Drei Stationen umfasst der von Schilles gestaltete Kreuzweg. Ein Kreuzweg gegen das Vergessen und für die Würde des Menschen. Der Seelsorger nimmt dabei vor allem Menschen mit Behinderungen in den Blick, die in der Zeit des Nationalsozialismus Leid erlitten haben. Dafür hat er unter anderem Texte des seligen Clemens-August Kardinal von Galen eingeflochten, der eindeutig und mutig Position für die Menschen bezogen hat, die von den Nationalsozialisten „Krüppel“ und „Geisteskranke“ genannt und als lebensunwertes Leben abgestempelt wurden. „Das ist heute durch die Ökonomisierung des Gesundheitssystem und die medizinischen Möglichkeiten wie beispielsweise die Pränataldiagnostik ein aktuelles Thema, bei dem sich immer die Frage stellt, was lebenswertes und was nicht lebenswertes Leben ist“, gibt Schilles zu bedenken.
Deshalb sei es wichtig, die Menschenwürde in den Blick zu nehmen. Auch die Gegner Jesu hätten versucht, ihn zu zerstören. „Seine Würde konnten sie verletzen, aber sie konnten sie ihm nicht nehmen“, erläutert der Seelsorger mit Blick auf den Kreuzweg. In der Tradition des christlichen Menschenbildes hätten alle Menschen ein Recht zu leben. Gerade in der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen sei es wichtig, ihre Potenziale zu sehen und ihnen gerecht zu werden. „Niemandem darf von außen ein Lebensrecht abgesprochen werden“, betont Schilles.
Der Kreuzweg startet in der Nähe des Landgerichtes in Münster und führt zur Nordseite des Doms. „Jeder trägt einen Stein als Symbol für das Schwere und Dunkle mit sich. Diese legen wir an der Kreuzigungsgruppe ab. Zu den Figuren unter dem Kreuz gehören auch Anna Katharina und Kardinal von Galen“, erklärt er.
Der Kreuzweg richte sich nicht nur an Menschen aus Einrichtungen der Behindertenhilfe, sondern alle seien eingeladen, diesen Weg mitzugehen. „Es ist ein inklusives Angebot und wir freuen uns über jeden, der dabei ist“, betont Schilles.
Michaela Kiepe