Fünftes Coesfelder Couchgespräch beschäftigte sich mit Flüchtlingsfrage

"Wir werden es in Coesfeld schaffen", ist nicht nur Johannes Heling vom Katholischen Kreisbildungswerk nach einem informativen Abend, der nichts beschönigte, aber auch nichts dramatisierte, überzeugt.

Auch die meisten der mehr als 100 Besucher, die sich zum fünften Coesfelder Couchgespräch im Saal des Anna-Katharina-Pfarrheims eingefunden hatten, um sich über die Lebensperspektiven ihrer neuen Nachbarn zu informieren, glauben fest daran. Viele von ihnen arbeiten aktiv daran mit, dass die Integration gelingt.

Uwe Goerlich, Redaktionsleiter der Allgemeinen Zeitung und Moderator des Abends, begrüßte fünf Gäste auf der Couch – "aus Platzgründen" nacheinander, sagte er schmunzelnd.

Einer der Gesprächspartner war der Syrer A. R., der seinen Namen nicht veröffentlicht wissen möchte. Im Gespräch formulierte er deutlich, was er sich für sein Leben in der Stadt wünscht. Seine Flucht handelte er in Stichworten ab, betonte, dass es an einigen Grenzen Schwierigkeiten gab. Wichtiger aber war ihm die Zukunft. "Ich hasse das Wort Flüchtlinge", sagte er in hervorragendem Deutsch. Er wolle von Anderen als Mensch wahrgenommen werden, seine Frau und seinen kleinen Sohn nicht als Flüchtlinge in diesem Land sehen. Daher wolle er sie erst nachholen, wenn er als Zahnarzt (sein Beruf in Syrien) oder Zahntechniker eigenes Geld verdiene.

In der Begegnung erfahren, dass es sich um Menschen handelt, nicht um Flüchtlinge, wünschte sich auch Bernd Lippe von der Flüchtlingsinitiative (FI). Im Gespräch mit ihm fragte Goerlich nach öffentlichen Begegnungsmöglichkeiten. Vom Grundsatz her seien sie zu begrüßen, sagte Lippe. Auch wenn sicher erst Berührungsängste abgebaut werden müssten. Er schilderte die zahlreichen Tätigkeiten der Initiative, von Erstbegleitung über Patenschaften für Familien und Spielgruppen bis hin zur Fahrradwerkstatt, die Mobilität ermöglicht. Und fast immer erführen die Mitarbeiter Respekt, Achtung und Dankbarkeit.

Lippe betonte die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Coesfeld und der Agentur für Arbeit. Ein gefragter Gesprächsteilnehmer war Andreas Kolm vom Fachbereich Soziales der Stadt Coesfeld. Er ist erster Ansprechpartner für neu ankommende Flüchtlinge. Als wichtig sah er es an, dass dezentral kleinere Einheiten geschaffen werden – "keine Ghettos. Das bringt mehr Ruhe in die Gesellschaft".

Zu den Chancen auf dem Arbeitsmarkt befragte Goerlich den Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, Dr. Michael Oelck. Seine Erfahrung: Die meisten Ankommenden sind hoch motiviert, auch wenn ihre Zielvorstellungen zuweilen unrealistisch seien. Als wichtigste Voraussetzung nannte Oelck die Sprache. Gut ein Jahr bräuchten Migranten, um die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeitssuche zu erfüllen. Dabei helfen Kurse im Bildungswerk und Praktika in Zusammenarbeit mit Firmen. Und um die freie Zeit sinnvoll zu verbringen, seien die Sportvereine mit im Boot. Heinz Rengshausen vom DJK berichtete, dass Kinder, Jugendliche und Männer die Angebote gern annehmen. Frauen täten sich schwer, an sportlichen Angeboten teilzunehmen aufgrund der anderen Kultur, in der sie aufgewachsen seien.

Bildunterschrift: Mehr als 100 Besucher informierten sich beim fünften Coesfelder Couchgespräch über verschiedene Aspekte der Flüchtlingsfrage.

Foto: Johannes Heling / Kreisbildungswerk
Text: Bischöfliche Pressestelle / 10.05.16
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