Mit dieser Personalentscheidung ist Bundeskanzlerin Angela Merkel eine echte Überraschung gelungen. Stimmen die Sozialdemokraten bis zum kommenden Wochenende für eine Große Koalition (GroKo) aus CDU und SPD, soll die Tecklenburger CDU-Abgeordnete Anja Karliczek neue Bundesministerin für Bildung und Forschung werden. Bevor sie nach Berlin ging, hat sich die 46-jährige Mutter dreier erwachsener Kinder lange Zeit in ihrer damals noch selbstständigen Heimatpfarrei St. Peter und Paul in Brochterbeck engagiert – in der Firmvorbereitung und im Pfarreirat. Der Glaube, sagt sie, spiele in ihrem Leben eine wichtige Rolle: „Er gibt mir Orientierung und Kraft.“
Zu glauben, das bedeutet für die vermutlich künftige Bundesministerin, „mich und mein Handeln immer wieder selbst zu reflektieren“. In einem religiösen Elternhaus aufgewachsen, hätten Gott und Glaube von Kindheit an eine wichtige Rolle gespielt: „Darin liegen meine Wurzeln“. Besonders in schwierigen Zeiten habe sie durch ihren Glauben erfahren, was wirklich wichtig ist im Leben – „und dass ich vertrauen darf“.
Im politisch oftmals kontroversen und hektischen Berlin erde der Glaube sie. Und er treibe sie an: „Mein politisches Handeln ist auch durch meinen Glauben geprägt.“ Sie fühle sich dem christlichen Menschenbild verpflichtet. „Denen zu helfen, die es nicht selbst tun können, ist die Leitplanke meiner politischen Entscheidungen.“
Als vor knapp einer Woche Merkels Anruf kam und diese sie beim Gespräch im Kanzleramt bat, in einer neuen GroKo Ministerin zu werden, musste Anja Karliczek erst einmal tief Luft holen und sich sammeln. Ein Stoßgebet habe sie danach zwar nicht „nach oben“ geschickt, „aber ich bin zutiefst dankbar dafür, dass das Leben es gut mit mir meint“.
Gudrun Niewöhner