„Im Bischofsgarten haben wir unglaublich viele Tiere gefangen“, sagt die Biologin: „87 Waldmäuse und 51 Rötelmäuse“. Geforscht wird nicht nur im Bischofsgarten, sondern auch auf einer Waldfläche in den Rieselfeldern, in einem Wald am Haus Lütkenbeck, im Apothekergarten der Universität, im botanischen Garten und in einem Wald im Kinderbachtal. Durch Forschungsflächen, die sich im Verstädterungsgrad unterscheiden, und innerhalb und außerhalb der Stadt liegen, können die Daten miteinander verglichen und Unterschiede und Gemeinsamkeiten festgestellt werden. Das ausgerechnet der münsterische Bischofsgarten als Forschungsfläche ausgewählt wurde, hat verschiedene Gründe: Er bietet Wildtieren eine grüne Oase in der Innenstadt – und ist eingezäunt. Die Mäusefallen werden nachts aufgestellt. Ein Zaun ist deshalb wichtig, damit die Fallen nicht gestohlen werden. Die ersten Daten haben die Forschenden im Mai eingeholt, Ende August wollen sie die letzten Daten für dieses Jahr sammeln. Dann geht es an die Auswertung, bis es im kommenden Mai weitergeht. Das Forschungsprojekt ist auf zwei Jahre angelegt.
„Studien mit anderen Arten haben bereits gezeigt, dass Tiere in der Stadt risikofreudiger sind und ihre Umgebung schneller erkunden als Tiere auf dem Land“, erläutert Rimbach. Das habe auch Auswirkungen auf die Nahrungswahl der Tiere. So trauen sie sich auch eher an unbekannte Nahrung, zum Beispiel menschliche Abfälle. Dieses veränderte Fressverhalten kann die Gesundheit der Tiere beeinflussen. Um ihre Forschungsfrage zu beantworten, führen die Forschenden verschiedene Tests durch – wie beispielsweise den „Open-Field-Test“. Dabei werden die Tiere in eine dunkle Röhre entlassen und die Tiere entscheiden selbst, wie schnell sie diese verlassen, um in das „Open-Field“ zu gehen. Erst nach zehn Minuten werden sie sanft nach draußen geschubst. Das „Open-Field“ ist ein Behälter, der oben offen ist und dessen Boden durch mehrere Striche in verschiedene Bereiche eingeteilt ist. Diese zeigen an, wie weit sich das Tier vom Schutz des Randes des Behälters entfernt. Vor diesem Test dürfen die Tiere nicht berührt werden. Anschließend werden sie untersucht. Neben Art und Geschlecht interessiert das Team, ob die Tiere Junge haben oder schwanger, alt oder jung sind. Anhand einer Haarprobe wird zudem das Stresslevel der Tiere geprüft. Auch die Gene werden analysiert. So will das Team herausfinden, ob sich die Tiere zwischen Stadt und Land mischen, oder ob jede Gruppe für sich bleibt.
Die Forschungswoche beginnt freitags zwischen 20 und 21 Uhr: Dann stellen die Biologinnen und der Biologe alle zehn Meter Fallen auf, die durch eine Fahne gekennzeichnet sind. So ist gewährleistet, dass sie ihre Fallen auch wiederfinden. Jede Falle erhält zudem eine Nummer. Angelockt werden die Mäuse mit Hafer und Apfelstücken. Die Fallen sind so groß, dass mehrere Tiere Platz finden. Mäuse, die gefangen wurden, werden durch einen Chip markiert und an ihrem Fangort freigelassen. Mittwochs werden die letzten Fallen aufgestellt, bevor es freitags in die nächste Runde geht.