und Lieder gefasst. Doch sie bleibt irgendwie – ein Mysterium, das uns weiterhin in seiner Tiefe beschäftigt und Hoffnung gibt.

Das klingt doch ganz gut!

Weitere “Montagsmeinungen” können Sie hier nachlesen.